Mein Olympia


Der überflüssige Knirps
Das Arbeitsleid eines Journalisten interessiert keine Sau. Trotzdem, kurz: Ich war noch nie drei Wochen am Stück in der Fremde am selben Ort, im selben Zimmer, neben mir. Nach 20 Arbeitstagen in Folge, à 15 Stunden und mehr, sind Kraft & Ideen verbraucht.
Mir fehlt mein Hund, der den Spitznamen Burli und elf Kilo hat. Ich habe überlegt, ihn rasieren zu lassen und in die Sauna zu schicken. Unter zehn Kilo dürfen Hunde gratis fliegen. Im Pfotengepäck hätte er mir eine Extrawurstsemmel mitnehmen können. Ja, es gibt tatsächlich Dinge, auf die ich mich freue. Herrli Burli Gassi gehi zum Beispiel, das versteht der kleine Mann. Er wird wedeln. Und Burli Herrli Bussi gebi. Nein, der Hund ist kein Trottel.
Der Ausflug nach London war fein. Alles gut. Sogar das Wetter. Schlecht, dass ich den Knirps dauernd mit mir herumgeschleppt habe. Ich will nie wieder von einem Paddel-Sprint berichten müssen. Am meisten beeindruckt haben mich die drei schwedischen Handballerinnen, die im Zimmer von Usain Bolt eine Party schmeißen durften. Ich will nie wieder von einem Paddel-Sprint berichten müssen. Das hatten wir schon?
Danke für die Aufmerksamkeit.
harald.schume@kurier.at

Das große Bedauern
Nach neun Olympischen Spielen vor Ort – sechs im Sommer, drei im Winter – lautet meine persönliche Rangliste:
1. ex aequo London 2012 und Sydney 2000, 3. Barcelona 1992, 4. Salt Lake City 2002, 5. Athen 2004, 6. Vancouver 2010, 7. Seoul 1988, 8. Turin 2006, 9. Atlanta 1996.
Mit aufrichtigem Bedauern nehme ich die im gestrigen KURIER geäußerte Bemerkung, dass Österreichs Mountainbiker Exoten seien, zurück: Alexander Gehbauer bot als letzter Österreicher im Einsatz in einer spektakulären und im höchsten Maße Olympia-würdigen Sportart eine hervorragende Leistung.
Zum Bedauern gab es trotz der unendlich vielen positiven Eindrücke Einiges: Die Medaillenlosigkeit der Österreicher, die Erkenntnis, dass Wien niemals Olympiastadt sein wird, die Tatsache, dass man sich die Finger wundschreiben kann über die stümperhaften Schwächen des österreichischen Sportsystems – und trotzdem weiß, dass man genau gar nichts daran verändern kann.
Stolz bin ich, dass ich trotz der schmerzhaften Stunde Zeitunterschied kein einziges Mal den Redaktionsschluss überzogen habe und mit jeder Geschichte rechtzeitig fertig gewo juergen.preusser@kurier.at

Die olympische Vielfalt
London 2012 war gigantisch im positiven Sinne und hat mir gezeigt, wie vielfältig Olympische Spiele sein können.
Brutal, beim Radrennen, als eine Million Fans die Straßen säumen und mit Alexander Winokurow doch der falsche Fahrer gewinnt.
Mitreißend, beim Vielseitigkeitsreiten, als Zara Phillips, die Enkelin der Queen, in das Stadion reitet und ein Aufschrei durch den Greenwich Park geht.
Leise, beim Bogenschießen, bei dem die Athleten aus 70 Metern das Ziel treffen und ein Fernglas brauchen, um den steckenden Pfeil zu sehen.
Packend, beim Beachvolleyball, als die Österreicher Doppler/Horst die Nummer 1 der Welt an den Rand einer Niederlage bringen.
Traurig, beim Rudern, als die Briten Hunter und Purchase um sechs Zehntelsekunden Gold verpassen und beim TV-Interview in Tränen ausbrechen.
Sexy, beim 400-Meter-Lauf, als die Damen und Herren mit den begnadeten Körpern durch die Mixed-Zone stolzieren.
Überwältigend, beim 10.000-Meter-Lauf, in dem der in Somalia geborene Brite Mo Farah von 80.000 zum Sieg gebrüllt wird.
Freundlich, wie jeder Einzelne der 70.000 Volunteers und 12.000 Soldaten, ohne die Olympia in dieser Form nicht möglich wäre.
Dafür ein großes Danke!
florian.plavec@kurier.at
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