Rogan: „Ich habe viele Fehler gemacht“

Markus Rogan lacht ins Telefon. Es ist neun Uhr in Los Angeles und Österreichs ehemaliger Weltklasse-Schwimmer fühlt sich bereits bestens unterhalten. Die Gerüchte rund um die Hochzeit mit seiner Verlobten Leanne Cobb sind es, die den 31-jährigen Wiener, der in Kalifornien lebt, so amüsieren. „Ich weiß nicht, woher das kam, aber dass wir am 1. September heiraten, ist in meinen Augen ein Blödsinn. Mich würde es überraschen, aber Leanne plant das alles“, sagt Rogan. Zu den Spekulationen, die Hochzeit würde ins Wasser fallen, fällt Österreichs bestem Schwimmer der Geschichte (34 Medaillen bei Großereignissen) Folgendes ein: „Vielleicht werden wir ja auf einer Insel heiraten. Ich kann nur sagen, es geht uns herrlich, wir sind verliebt.“

KURIER: Haben Sie in den
USA mitbekommen, was im österreichischen Verband los war?
Markus Rogan: Ja. Leicht war’s nicht für die Sportler. Dem Verband ist es schon besser gegangen. Aber ich möchte nicht der Nächste sein, der sagt: Das und das läuft nicht gut. Was passieren sollte, ist eine professionelle Aufstellung des Verbandes. Dann kann ich helfen.
In welcher Form?
Ich kann Sportlern helfen, die idealen Bedingungen zu schaffen. Daran habe ich schon gearbeitet, während ich geschwommen bin. Seit einem Jahr recherchiere ich intensiver: Wie schaffst du es, dass du die beste Leistung, die für dich möglich ist, am richtigen Tag abrufst? Aber ich kann weder die Welt, noch den Verband retten oder einen politischen Rat geben.
Stimmt es, dass Sie mit dem Sportministerium Kontakt aufgenommen haben?
Was stimmt, ist, dass ich absolut für jeden Sportler zur Verfügung stehe, der Weltklasse werden möchte. Es passiert auch tatsächlich, dass sich junge Österreicher bei mir melden. Aber Schröcksnadel und Klug sind beide keine Schwimmer. Ich möchte ein guter Sportpsychologe werden, ich habe keine Ambitionen, Politiker zu werden.
Gibt es Ambitionen für eine Rückkehr in den Profisport?
Meine Karriere ist in der nächsten Phase nach dem Schwimmsport. Im Moment will ich den mentalen Teil einer Leistung verstehen und wirklich lernen, was das Hirn unter Druck, unter Stress, im Genuss macht. Das finde ich spannend. Wohin mich das führt, das kann ich nicht sagen.
Wann ist die Entscheidung für diesen Weg gefallen?
Lassen Sie mich überlegen. Ich habe immer schon gemerkt, dass ich im Kopf nicht ganz normal bin. Dann habe ich mir gedacht: Vielleicht sollte ich mir das genauer anschauen. Ich habe mit Psychologen gesprochen und bemerkt, es gibt Dinge, die man sich auch von wissenschaftlicher Seite anschauen kann.
Wie kann man sich derzeit Ihren Tagesablauf vorstellen?
Ich stehe auf und gehe ins Labor. Ich habe eine Studie an der UCLA bekommen und arbeite nun an der Umsetzung. Wir arbeiten mit Sportlern, Mannschaften und auch dem amerikanischen Olympischen Committee zusammen. Wahrscheinlich sind es mindestens 50 Stunden in der Woche, die ich fürs Studium aufwende.
Sehen Sie Ihre Karriere mit diesem neuen Wissen anders?
Na klar! Man sieht die ganzen Chancen, die man verschissen hat, das tut weh. Aber man sieht auch die positiven Sachen, die man erreicht hat, als eigentlich alles gegen einen gezeigt hat. Da fragt man sich, wie man den Druck ausgehalten hat, und stellt fest, dass man ihn dann am meisten aushält, wenn man ihn nicht als Druck wahrnimmt, sondern als Ressource für Kraft. Ich habe extrem viele Fehler gemacht, auch auf performance-psychologischer Seite.
Was denn etwa?
Zum Beispiel bei Olympia 2008: Davor bin ich Weltmeister geworden und habe mir gedacht: „Jetzt kann ich’s. Das ist jetzt das Normale, dass ich in den entscheidenden Momenten alle niederschwimmen kann.“ Ich habe quasi das Resultat und nicht den Prozess geschätzt, um dorthin zu kommen. Ich habe auch vergessen, diese Einfachheit zu lieben. Als Sportler hast du ja eine wunderschöne Welt: Du hast nur eine einzige Aufgabe. Das ist schon ein herrliches Leben. Ich habe mir zu viel Ablenkung gesucht.
Spielt Schwimmen heute eine Rolle in Ihrem Leben?
Ich schwimme jeden Tag.
In welchem Umfang?
In keinem so großen. So, dass die Hosen noch passen. Ich bin nicht in der Form, um in ein Finale zu kommen, absolut nicht.
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