Lochte endgültig aus Schatten von Phelps getreten

Zweimal hatte er den größten Olympioniken aller Zeiten bereits vor einem Jahr bei den Langbahn-Weltmeisterschaften in Shanghai im direkten Duell besiegt, nun glückte ihm das auch bei Olympia. Phelps hingegen blieb das erste Mal seit seinem ersten Olympia-Rennen 2000 in Sydney über 200 m Delfin (5.) ohne Medaille.
Lochte war schon 2008 in Peking in einem Einzelbewerb Olympiasieger geworden, über 200 m Rücken. Doch dieser Sieg stellte ihn nun noch mehr zufrieden. "Mit zwölf Jahren habe ich begonnen, von Olympia-Gold zu träumen", sagte der 27-Jährige. "Ich habe viel dafür geopfert und es hat sich zur Gänze ausgezahlt. Ich werde für einen Schwimmer vielleicht schon ein bisschen alt, aber ich bin auf einer Welle." Am Freitag feiert der nun vierfache Olympiasieger seinen 28. Geburtstag.
Für den als erster Herausforderer von Phelps in die Spiele gegangenen Lochte hat sich jetzt wohl auch die sportliche Einschätzung seines größten Rivalen ein bisschen geändert. Bisher hatte er ihn immer als größten Schwimmer aller Zeiten bezeichnet. "Michael ist noch immer einer der besten Schwimmer", meinte er nun. "Aber es ist irgendwie merkwürdig, dass er nicht mit mir auf dem Podium steht. Doch er ist auf kürzeren Strecken besser. Die 400 m Lagen sind einfach sehr hart."
Vielleicht hätte Phelps auch besser daran getan, nach den US-Trials Anfang des Monats von seinen fünf Einzelstrecken die lange Lagendistanz statt der 200 m Kraul aus seinem Olympia-Programm zu streichen. Sein Coach Bob Bowman gab allerdings an, dass alles auf ein gutes 400-m-Abschneiden seines Schützlings hingedeutet hatte. "Ich denke, er war mental gut auf dieses Rennen vorbereitet", meinte der Trainer. "Und ich glaube ehrlich, dass es auch kein körperliches Problem gewesen ist."
Phelps ist nach dem von ihm verlorenen Rennen im Massagebereich auf Lochte zugegangen und hat ihm gratuliert. "Er war sicher durch die Niederlage irritiert, aber er war auch stolz auf mich", sagte Lochte dazu, um weiter auszuführen. "Wir haben ein gutes Verhältnis, vielleicht eine der besten Rivalitäten der Schwimm-Geschichte. Ich bin froh, gegen ihn zu schwimmen und aus demselben Land zu kommen. Ob man gewinnt oder verliert, nachher bleiben wir Freunde."
Während Lochte seit den Spielen in Peking Training und Ernährung umgestellt hat, hat Phelps erst langsam in den vergangenen beiden Jahren seinen Fokus wiedergefunden. Dennoch hat es nicht wunschgemäß geklappt. "Das war nicht der Start, den ich gerne gehabt hätte. Aber ich muss schauen, dass es in meinen nächsten Events besser läuft", erläuterte Phelps. "Mein Abschneiden hat nichts damit zu tun, dass ich auf Bahn acht geschwommen bin. Es war einfach schlecht."
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