Melzer fixiert Daviscup-Aufstieg
Sonntag, 14.45 Uhr, Wiener Neustadt, Arena Nova. 13 Österreicher in feschen rot-weißen Trainingsanzügen tanzen, umarmen einander und laden das Publikum zur Welle ein. Endlich wird der Sekt geöffnet, der nach der Doppelniederlage von Marach/Peya einen Tag länger im Kühlschrank bleiben musste.
Österreichs 13-köpfige Daviscup-Gemeinschaft und rund 3500 Fans feierten
Jürgen Melzer. Der 30-jährige Niederösterreicher hatte soeben den Russen Alex Bogomolow jun. 6:2, 6:4, 6:1 geschlagen und im Achtelfinal-Duell mit Russland auf 3:1 gestellt. Tenniskenner wissen: Damit hat Österreich gewonnen und steht erstmals seit 1995 im Viertelfinale der Weltgruppe. "Ich habe den Ball heute sehr gut am Schläger gehabt und das Match immer kontrolliert", frohlockte Melzer, "das war mein schönster Sieg im
Daviscup."
Der beste österreichische Tennisspieler zeigte nur kurze Schwächephasen. Er konnte es sich leisten, weil sein Gegner nur die ersten zehn Minuten wie eine Nummer 34 der Welt spielte. Melzer, die Nummer 40 im Ranking, diktierte die Partie und ließ sich erst gar nicht auf Spielchen ein. Nur zu Beginn waren sich die Fans nicht sicher, ob der Deutsch-Wagramer tatsächlich siegen würde. Gleich im ersten Aufschlag-Spiel musste er nämlich drei Break-Bälle abwehren. Er tat es und gewann den ersten Satz klar.
Zu diesem Zeitpunkt schlüpfte Melzers ehemaliger Teamkamerad Stefan Koubek, der am Samstag geehrt wurde, während des Verzehrs von Topfentascherln in die Rolle eines Propheten: "Jetzt gewinnt er in drei." Melzer siegte tatsächlich in drei Sätzen. Dem eingebürgerten Bogomolow jun. gelang es nicht einmal, den Schläger zu zertrümmern. Der blieb nach Wutanfällen ganz. Eingebürgert? Junior?
Ausreiser
Der Papa, ein ehemaliger russischer Tennisspieler, heißt auch
Alex Bogomolow. Eines Tages, nachdem dieser pausenlos Post von pubertierenden Mäderln bekommen hatte, nahm der Senior seinen Sohn zur Seite und sagte: "Pass auf, Bub. Du kriegst jetzt dein eigenes Postkasterl und heißt ab jetzt Alex Bogomolow junior."
Wirklich überliefert ist, dass Alex Bogomolow jun. mit Alex Bogomolow sen. im Alter von neun Jahren nach Miami auswanderte, im US-amerikanischen Team aber stets nur fünfte Wahl war. Deshalb schnürte er sein Ränzlein und spielt seit heuer für Russland und verlor vor den Augen seines Vaters beide Partien.
Traum-Männlein
Egal. Jürgen Melzer ist in Österreich einzigartig (der Vater heißt Rudolf), spielt seit 13 Jahren im österreichischen Daviscup und darf jetzt erstmals an einem Weltgruppen-Viertelfinal-Spiel teilnehmen. "Lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet, jetzt hat sich endlich mein Traum erfüllt", sagte der stolze Sieger.
Andreas Haider-Maurer kam zur richtigen Zeit ins Team. Der Waldviertler, der am Sonntagabend die bedeutungslose Partie gegen Igor Kunitsin 4:6, 6:4, 6:7 (4) verlor, durfte eineinhalb Jahre nach seinem Debüt (Niederlage in Israel gegen Sela) beim größten Daviscup-Erfolg seit 1995 dabei sein.
Der Wiener Clemens Trimmel, mit 33 Jahren der jüngste Daviscup-Kapitän, den Österreich je hatte, erlebte eine wunderschöne Premiere: "Wir haben in den letzten zehn Tagen hart gearbeitet. Jetzt sind wir endgültig Weltklasse."
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