König Federer zurück auf dem Tennis-Thron

Roger Federer küsst die Trophäe nach seinem Sieg in Wimbledon.
Mit seinem siebenten Wimbledon-Erfolg kürt sich der 30-Jährige noch einmal zur Nummer eins der Tenniswelt.

Wie lange musste er auf diesen Moment warten, wie oft musste er seinen erbitterten Konkurrenten beim Feiern zusehen. Roger Federer ist wieder da, der Tennis-König ist zurück. Zurück auf dem Tennis-Thron.

Der Schweizer zerstörte die britischen Hoffnungen mit dem Namen Andy Murray, besiegte den 25-Jährigen 4:6, 7:5, 6:3, 6:4, ließ sich auf den heiligen Rasen fallen, zeigte Emotionen wie selten zuvor und stemmte kurze Zeit später seinen siebenten Wimbledon-Pokal in die Höhe. "Es ist ein besonderer Moment für mich, ausgerechnet in Wimbledon wieder zu gewinnen", sagt der 30-Jährige mit Tränen in den Augen. Es war etwas Besonderes. Sieben Siege haben nur Pete Sampras (USA) und William Renshaw (Gb, das war schon im 19. Jahrhundert) auf dem heiligen Rasen gefeiert.

Rückkehr

Roger Federer feiert seinen Sieg gegen Andy Murray in Wimbledon.

Wimbledon war vor allem eine triumphale Rückkehr: Erstmals seit Anfang 2010 (Australian Open) holte Federer wieder einen Siegerscheck eines Grand-Slam-Turniers, der dieses Mal 1,15 Millionen Pfund (1,44 Mio. Euro) ausmacht.

Ab Montag wird Roger Federer erstmals seit 24. Mai 2010 wieder die Weltrangliste anführen, löst damit den Serben Novak Djokovic ab. Er beginnt seine 286. Woche an der Spitze – und ist damit nun gemeinsam mit Sampras der Rekord-Weltranglisten-Erste. "Für das habe ich hart hingearbeitet, das war ein großer Traum von mir."

Murray begann stark, steckte den medialen Druck der britischen Medien gut weg, Federer machte mehr Fehler als beim Semifinalsieg über Djokovic. Der Schweizer kam zwar mit einem Re-Break noch einmal zurück, Murray gelang erneut das Break beim Stand von 4:4. Das Publikum jubelte, hatte im Duell der sentimentalen Favoriten endgültig den Liebling gefunden. Nicht nur, weil er Brite war, sondern zunächst auch der aktivere Herr auf dem ehrwürdigen Rasen. Nach 57 Minuten hatte Murray den ersten Satz in seinem vierten Grand-Slam-Finale gewonnen. Der Schweizer spielte dann offensiver, marschierte mehr ans Netz und antizipierte vor allem bei seinen Angriffen die Bälle einzigartig, weil er wusste, dass sein Gegner die Passierbälle beherrscht wie wenig andere.

Murray, der Schützling von Ivan Lendl, der nie in Wimbledon gewinnen konnte, konnte seine Breakbälle nicht nützen. Und Federer zeigte gute Nerven, verwandelte seinen zweiten Breakball in diesem Satz mit einem erstklassigen Volley.

Gestoppt

Federer agierte weiterhin offensiv, spielte beherzt auf und wurde nur einmal gestoppt. Vom wohl erfolgreichsten Spielverderber beim britischen Traditionsturnier, dem Regen. 15.000 Zuschauer am Centrecourt mussten warten, bis das Dach zu gemacht wurde, weitere 15.000 harrten am Murray-Mountain vor dem Stadion aus. Vor den Augen den Prinzessin von Wales und ihrer Schwester Pippa verlor Murray auch den dritten Satz, Queen Elizabeth II war nicht da, wäre wohl aber "not amused" gewesen.

Federer wurde noch sicherer, spielte das wahrscheinlich beste Tennis seiner Karriere. Leidtragender war ein keineswegs schwach spielender Andy Murray, der die "Big Points" aber nicht machte.

Der Druck war zu groß, die Presse hatte ihn beinahe heilig gesprochen ("Wir beten für Dich, Andy"), die Briten forderten ein Ende des Tennistraumas. Denn seit 1936 hat kein Brite mehr ein Grand-Slam-Single-Turnier gewonnen. Dabei wäre vielleicht Mister Marray für Mister Murray ein gutes Omen gewesen: Jonathan Marray gewann am Samstag an der Seite des Dänen Frederik Nielsen als erster Brite einen Grand-Slam-Doppelbewerb – ebenso erstmals seit 1936.

Legenden

Roger Federer hat sowieso längst Geschichte geschrieben. Für den Schweizer war es der 75. Turniersieg. Damit ist er hinter Jimmy Connors (104), Ivan Lendl (94) und John McEnroe (77) die Nummer vier. Mit 17 Grand-Slam-Einzeltiteln ist Federer längst der Beste, Pete Sampras hält (nur) bei 14.

Der Wimbledon-Sieg war mit Sicherheit einer der größten Erfolge. "Dieser Titel hat einen besonderen Platz", sagt der Champ. Federer leistet damit eine Kampfansage für das nächste Highlight in diesem Jahr. Das Olympische Tennisturnier beginnt bereits in drei Wochen, gespielt wird in Wimbledon. Federer fehlt übrigens noch Einzelgold ...

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