Kathrine Switzer, die "illegale" Läuferin
Die Geschichte des Frauensports ist eine voller Missverständnisse. Hartnäckig hielt sich der Mythos von der Frau, die starker körperlicher Belastung nicht gewachsen war. Bis in die 1960er-Jahre wurde das Schauermärchen erzählt, beim Marathonlauf könne den weiblichen Athleten gar die Gebärmutter herausfallen. Ganz zu Schweigen davon, dass sich gymnastische Verrenkungen für eine Dame nun wirklich nicht schickten.
Genug, dachte sich 1967
Kathrine Switzer und trat beim
Boston Marathon den Gegenbeweis an. Angemeldet als "K.V. Switzer" ging die US-Amerikanerin an den Start. Als der Renndirektor die illegale Frau im Feld bemerkte, versuchte er sie sogar aus dem Rennen zu werfen. Dank Unterstützung ihrer männlichen Laufkollegen beendete Switzer den Marathon, schrieb Sportgeschichte und gründete 1972 die erste Frauenlauf-Bewegung.
"Es ging darum, zu zeigen, dass wir stark genug sind, um einen Marathon zu laufen. Das Establishment und die Regeln, die auf Angst begründet waren, wollten wir bekämpfen – nicht die Männer“, erzählt die 65-Jährige im Rückblick. Ihrem Engagement ist es auch zu verdanken, dass der Frauen-Marathon 1984 Olympia-Disziplin wurde. "Sicher bin ich eine Pionierin, aber es ist nicht so, dass ich darauf hingearbeitet habe", sagt Switzer, die heute noch täglich läuft und erst im Herbst in Berlin ihren letzten Marathon bestritten hat.
40 Jahre nach Gründung der Laufbewegung ist Switzer froh über die Entwicklung: "Heute können wir sein, was immer wir wollen: Wir können Sportlerinnen sein oder Frauen, die es einfach lieben zu laufen."
25 Jahre
Wenn sich am Sonntag (Start: 9 Uhr) über 30.000 Läuferinnen auf den Weg machen, feiert auch der
Österreichische Frauenlauf ein Jubiläum. Seit 1988 gehen in Wien Bewegungsfreudige an den Start. Was mit 440 Teilnehmerinnen begann, hat sich zu einer Massenveranstaltung entwickelt: Mehr als 30.000 Frauen und Mädchen bestreiten auch 2012 wieder die fünf oder zehn Kilometer lange Strecke. Ein Blick auf die Zahlen unterstreicht die Dimension des größten
Frauenlaufs Europas: 66 Nationen und 136 Schulen sind mit dabei, um 1300 Kilogramm Medaillen im Ziel entgegenzunehmen.
Da geht auch der Lauf-Pionierin Switzer, die extra zum 25. Geburtstag angereist ist, das Herz auf: "Es ist unglaublich, was sich entwickelt hat. Eigentlich muss ich dem Renndirektor, der mich damals attackiert hat, dankbar sein. Er hat mich nicht nur erschreckt, sondern auch inspiriert."
-
Hintergrund
Kommentare