1.500-m-Gold für Mekhissi-Benabbad

Ein Leichtathlet überquert die Ziellinie bei einem Rennen, andere Läufer im Hintergrund.
Der Franzose hat dazugelernt, ließ über 1.500 m das Leiberl beim Überqueren der Ziellinie an.

Mahiedine Mekhissi-Benabbad hat am Sonntag zum Ausklang der Leichtathletik-Europameisterschaften in Zürich im Finale über 1.500 m nicht mehr nackte Haut gezeigt als erlaubt und nach seinem Sieglauf dafür die Goldmedaille bekommen. Der Franzose, über 3.000 m Hindernis wegen Leiberlausziehens disqualifiziert, wurde bejubelt und ausgebuht zugleich. Erfolgreichste Nation der EM war Großbritannien.

Der böse Bub der französischen Equipe polarisiert. Abermals ließ Mekhissi-Benabbad die Gegner wissen, was er von sich selbst hält, überquerte selbstverherrlichend oder Gegner verhöhnend nach 3:45,60 Min. die Ziellinie als Erster vor dem norwegischen Titelverteidiger Henrik Ingebrigtsen (3:46,10) und dem Briten Chris O'Hare (3:46,18). "Meine einzige mögliche Reaktion auf die Disqualifikation war, auf die Bahn zurückzukehren und den Titel zu holen. Ich habe wie ein Champion reagiert", sagte Mekhissi-Benabbad, der "mit der Wut im Bauch" lief.

Gold für Farah

Mohamed "Mo" Farah krönte sich zum Doublegewinner dieser Kontinentaltitelkämpfe, es war sein viertes großes Double der Karriere. Der Brite gewann nach den 10.000 auch die 5.000 m, er setzte sich in 14:05,82 Minuten vor Hayle Ibrahimow aus Aserbaidschan (14:08,32) und Andy Vernon aus Großbritannien (14:09,48) durch. Der Österreicher Brenton Rowe wurde an seinem 27. Geburtstag 13. (14:16,46) und blieb im Rahmen seiner Möglichkeiten.

Eine große Überraschung gab es über 3.000 m Hindernis der Frauen, die Deutsche Antje Möldner-Schmidt siegte in 9:29,43 Minuten vor der Schwedin Charlotta Fougberg (9:30,16) und der Spanierin Diana Martin (9:30,70). Die Staffeltitel gingen an die Frauen aus Großbritannien (4 x 100 m) und Frankreich (4 x 400 m) sowie die Männer aus Großbritannien/Nordirland über beide Distanzen.

Dramatisch verlief das 4x100-m-Rennen bei den Frauen. Der Schweizer Publikumsliebling Mujinga Kambundji, Finalistin in den Einzelrennen über beide Sprintdistanzen, ließ als Startläuferin nach den ersten Schritten den Stab fallen und brach unter dem Aufschrei des Publikums wie ihre Teamkollegeinnen in Tränen aus. Sprint-Double-Gewinnerin Dafne Schippers patzte ebenfalls bei der Übergabe, womit die Chance auf ihre dritte Medaille in Zürich dahin war

Jahresweltbestleistung markierte die Hochspringerin Ruth Beitia, die Spanierin verteidigte mit 2,01 m ihren Titel erfolgreich, auf die nächsten Plätze kamen Maria Kutschina (RUS/1,99) und Ana Simic (CRO/1,99). Die Deutsche Kugelstoßerin Christina Schwanitz heimste mit 19,90 m EM-Gold ein, die Vize-Weltmeisterin verwies Jewgenia Kolodko (RUS/19,39) und Anita Marton (HUN/19,04) auf die weiteren Plätze.

Bei den Männern ging der Weitsprung mit 8,29 m an den Briten Greg Rutherford, der sich vor Louis Tsatoumas (GRE/8,15) und Kafetien Gomis (FRA/8,14) durchsetzte. Im Speerwurf gab es zwei Medaillen für Finnland, Europameister Antti Ruuskanen (88,01 m) und Bronzemedaillengewinner Tero Pitkämäki (84,40) nahmen den silbernen Tschechen Vitezslav Vesely in die Mitte (84,79).

Als Marathonsieger trug sich am Vormittag der Italiener Daniele Meucci ein, der nach 2:11:08 Stunden vor Yared Shegumo (POL/2:12:00) und Alexej Rejunkow (RUS/2:12:15) die Ziellinie überquerte. Im anspruchsvollem Rennen durch die Züricher Altstadt klassierte sich bei Sonnenschein der Oberösterreicher Christian Pflügl als 45. (2:25:51).

Die Medaillenwertung nach 47 Entscheidungen gewann Großbritannien mit 12 Gold, 5 Silber und 6 Bronze vor Frankreich (9/8/6) und Deutschland (4/1/3). Es wurden ein Weltrekord über 50 km Gehen aufgestellt sowie sieben Jahresweltbestleistungen markiert. 148.432 Zuschauer waren an den sechs Wettkampftagen in Stadion gekommen. Der Besuch bei den Abendsessions lag gesamt bei 81 Prozent, damit wurden die Ausverkauft-Erwartungen nicht erfüllt.

Die österreichische Synchronschwimmerin Nadine Brandl ist am Sonntag im EM-Solobewerb zum dritten Mal in Folge in den Top Ten gelandet. Nach Platz sieben 2010 in Budapest und Rang sechs 2012 in Eindhoven wurde sie diesmal in Berlin Neunte. Diese Position hatte die Wienerin auch nach dem Vorkampf eingenommen. Der Titel ging an die Russin Swetlana Romaschina.

Im EM-Vorfeld hatte Brandl Rückenprobleme gehabt, Rang acht nach dem Technik-Teil des Vorkampfs war daher in Ordnung gewesen. Platz sieben schien in Reichweite. "Als ich nach Ende des Vorkampfs Neunte war, war ich daher schon enttäuscht", erklärte die 24-Jährige. "Mit der Französin und Tschechin bin ich nämlich auf einem Level." Diese beide Konkurrentinnen, Margaux Chretien und Sona Bernadova, wurden schließlich mit 86,4667 bzw. 84,000 Punkten Siebente und Achte. Brandl erhielt 82,0000 Zähler.

"Ich hatte schon erwartet, dass diese Reihenfolge im Finale beibehalten wird", meinte die SU-Wien-Athletin. "Aber der Abstand zu diesen beiden ist schon unverdient groß." Ihre Platzierung entspreche allerdings jenen bei den vergangenen beiden Europameisterschaften, da nicht alle Konkurrentinnen am Start gewesen seien.

Nach einer zwei- bis dreiwöchigen Pause wird Brandl in die neue Saison starten, in der sie nach jetzigem Stand nur auf das Solo setzen wird. Die WM Ende Juli/Anfang August 2015 in Kasan wird der Höhepunkt sein. Duett-Partnerin ist derzeit keine in Sicht. Wenn sich nächstes Jahr noch für das Duett etwas ergeben sollte, wäre Olympia 2016 noch ein Thema. Das Solo ist nicht olympisch. Dafür gibt es Bestrebungen, 2015 ein WM-Mixed zu installieren. Dazu bräuchte Brandl eine männliche "Nixe" an ihrer Seite.

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