Jakob Pöltl: In Utah in aller Munde, die NBA ruft
Jakob Pöltl, richtig?" Österreichs großer Basketball-Hoffnungsträger ist in Salt Lake City längst kein Unbekannter mehr. Auf dem Weg zum Mittagessen im japanischen Restaurant seines Vertrauens macht er den Taxifahrer glücklich. Ein gemeinsames Foto für den Sohn. "Das glaubt er mir sonst nie."
Pöltl ist auf dem Weg in die Profiliga NBA - und damit auch in den USA ein Gesprächsthema. Mit der durch steigenden Ruhm schwindenden Ungestörtheit hat der 20-Jährige kein Problem. "Es führt zu netten Gesprächen mit teilweise fremden Leuten", erklärte Pöltl. "Insofern ist das überhaupt nicht unangenehm."
Dieses spielt sich für den Wirtschafts-Studenten hauptsächlich auf dem Campus der Universität von Utah ab. Am Vormittag stehen dreimal pro Woche Kurse auf dem Programm, nach einem Mittagssnack die ersten Trainingseinheiten mit seinem College-Team. Das erst im Oktober eröffnete Sportzentrum bietet jeglichen Komfort - Entlüftungsanlagen für die aufbewahrten Schuhe inklusive.
NBA ruft
Die Utes hoffen, ihren Star über den Sommer hinaus halten zu können. Pöltl hat aber andere Pläne. Das große Karriereziel NBA ruft. Taxifahrer Larry verzeiht es ihm: "Ich verstehe das. Du musst die Chance nutzen, wenn sie da ist. Es geht schließlich auch um eine Menge Geld." Mehr als zwei Millionen Dollar würde Pöltl bereits im ersten NBA-Jahr verdienen, wenn er im Draft im Juni als einer der ersten zehn Spieler ausgewählt wird.
"Er ist ein großartiger Junge"
"Das Selbstvertrauen, das er ausstrahlt, hilft dem ganzen Team", meinte etwa Assistenzcoach Andy Hill, der 2013 bei der U18-EM in Mazedonien auf Pöltl aufmerksam geworden ist und ihn nach Utah gelotst hat. Die Universität entpuppte sich für beide Seiten als Glückstreffer. "Er passt einfach sehr gut hierher, auch von der Mentalität", sagte Hill. "Er ist sehr selbstständig, ein großartiger Junge."
Einmal pro Woche telefoniert Pöltl über Skype mit seiner Familie. Anfragen von Agenten, die ihn ins Profigeschäft führen wollen, sammelt seine Mutter. "Sie hält mir den Rücken frei, dafür bin ich auch sehr dankbar."
Mit Freunden in der Heimat hat der Center fast täglich über soziale Netzwerke Kontakt. NBA-Basketball verfolgen einige mehr als er. Derzeit dominieren auch in der Utes-WG noch die College-Ergebnisse. "Ich bin generell kein Fan von Basketball im Fernsehen", erklärt Pöltl. "Wenn zufällig ein großes Spiel läuft, schaue ich es mir an." Die Uhr stelle er aber nicht danach. "Da mache ich im Normalfall lieber etwas anderes."
Die kommenden Monate werden aufregend genug. Sollte sich das Ausnahmetalent im April für den Draft anmelden, warten erste Vergleiche mit anderen NBA-Kandidaten. Nach dem Auswahlverfahren am 23. Juni in New York beginnt die Summer League, bei der Pöltl erstmals die Farben seines neuen Arbeitgebers tragen dürfte. Und im Herbst, wenn die NBA-Saison startet, werden ihn noch viel mehr Menschen erkennen als die Taxifahrer in Salt Lake City.
Am Fuße der Berge um Salt Lake City feilt Jakob Pöltl an seiner NBA-Karriere. Der 20-jährige Wiener wird für den Draft im kommenden Juni bereits als möglicher Top-10-Spieler gehandelt. Er wäre der erste Österreicher in der besten Basketball-Liga der Welt. Wie er sich seine Zukunft vorstellt, verriet Pöltl, derzeit am College in Utah erfolgreich, der österreichischen Presse-Agentur.
Sie haben im Vergleich zur vergangenen Saison noch einmal enorme Fortschritte gemacht. Welche sind Ihnen selbst die wichtigsten?
Pöltl: "Ich habe das Gefühl, mich als Teamleader weiterentwickelt zu haben. Es geht um die Art und Weise, wie ich versuche, den Rest des Teams zu motivieren. Und es geht darum, wie wir Basketball spielen. Es läuft viel mehr über mich, damit komme ich ganz gut zurecht."
Wie wichtig wäre noch ein Teilnahme am nationalen NCAA-Turnier für Ihre Karriere?
"Im Hinblick auf die NBA ist es sicher wertvoll, weil dort ein Großteil der Scouts zuschaut. Da werden auch Leute von oben aufmerksam. Aber ich will vor allem noch einmal dorthin, weil es im letzten Jahr so eine coole Erfahrung war. Basketballerisch war das die bisher coolste Zeit in meinem Leben. Wenn es um meine Profikarriere geht: Da werde ich mich auch durchsetzen, wenn wir nicht im NCAA-Turnier spielen. Es wäre zwar wertvoll, dafür ist es aber kein Muss."
Der NBA-Draft ist vier Monate entfernt. Wie weit weg fühlt sich das an?
Wie klar haben Sie Ihrem College bereits signalisiert, den Sprung im Sommer wagen zu wollen?
