Der Nachfolger von Usain Bolt wird gesucht
Die große Sprint-Bühne ohne Usain Bolt: Das lange Jahre Undenkbare wird ab Freitag Realität. Erstmals, seit Usain Bolt bei den Olympischen Spielen 2008 alles in Grund und Boden gelaufen ist, gibt es ein Großereignis ohne den charismatischen Jamaikaner. Der hatte im August vor zehn Jahren bei der WM in Berlin jene Weltrekorde aufgestellt, die heute noch Bestand haben.
Seine 9,58 Sekunden über 100 Meter wurden bis heute nicht unterboten. Vier Tage später lief Bolt über 200 Meter 19,19 – ebenfalls Weltrekord.
In der Zeit von 2008 bis 2015 gewann er bei drei Sommerspielen Gold über 100 und 200 Meter, bei vier Weltmeisterschaften holte er über diese Distanzen sieben Mal Gold – nur 2011 wurde er über 100 Meer disqualifiziert. Schon 2007 hatte er Silber über 200 Meter und Gold mit der Sprintstaffel geholt. 2004 und 2005 hatte er sich bei seinen Rennen jeweils verletzt.
Usain Bolt: Vom Sprint-Star zum Geschäftsmann:
Usain Bolt hat sich 2017 von der Leichtathletik verabschiedet. Danach wollte er seinen Traum vom Fußball-Profi verwirklichen. Er hat bei Dortmund - wie er von Puma ausgerüstet - mittrainiert und sich später in Australien versucht.
Er musste aber einsehen, dass ihm fußballerische Jahre an Training fehlen. Jetzt kickt er nur noch bei Charity- und Showspielen.
Und er wirbt fleißig, unter anderem für bargeldloses Zahlen mit Xoom. So ist er Co-Gründer und weltweiter Botschafter von Bolt Mobility, dessen Elektro-Scooter er im März in New York und im Mai in Paris präsentiert hat.
Im April lief er in Lima gegen ein Tuk-Tuk, eine eher fade Show. Mit G.H. Mumm machte er eine Champagner-Edition Usain Bolt um 37,90 Euro die Flasche.
Und er ist immer noch topfit: Im Februar hat er beim 40 Yard Dash den Rekord eingestellt. Den im Football gängigen Test über 36,6 Meter lief er in 4,22 Sekunden - ohne Spikes und in Jogginghose.
Ein Drama zum Abschied
2017, bei der WM in London, trat Bolt zum letzten Mal bei einem Großereignis an, allerdings nicht mehr auf der Höhe seiner Schaffenskraft. Dennoch konzentrierte sich alles auf den damals knapp 31-Jährigen. Der ließ die 200 Meter aus und wurde über 100 Meter Dritter hinter Justin Gatlin und Christian Coleman. Der Abschied von der großen Bühne war dramatisch, im Finale der Sprintstaffel mit Bolt als Schlussläufer. Mitte der Zielgeraden fasste er sich an den Oberschenkel, humpelte noch ein paar Schritte – und gab dann auf.
Und nun ist Bolt erstmals nicht dabei. Wer wird seinen Platz einnehmen? Der Altmeister selbst sagt: „Christian Coleman und Noah Lyles haben die US-Meisterschaften gewonnen und laufen die schnellsten Zeiten. Sie sind die Favoriten. Ich glaube, es wird auf jeden Fall ein schnelles Rennen. Das zeigen die Erfahrungen aus den Diamond-League-Meetings.“ Aber der Jamaikaner wurde nicht allein seiner Schnelligkeit wegen zum globalen Star. Es hatte auch Persönlichkeit, er machte jedes seiner Rennen zu großem Theater mit großen Gesten.
Showmen und ein Glückspilz
Noah Lyles ist 22 Jahre und gilt als potenzieller Nachfolger. Der Amerikaner ist schneller, als Bolt es in seinem Alter war. Und Lyles ist auch ein Showman: „Ich habe seine Art zu feiern geliebt. Das habe ich mir lieber angeschaut als seine Rennen.“ In Doha tritt er nur über die 200 Meter an.
Christian Coleman ist ein Jahr älter als Lyles und wird beide Sprintdistanzen laufen. Mit 9,81 ist er der Saisonbeste. Dabei hat er ziemliches Glück, dass er bei der WM antreten darf. Die US-Anti-Doping-Behörde stellte die Ermittlungen gegen den US-Sprintstar nach drei verpassten Dopingtests Anfang des Monats ein. Drei versäumte Tests ziehen normalerweise eine Sperre nach sich, aber die Behörde fand eine Erklärung pro Coleman und datierte eine versäumte Probe nach vor. Mit 21 hat Coleman den 60-Meter-Weltrekord verbessert.
Divine Oduduru ist dieses Jahr Zweitbester über 100 (mit Lyles hinter Coleman) und 200 Meter (hinter Lyles). Der 23-jährige Nigerianer kommt aus ärmlichen Verhältnissen, das jüngste von zehn Kindern musste oft hungern. Mittlerweile lebt und trainiert er in den USA. Mit seinem Freudentanz kommt er dem Showman Bolt schon ganz nahe.
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