Irans Kletterin, die ihr Kopftuch abnahm, soll inhaftiert werden

Irans Kletterin, die ihr Kopftuch abnahm, soll inhaftiert werden
Elnaz Rekabi trat bei der Asienmeisterschaft ohne Kopftuch an. Nun soll die mutige Sportlerin ins Gefängnis nach Teheran überstellt werden.

Als "Revolution im iranischen Profisport" bezeichnete die Journalistin Natalie Amiri den Mut von Elnaz Rekabi, im Finale der Asienmeisterschaft im Klettern die für iranische Sportlerinnen obligatorische Kopfbedeckung abzunehmen.

Nun aber scheinen sich die Befürchtungen, dieser Akt in Seoul könne schwerwiegende Folgen für die Landesmeisterin haben, zu bewahrheiten. "Kein Kontakt zu Elnaz Rekabi", twittert die Journalistin mit Verweis auf eine BBC-Meldung: "Angehörige erreichen sie nicht." Das waren noch die ersten Meldungen.

In der persisch-sprachigen Originalmeldung heißt es weiter, ein Versuch der Kontaktaufnahme über das Hotel der Mannschaft sei erfolglos geblieben. Von dort sei nur die Auskunft erteilt worden, "dass die Teammitglieder das Hotel am Montagmorgen" verlassen hätten. Laut BBC waren der Sportlerin auch bereits Handy und Reisepass abgenommen worden.

Informationen von Dienstagfrüh zufolge ist die Sportlerin bereits auf dem Weg ins Evin-Gefängnis, dem bekanntesten und berüchtigtsten Gefängnis in Teheran. Laut der Plattform iranwire.com wurde Rekabi von Reza Zarei, dem Leiter des iranischen Kletterverbandes, in die iranische Botschaft in Seoul gebracht, nachdem dieser den Befehl des Iranischen Olympischen Komitees erhalten hatte. Iranwire.com gilt als glaubwürdige Website, die vom iranisch-kanadischen Journalisten Maziar Bahari gegründet wurde, der einst vom Iran festgenommen worden war.

Falsche Versprechungen

Mohammad Khosravivafa, der Vorsitzende des iranischen Olympischen Komitees, soll der Sportlerin demnach zunächst eine sichere Reise zurück in den Iran versprochen haben, die Rekabi auch deshalb anstrebte, weil ihr Mann nach wie vor im Iran lebt. Die vorzeitige und alleinige Rückkehr von Elnaz Rekabi soll nun auch verhindern, dass sich Menschen bei der Ankunft des iranischen Teams rund um den Flughafen versammeln, um zu protestieren.

Ein Instagram-Posting der Sportlerin selbst stellt die Sachlage nun aber anders dar. Demnach befindet sich Rekabi mit dem Rest ihres Teams auf der Heimreise. Zum Vorfall mit dem abgelegten Kopftuch schreibt sie: „Das Kopftuch nicht getragen zu haben, ist unabsichtlich gewesen. Die Ansetzung war schlecht koordiniert, ich wurde unvorbereitet aufgerufen.“

Allerdings dürfte nicht sicher sein, dass die 33-Jährige das Posting wirklich selbst verfasst hat, bzw. sie dies unter enormen Druck tun musste. Die iranischen Behörden üben regelmäßig Druck auf Aktivisten im In- und Ausland aus. Inzwischen wurde bekannt, dass ihr Bruder in Haft genommen worden sein soll. 

Seit der islamischen Revolution von 1979 müssen die iranischen Frauen in der Öffentlichkeit ein Kopftuch und lange Jacken tragen, um so Haare und Körperkonturen zu verbergen. Dieses Gesetz gilt auch für alle Sportlerinnen des islamischen Landes, insbesondere bei Wettbewerben im Ausland. Seit rund einem Monat protestieren Menschen im Iran nach dem Tod einer jungen Frau, die ihr Kopftuch so getragen hat, dass man einige Haarsträhnen sehen konnte, gegen das Regime.

Kommentare