„Lieber den Ball flach halten“

Eine Skirennläuferin mit Helm und Skibrille während eines Rennens.
Die zweifache Titelverteidigerin auf Spurensuche.

Ich muss zugeben, ich habe ihn noch gar nicht gehört“, sagt Elisabeth Görgl und lacht fast ein wenig entschuldigend. Die Rede ist vom WM-Song „Go for Gold“, den Andreas Gabalier für Schladming geschrieben hat. „Bei uns war so viel los“, sagt die Steirerin, die vor zwei Jahren in Garmisch-Partenkirchen selbst für das offizielle WM-Liedgut verantwortlich war. Geht es um die aktuelle Saison, wird die Titelverteidigerin in Abfahrt und Super-G nachdenklich.

Das beste Resultat erzielte Görgl beim Riesentorlauf-Auftakt in Sölden (Platz sieben). In ihren schnellen Paradedisziplinen schaffte es die 31-Jährige in dieser Saison nie unter die besten Zehn.

KURIER: Frau Görgl, die unbeliebteste Frage gleich vorweg: Wie geht es Ihnen?
Elisabeth Görgl: Gut, danke. Warum?

Sie haben zuletzt viel am Material herumgetüftelt und in St. Anton deshalb sogar auf die Abfahrt verzichtet. Hat sich das bezahlt gemacht?
Ja, ich denke schon. Ich habe gute Fortschritte gemacht, möchte mich aber nicht zu weit hinauslehnen, das ist nie gut. Lieber den Ball flach halten. Ich möchte einfach wieder gut Skifahren.

Woran liegt es, dass es in dieser Saison noch nicht so recht geklappt hat?
Das ist schwer zu sagen. Da spielen viele Dinge zusammen. Wir bewegen uns einfach an der Weltspitze, und wenn man da ganz vorne mitfahren will, muss man das Letzte aus sich herausholen können. Ich habe hart daran gearbeitet, wieder an mein Limit heranzukommen. Aber aufgrund des Trainingsrückstandes nach meinen Knieoperationen im Sommer und der Materialumstellung habe ich einfach mehr Zeit gebraucht. Aber die Schritte gehen in die richtige Richtung.

Klingt nach Geduldsspiel. Wie schwer ist es für Sie, sich als Titelverteidigerin vor der Heim-WM keinen Druck zu machen?
Ich mache mir da nicht so viele Gedanken. Man muss einfach ruhig bleiben und sich auf sich selbst konzentrieren. Schauen, was gerade zu tun ist. Alles andere bringt eh’ nix. Herumspekulieren macht für mich keinen Sinn. Im Hier und Jetzt spielen die Leistungen von früher sowieso keine Rolle, das ist wirklich Schnee von gestern.

Sind Sie froh, dass Ihnen als Titelverteidigerin die Qualifikation erspart geblieben ist?
Aufgrund meiner Ausgangssituation sind Ergebnisse und solche Dinge sekundär. Ich will einfach wieder gut fahren – nicht für die WM, für mich. Ich will ja nicht nur irgendwie dabei sein, sondern vorne mitfahren.

Ist das realistisch?
Das werden wir dann sehen, oder (lacht)? Aber ich denke schon, dass mir die Strecke liegt. Meine WM-Ziele richten sich diesmal aber wirklich nicht nach einer Platzierung. Als Steirerin ist die WM für mich schon etwas ganz Besonderes. Es ist cool, im eigenen Bundesland an den Start gehen zu dürfen.

Sie haben vor zwei Jahren den WM-Song gesungen, wie steht es seitdem um Ihre musikalischen Ambitionen?
Im Moment beschränkt sich das Singen auf das Auto oder die Dusche. Aber mal schauen, was sich ergibt.

Machen Sie sich etwa schon Gedanken über die Ski-Pension?
Nein. Ich bin sowieso kein Mensch, der viel an die Zukunft denkt. Ich schaue, was jetzt ist und möchte das g’scheit machen. Alles andere wird sich schon ergeben.

Das große Form-Rätsel

Ratlos
Elisabeth Görgl wurde am 20. Februar 1981 in Bruck/Mur geboren und lebt in Innsbruck. 1999 holte sie Slalom-Bronze bei der Junioren-WM, 2009 WM-Bronze in der Superkombi. Nach Bronze in Abfahrt und Riesenslalom bei Olympia 2010 in Whistler gewann die Steirerin 2011 beide WM-Goldenen in den Speed-Disziplinen. Nach zwei Knie-Operationen im letzten Sommer sucht sie den Weg zurück zum Erfolg.

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