"Zu 100 Prozent weiß ich es selbst noch nicht. Im Moment steuert alles darauf zu, keine Frage. Das ist ihnen, glaube ich, auch bewusst. Sie hoffen, dass ich aufs College zurückkomme. Sie sind sich aber im Klaren, dass die Wahrscheinlichkeit im Moment nicht sehr hoch ist. Wir haben noch nicht darüber geredet, weil es nicht passt während der Saison. Aber es ist beiden Seiten klar, in welche Richtung es geht."
Die NBA ist ihr Karriereziel, sie sind bereits sehr nah dran. Muss man das Ziel irgendwann neu formulieren?
"Wenn man mit Leuten redet, die viel über die NBA wissen, hört man sehr oft, dass das Schwere nicht ist, in die NBA zu kommen, sondern in der NBA zu bleiben. Der Durchschnittsspieler spielt nicht sehr lange in der NBA. Es geht für mich darum, dass ich mich dort auch festsetze, mir einen Namen mache und mich weiterentwickle. Ich will dort auf jeden Fall auch einen Einfluss haben auf gute Teams."
Was ist das Schwierigste bei der Umstellung vom College auf die NBA?
"Es dürfte um einiges Physischer sein. Alleine der NBA-Spielplan mit 82 Spielen in einer Saison dürfte unglaublich schwer sein - vor allem für Rookies, weil sie es nicht gewohnt sind. Daher ist auch der Trainingsrhythmus anders. Es ist ein bisschen eine andere Mentalität. Profibasketball ist etwas anderes, weil es dann einfach dein Job ist. Du spielst dann nicht mehr als Student."
Sie leben hier relativ bescheiden, haben kein Auto, sondern fahren mit Teamkollegen zur Uni und ins Training. Welchen Stellenwert hat das Geld, das man in der NBA verdienen kann, für Sie?
"Also ein Auto werde ich mir wahrscheinlich schon kaufen (lacht). Geld hat in meinem Leben aber grundsätzlich keinen sehr hohen Stellenwert. Es ist so in der Art 'nice to have'. Was ich mit meinem Geld mache, das ist noch so weit weg. Es kann leicht sein, dass es mich am Anfang ein bisschen überrollt, wenn es da ist. Ich habe jetzt aber nicht vor, alles für irgendeinen Blödsinn rauszuhauen. Ich werde mir schon ein bisschen etwas leisten, aber wahrscheinlich eher in Richtung sparen gehen."
Sie haben das Physische angesprochen. Wie gut fühlen Sie sich darauf vorbereitet?
"Das ist etwas, woran ich auf jeden Fall noch arbeiten muss, um in der NBA überleben zu können. Ich werde aber nie ein Spieler sein, der unglaublich physisch spielt. Mein Spielstil wird immer bleiben. Technik, Schnelligkeit, Agilität - das ist mein Ding. Ich bin nicht der Typ, der durch Leute durchläuft. Das bin nicht ich. Das hat auch seine Vorteile."
In den kommenden Monaten wird sich viel verändern. Wie gehen Sie damit um?
"Es wird auf jeden Fall eine interessante Zeit, sollte ich mich für den NBA-Draft anmelden. Ich werde das so angehen, wie ich alle anderen großen Veränderungen in meinem Leben auch angegangen bin: einfach rein und schauen, was passiert. Das hat bis jetzt immer sehr gut funktioniert."
Wenn Sie an den 23. Juni denken, an den Draft, was geht Ihnen durch den Kopf?
"Ein cooler Tag in New York, dass meine Familie dort ist. Viele von meinen Freunden werden dort sein. Und dass ich ein bisschen mehr Klarheit darüber bekomme, wie es aussieht in meiner Zukunft."
Beeinflussen kann man es dann nicht mehr, bei welchem Team man unterkommt.
"Das ist einfach so, das ist für jeden anderen auch so. Es ist ein bisschen ein komisches Gefühl, aber ich kann es nicht ändern. Es haben alle die gleichen Chancen. Wo ich bin, da bin ich. Ich habe es bisher noch überall geschafft, dass ich überlebe, dass ich mir dort Freunde finde und so weiter. Ich mache mir deswegen jetzt keine großen Sorgen."
Wie wichtig wäre es, in der NBA von Anfang an Spielzeit zu bekommen - vielleicht sogar als Starter?
"Das wäre vorteilhaft, es hängt aber von der Sichtweise ab. Wenn ich hinter einem Routinier spiele, von dem ich unglaublich viel lernen kann, dann hat das auch seine Vorteile, dann ist das teilweise vielleicht sogar besser, als wenn ich viele Minuten spiele, aber das Training nicht so toll ist. Spielzeit ist etwas, das mir wichtig ist, das mir bis jetzt immer sehr viel geholfen hat. Aber es gibt auch andere Wege, wie ich mich weiterentwickeln kann. Das hängt von vielen Faktoren ab."
Wenn Sie bis Jahresende vorausdenken. Was wäre ein guter Jahresabschluss 2016, so wie Sie ihn sich vorstellen würden?
"Wenn alles super läuft, dann wäre ich in der NBA. Dann hätte ich einen Weg gefunden, um bei der EM-Quali im Sommer für Österreich dabei zu sein. Dann wäre es für uns bei der EM-Quali gut gelaufen. Dann hätte ich einen fixen Platz in einem NBA-Team und würde auch eine Rolle spielen bei diesem Team."
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