Kritik von Ex-WADA-Boss an UCI in Causa Armstrong
Richard Pound, früherer Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), hat den Internationalen Radsport-Verband im Doping-Skandal um den gefallenen Superstar Lance Armstrong hart kritisiert. Der 70-jährige Kanadier unterstellte der UCI Mitwisser- und indirekt auch eine Mittäterschaft in der Causa.
"Es ist nicht glaubwürdig, dass sie von all dem nichts wussten. Ich hatte dies über Jahre bei der UCI reklamiert", betonte Pound. Gleichzeitig kritisierte er das Kontrollsystem der UCI. In den Stunden vor den Rennen seien keine Kontrollen durchgeführt worden, in dieser Zeit hätten maskierende Substanzen eingenommen werden können. "Man fragt sich, ob das System nicht bewusst so angelegt wurde, dass es nicht erfolgreich sein konnte", sagte Pound.
Durch die Ermittlungen der US-Antidoping-Agentur (USADA), die in ihrem am Mittwoch veröffentlichen Bericht Armstrong sowie zahlreichen Weggefährten wie dessen ehemaligen Teamchef Johan Bruyneel massive Dopingvergehen vorwarf, erwartet Pound in Zukunft weitere Doping-Enthüllungen. Gerade in Italien und Spanien sei mit weiteren Aufdeckungen zu rechnen.
"Wenn die UCI hartnäckig bei ihrem Standpunkt bleibt, gefährdet sie den gesamten Radsport. Wenn anderen Teams ein ähnliches Verhalten wie US Postal nachgewiesen wird und die UCI damit nie fertig wurde, können sie nicht so blind gewesen sein und von den Vorgängen nichts gewusst haben", erklärte Pound, der von 1999 bis 2007 WADA-Vorsitzender war.
Zu den schweren Vorwürfen des Kanadiers gegen die UCI passen auch die jüngsten Aussagen von Armstrongs Ex-Teamkollegen Tyler Hamilton. Der 41-jährige US-Amerikaner berichtete nämlich von einer weiteren positiven Dopingprobe von Armstrong, die von der UCI kaschiert worden sei. "Im Jahr 1999 gab es einen positiven Test auf Kortison. Dieser wurde mit einem zurückdatierten Rezept verheimlicht. Die UCI wusste davon. Sie akzeptierte das", sagte Hamilton.
Der ehemalige Rad-Profi hatte bereits früher erklärt, die UCI habe von einem positiven Dopingtest Armstrongs bei der Tour de Suisse 2001 gewusst. Hamilton äußerte aber auch gewisses Mitgefühl für Armstrong. "Ich verstehe, dass es hart für ihn ist. Ich habe selbst lange Zeit gelogen. Und irgendwann fängst du dann an, deine Lügen selbst zu glauben. Ich fühle mit ihm", betonte Hamilton, der mit seinen Aussagen maßgeblichen Anteil am Sturz von Armstrong hatte.
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