Schlag auf Schlag Richtung Olympia

Schau, in diese Hose passt auch meine Frau rein. Die habe ich mir vor meiner Hochzeit gekauft", sagt Marcos Nader und zieht am Hosenbund. Ziemlich abgenommen hat Österreichs bester Boxer. Aber nicht, weil er seine Langzeit-Freundin, die ehemalige Miss Vienna Sandra Soknic im Juni ehelichte, sondern weil er die Gewichtsklasse wechselt.
Der 24-jährige Wiener macht’s künftig eine Stufe leichter, tritt im Weltergewicht an. Nicht die einzige Veränderung: Nader, der sich heuer von seinem deutschen Boxstall Sauerland getrennt hat, wechselt vom Profisport, in dem er im Jänner seinen EU-Titel verlor, zu den Amateuren. Und das hat wahrlich gewichtige Gründe: "Mein Traumziel ist eine Olympische Medaille." Um eine solche zu holen, muss er erstmals teilnehmen, und dies wäre bekanntlich als Profi nicht möglich.
Als Amateur hat er hingegen gute Chancen. Dafür sorgt der neue Weltklasse-Bewerb AIBA Proboxing (APB), über den sich in jeder der zehn olympischen Gewichtsklassen je zwei Boxer für Rio qualifizieren können. Das gilt auch für ehemalige Profis, sofern sie nicht mehr als 20 Profikämpfe bestritten haben. Und da hat der Wiener Glück gehabt, er kommt gerade auf diese Anzahl, neben 18 Siegen gab es jeweils eine Niederlage und ein Remis. Alles erzielt im Mittelgewicht.
Zurück zum Hosenbund: Damals galt das Limit 72 Kilo, jetzt darf er im Weltergewicht bei den Amateuren nicht mehr als 69 wiegen. "Von der Größe und Proportion her bin ich ein richtiger Weltergewichtler", betonte der 1,76 m große Linksausleger, "ich habe auch in dieser Klasse lange geboxt." Das Maß für Mittelgewichtler hätte bei den Amateuren 75 Kilo betragen.
Harte Konkurrenz
Am 24. Oktober kommt es schon zum ersten Kampf des neuen Bewerbes, vielleicht wird sogar in Österreich geboxt. Nach weiteren drei Kämpfen steht am 31. Jänner fest, ob Nader nach Rio darf. Es sieht so aus, als wäre Nader trotz Top-Konkurrenz (so der Olympia-Dritte Andrej Samkowoj aus Russland oder der deutsche WM-Dritte Arajik Marutjan) als Nummer eins gesetzt, damit würde er einer harten Auslosung entgehen.
Doch das Profi-Dasein brachte auch Vorteile, der Sauerland-Boxstall brachte auch Geld ins Hause Nader. Vater Roman Nader, Präsident des österreichischen Boxverbandes: "Ein Boxer muss in erster Linie schauen, die Ausgaben so gering wie möglich zu halten." Das kann Marcos Nader. Gecoacht wird er wie in seiner Anfangszeit von Bruder Daniel, trainiert wird in dessen Boxstudio Bounce. "Sparringpartner holen wir uns aus ganz Europa", sagt Nader.
Nader ist übrigens nicht der einzige Olympia-Aspirant. Mit Howig Grigorian, Stefan Nikolic und Michael Gunitzberger schlagen sich weitere Talente durch. "Sie haben alle Potenzial für Rio", sagt Marcos Nader. Österreichs letzter Boxer bei Olympia war Biko Botowamungu – 1988.
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