Djokovic beendet in Madrid Dominic Thiems Siegesserie
Es hätte nicht sein sollen: Thiem scheiterte am cleveren Djokovic.
Der Siegeslauf von Dominic Thiem ist am Samstag im Madrid-Halbfinale vom Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic gestoppt worden. Der 25-jährige Niederösterreicher, der ab Montag wieder Nummer 4 der Welt ist, unterlag dem bald 32-jährigen Serben mit 6:7(2),6:7(4). Der 15-fache Major-Sieger stellte damit im Head-to-Head mit Thiem auf 6:2-Siege und trifft nun auf Stefanos Tsitsipas. Der als Nummer 8 gesetzte Grieche bezwang Sandplatz-"König" Rafael Nadal kurz vor Mitternacht und nach 2:34 Stunden mit 6:4,2:6,6:3 nieder. Es war sein erster Sieg über den Spanier.
Thiem blieb damit das dritte Madrid-Finale en suite versagt und muss nach seinem Premierensieg bei einem Masters-1000-Turnier in Indian Wells (Hartplatz) auf den ersten Sand-Titel auf diesem ATP-Level noch warten.
Immerhin gab es für den Lichtenwörther ein positives Erlebnis zu feiern. Am späten Samstagabend erreichte er an der Seite seines guten Freundes Diego Schwartzman zum ersten Mal bei einem Masters-1000-Turnier bzw. zum dritten Mal auf der ATP-Tour ein Doppel-Finale. Das Duo besiegte Guido Pella/Joao Sousa (ARG/POR) nach knapp 58 Minuten 6:3,6:2.
"Unglaublich, völlig unerwartet. Es hat Riesenspaß gemacht. Ich war natürlich ein bisserl mit meinen Gefühlen nach dem Einzel unten, aber das Doppel hat mich richtig rausgerissen. So unerwartet mit einem sehr guten Freund wie Diego, das ist ein Traum", freute sich Thiem. Für ihn geht es am Sonntag (15.30 Uhr) um seinen ersten Doppel-Titel auf der Tour und das gleich auf 1000er-Niveau.
Der Erste kam nicht
Das Match war wie erwartet völlig anders als das Viertelfinale gegen Federer. Während der Schweizer die schnelle Entscheidung gesucht hatte, auch um Thiem keinerlei Rhythmus zu geben, ist die Spielweise von Djokovic auf lange Grundlinien-Duelle, Zermürben des Gegners und auch Konter ausgelegt.
Thiem begann stark. Das erste Break im Spiel gelang dem Österreicher, doch Djokovic konnte zum 3:3 ausgleichen. Danach entwickelte sich ein zähes Ringen um jeden Punkt, wobei Thiem Probleme hatte, seinen ersten Aufschlag ins Ziel zu bringen. Heikel wurde es für den "Djoker", der die Bälle vor dem Service wie so oft rund 15 Mal aufspringen ließ, im neunten Game. Nach einer Verwarnung wegen Zeitüberschreitung musste er nach der zweiten Verwarnung bei 15:40 gar den ersten Aufschlag auslassen. Dennoch gelang es dem noch 31-Jährigen, das Break zu verhindern. Im Tiebreak war Djokovic der bessere Spieler - 7:2 für die Nummer 1 der Welt.
Im zweiten Satz schien sich das Match zu drehen. Thiem spielte zeitweise groß auf, es gelang das Break. Doch Djokovic schlug zurück, sofort gelang ihm das Re-Break zum 4:4. Und dann war es wieder der Serbe, der Thiem ein Aufschlaggame abnehmen konnte. Die Nummer 1 der Welt servierte auf den Matchgewinn, doch mit einem Doppelfehler schenkte er Thiem das Game. Abermals ging es ins Tiebreak, wo Djokovic wieder das bessere Ende für sich hatte.
"Im Tiebreak war er zweimal der Bessere"
Thiem war alles andere als bitter enttäuscht nach der knappen Niederlage. "Ich denke, dass es generell ein ganz gutes Match war. Um diese Spieler zu besiegen, braucht man immer ein bisserl ein Glück, ein bisserl das Momentum. Das war heute sicher nicht der Fall", resümierte er zufrieden.
Zum Match selbst: "Es haben ein paar kleine Dinge den Ausschlag gegeben." Er habe ein paar Breakbälle unglücklich verloren, "bei ein paar Breakbällen habe ich auch ein paar sehr schlechte Fehler gemacht. Im Tiebreak war er zweimal der Bessere." Thiem erinnerte an einen "unfassbaren Punkt" des Serben im ersten Tiebreak. "Im zweiten Tiebreak mache ich bei 3:4 den Doppler, was zu einer sehr schlechten Zeit war."
Zu seiner Gesamtperformance in den vergangenen Wochen gebe es jedenfalls keinen Grund, sich zu beschweren. "Es passt sehr gut. Ich habe Indian Wells und Barcelona gewonnen, in Madrid ein Semifinale. Ich habe schon über 2.000 Punkte und auch ziemlich sicher eine Top-4-Setzung in Paris, was sehr wichtig ist, damit ich diesen ganz großen Kalibern aus dem Weg gehe bis zu einer tiefen Phase des Turniers", hofft Thiem auf das Behalten der Top-4-Position bis Roland Garros. "Es läuft alles gut. Es wäre komplett vermessen, wenn ich unzufrieden wäre."
Lob
"Dominic ist derzeit der beste Spieler der Welt auf diesem Belag. Er hat in dieser Saison Siege gegen Rafa und Roger, er hat Barcelona gewonnen und spielt auf wirklich hohem Level. Er hat auch in Indian Wells gewonnen", lobte Djokovic, der Thiem bei dessen Abgang vom Platz auch applaudierte, den Niederösterreicher. Der Serbe war mit seiner Performance sehr zufrieden. "Ich habe in beiden Tiebreaks wirklich gut gespielt. Das war mein bestes Sandmatch in dieser Saison."
Zudem war er zufrieden, dass er die Nerven bewahrt hat "Ich dachte, ich hätte das Match bei 6:5 im zweiten Satz ausservieren sollen, aber Respekt für ihn, dass er es ins Tiebreak geschafft hat."
Vergebene Chancen
Auch Thiems Manager Günter Bresnik lobte den Auftritt seines Schützlings. "Auch wenn er das Match verloren hat, das war vom Niveau her eines der besten Spiele in der heurigen Sandplatz-Saison. Man kann nicht sagen, dass er es unglücklich verloren hat, aber im Endeffekt hat er wesentlich mehr Chancen gehabt", konstatierte Bresnik gegenüber der APA.
Jene Chancen habe Djokovic "teilweise unglaublich" abgewehrt und "die Tiebreaks hat der heute außergewöhnlich gut gespielt, da hat Dominic ein, zwei Schnitzer gemacht." Zudem, so Bresnik, habe Thiem, wenn dieser von der Grundlinie aggressiv gespielt habe, Djokovic "komplett dominiert".
Zum ersten Doppel-Halbfinale Thiems auf 1000er-Niveau meinte Bresnik: "Das ist für mich natürlich eine Überraschung, weil einen (Oliver) Marach muss man erst einmal schlagen, aber der ist einfach ein guter Tennisspieler." Wenn Thiem gut serviert und retourniert sei er besser als der Rest. "Mir hat (Julian) Knowle schon einmal gesagt, dass Domi ein Riesen-Doppelspieler wäre."
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