Kugelstoß-Olympiasiegerin gedopt

Fast wäre es geglückt. Die
Olympischen Spiele in London gingen in der Nacht auf Montag mit einer gigantischen Musik-Party zu Ende und noch immer war kein spektakulärer Doping-Fall aufgetaucht. Doch einige Stunden nachdem sich der Rauch des Abschluss-Feuerwerks verzogen hatte, kam es doch anders.
Die weißrussische Kugelstoßerin
Nadeschda Ostaptschuk wurde des Dopings überführt und verliert ihre Goldmedaille. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) informierte am Montag, dass die Olympia-Dritte von Peking positiv auf Metenolon (ein anaboles Steroid) getestet worden war. Am Tag vor ihrem Sieg und danach hatte die 31-Jährige Urinproben abgegeben. In beiden Proben fanden die Dopingjäger die verbotene Substanz.
Alte Sünder
Zwar waren im Vorfeld der Spiele zahlreiche Athleten, darunter auch einige Medaillenanwärter wie Peking-Olympiasieger Alex Schwazer (It) positiv aufgefallen, während der Wettkämpfe waren den Fahndern bei den rund 5000 Kontrollen allerdings nur kleine Fische ins Netz gegangen.
Dennoch war das Thema der illegalen Substanzen in London allgegenwärtig.
Vor allem, weil einige Athleten mit Dopingvergangenheit an den Start gingen – manche von ihnen mit Erfolg. So hatten etwa die Leichtathletik-Sprintstars Justin Gatlin (USA) und Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jam), Hammerwerferin Tatjana Lysenko (Rus), Radprofi Alexander Winokurow (Kas) oder Schwimmer Oussama Mellouli (Tun) Dopingzwangspausen hinter sich, bevor sie in
London Edelmetall holten.
Neue Regeln
Geht es nach der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und dem IOC soll das 2016 in Rio nicht mehr möglich sein. Mit dem Inkrafttreten des neuen WADA-Codes zu Jahresbeginn 2015 sollen schwer vorbelastete Dopingsünder wie Gatlin an künftigen Olympiateilnahmen gehindert werden, auch wenn ihre Sperren bereits abgelaufen sind.
Eine solche Regelung des IOC wurde im Oktober 2011 vom Internationalen Sportgerichtshof (CAS) aufgehoben. Die 2008 eingeführte "Osaka"-Regel besagte, dass Athleten mit abgesessenen Sperren von mehr als sechs Monaten an den folgenden Spielen nicht teilnehmen dürfen. Diesen Passus und auch Sonderregelungen einiger nationaler olympischer Komitees, die Sportler mit Dopingvergangenheit sogar lebenslang von Olympia ausgeschlossen hatten, wurden vom CAS widerrufen. Im neuen, bis 2013 zu beschließenden Anti-Doping-Code soll der Olympiabann bei schwerwiegenden Fällen sportrechtlich wasserdicht festgesetzt werden.
Nachwehen
Bis jetzt ist Nadeschda Ostaptschuk Londons einziger spektakulärer Doping-Fall. Ob das so bleiben wird, steht aber noch nicht fest, zumal die Proben für acht Jahre aufbewahrt werden, um später mit neuen und verbesserten Analysemethoden neu untersucht zu werden. Nach
Olympia 2008 brachten solche nachträglichen Kontrollen etwa mit
Rashid Ramzi (Bahamas/Gold über 1500 m) und Davide Rebellin (It/Silber im Radstraßenrennen) noch zwei Medaillengewinner zu Fall. Weitere könnten folgen.
Grund zur Freude hat unterdessen Valerie Adams aus Neuseeland, die zur neuen Olympiasiegerin im Kugelstoßen erklärt wurde. Silber geht an Jewgenia Kolodko (Rus), Bronze an die Chinesin Lijiao Gong.
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
Kommentare