Matirosjan noch kein Staatsbürger und WM-Zuschauer

Matirosjan noch kein Staatsbürger und WM-Zuschauer
Er sollte am Wochenende im Disneyland Paris nach der Hantel und dem Olympia-Ticket greifen.

Stattdessen hängt Österreichs mit Abstand bester Gewichtheber in der Warteschleife. Sargis Matirosjan wartet auf die Verleihung der Staatsbürgerschaft. Der gebürtige Armenier ist seit fast sechs Jahren in Österreich. Sein Einbürgerungsantrag liegt im Innenministerium, könnte 2011 den Ministerrat passieren.

Für die laufende WM in Paris kommt das zu spät. Matirosjan hätte in der Klasse bis 94 kg mit einem Top-Ten-Platz spekulieren dürfen, in der Einzeldisziplin Reißen wäre sogar eine Medaille möglich gewesen. Und dann wäre da noch die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012 in London, für die der 25-Jährige als einziger heimischer Heber infrage kommt. "Die beste Chance ist vergeben", erklärte Verbandspräsident Norbert Wallauch.

Es war allerdings nicht die letzte, sollte Matirosjan die Staatsbürgerschaft nach jahrelangen Bemühungen tatsächlich noch heuer erhalten. Sportminister Norbert Darabos hat Anfragen aus dem Innenministerium nach Rücksprache mit dem Gewichtheberverband (ÖGV) bereits zweimal positiv beantwortet. Wann der nächste Schub an Einbürgerungen "wegen außerordentlicher Leistungen" in den Ministerrat kommt, war vorerst nicht zu erfahren. Nicht unüblich ist das aber bei einer der Sitzungen im Dezember.

"Wir sind jetzt sehr zuversichtlich", betonte Wallauch. Matirosjan könnte sich im Frühjahr noch über die bereinigte Weltrangliste für London qualifizieren. Letztes Großereignis davor ist die EM im April in Antalya. "Ich will Gold für Österreich gewinnen", wird der Athlet des Badener AC nicht müde zu betonen. Er sagt es in gutem Deutsch. Im Frühjahr hat Matirosjan, der mangels Perspektive aus seiner Heimat geflohen war, das Bleiberecht erlangt.

Die sportlichen Qualitäten des einstigen Asylwerbers sind unbestritten. "Er ist sensationell gut", meinte Wallauch. "Es ist schade, weil er schon bei der WM ein hoffnungsvoller Kandidat im Reißen gewesen wäre." Dort hätte Matirosjan mit seiner Bestleistung (180 kg) schon dieses Jahr in Kasan Europameister werden können. Im Stoßen hat das Kraftpaket allerdings noch Defizite, olympisch ist im Gewichtheben nur der Zweikampf.

Matirosjan wäre ein "umgekehrter Matthias Steiner". Der gebürtige Niederösterreicher hatte den heimischen Verband vor seinem vielbeachteten Olympia-Gold im Superschwergewicht 2008 in Peking in Richtung Deutschland verlassen. "So etwas wird uns nicht mehr passieren", versicherte Wallauch.

Kommentare