Letztes Heimspiel für Thomas Muster

Letztes Heimspiel für Thomas Muster
Der 44-Jährige greift am 25. Oktober in der Wiener Stadthalle zum letzten Mal zum Schläger.

Es ist alles so, wie es früher einmal war. Als ER nicht nur Österreichs Tennisszene beherrschte, als ER für Österreichs Tennis stand.

15 bis 20 Jahre später steht Thomas Muster noch immer (oder wieder) im Rampenlicht. Aus Ernst wurde mittlerweile Spaß, die Interviews sind keine lästigen Pflichttermine mehr, sondern launige Gespräche. Der seit 2. Oktober 44-Jährige, der im Vorfeld des Wiener Stadthallenturniers erneut ein Muster-Fieber ausgelöst hat, schwitzt auch gern für die zahlreichen Termine. In Linz machte er sich am Mittwoch einen Jux und schlug zum Abschied von Sybille Bammer bei einem Freizeitdoppel gegen die ehemalige Arbeitskollegin Barbara Schett und gegen den pensionierten Skispringer Andreas Goldberger auf.

Lebenswerk

"Tennis ist eben mein Leben", sagt Thomas Muster. Ein Leben, das er am 25. Oktober (sogar der Termin steht schon fest) bei der Erste-Bank-Open beenden möchte, nach dem er sich am 1. August bereits von Kitzbühel herzlichst verabschiedet hat. "Es wird meine Abschiedsvorstellung sein. Nächstes Jahr spiele ich nur noch ein, zwei kleine Challenger", erzählt Muster mit der Entspannung eines Hobbyspielers. "Meine Familie soll mich nicht nur mehr beim Kofferpacken sehen."

Sein Blick wird dann doch ernst, fast ein bisserl traurig: "Ich habe mich nie so richtig von den österreichischen Fans verabschieden können."

Eine volle Stadthalle ist garantiert, wenn Thomas Muster zwar mit geringen Erfolgsaussichten, aber mit Herz und Einsatz seine zweite Karriere abschließen will. Eine zweite Karriere, in der es 23 Niederlagen, aber nur zwei Siege gab. Und Kopfschütteln und Unkenrufe (Standardsatz: "Wieso hat der das nötig" oder "Der macht sich zum Kasperl"). Gebhard Gritsch, als Konditionstrainer maßgeblich am Aufstieg des Serben Novak Djokovic beteiligt, analysiert es sachlicher: "Er kann vom Körper nicht mehr mithalten. Die Elastizität des Gewebes nimmt ab, der Körper braucht viel längere Regenerationsphasen."

Realist

Muster interessiert das nicht: "Ich bin Realist, kein Fantast und wusste immer, dass ich nicht mehr die Nummer eins werde." Und das Wichtigste: "Mein Frau sagte zwar, ich stecke in der Midlife-Crisis. Aber ich habe meinem Körper noch nie so viel Positives getan."

Zumindest lebt der Steirer gesünder als noch vor rund zehn Jahren. In Zeiten, in denen er Golfwagerl und Baucherl über die Greens schleppte. "Diese Auszeit musste auch sein. Ich lernte alle Wälder auf den Golfplätzen der Erde kennen."

Auf seinem zweiten Streifzug durch die Tennisszene lernte der ehemalige österreichische Daviscup-Coach (Februar 2003 bis September 2006) vor allem die kleinen Tennisstadien, in denen Challenger gespielt werden, kennen. "Der Lohn für die harte Arbeit, die hinter dem Comeback steckt, waren nicht die Preisgelder, sondern die vollen Tennisanlagen, in denen ich spiele."

Das Publikum wird ihn auch in Wien feiern. Denn mit 27 oder 44: Thomas Muster bleibt Thomas Muster.

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