Hypos 1. Sieg in der Champions League

Eine Handballspielerin mit dem Ball in der Hand beim Wurf.
Die Niederösterreicherinnen besiegen den deutschen Meister 29:23.

Eine Woche nach der bitteren 22:41-Auftaktpleite gegen Titelverteidiger Györ feierrw Österreichs Serienmeister Hypo Niederösterreich in der Handball-Champions-League den ersten Sieg.

Die Truppe von Neo-Trainer Morten Soubak setzte sich im Duell gegen den von ÖHB-Teamchef Herbert Müller trainierten Thüringer HC mit 29:23 (14:13) durch und hält damit die Marschroute ein.

Hypo fabrizierte im ersten CL-Heimspiel der Saison zwar einen zurückhaltenden Start, kam erst in der 7. Minute zum ersten Tor gegen den deutschen Meister um die ÖHB-Teamspielerinnen Sonja Frey und Katrin Engel. Dann aber legten Welthandballerin Alexandra do Nascimento und Co. einen Zahn zu, lagen zwischenzeitlich mit 10:7 in Front und gingen immerhin mit einer 14:13-Führung in die Pause.

Die Deutschen hielten die Partie lange offen, im Finish aber machte Hypo den Sack zu. In Unterzahl erarbeitete man sich nicht zuletzt dank einer starken Torfrau Barbara Arenhart einen 21:19-Vorsprung und gab die Partie nicht mehr aus der Hand - da war auch THC-Leitwolf Anja Althaus nach der dritten Zwei-Minuten-Strafe schon des Feldes verwiesen worden. Spätestens beim 27:22 in der 57. Minute war die Entscheidung gefallen.

"Wir haben am Anfang der Partie zu viele Fehler gemacht. Aber wir sind jetzt alle zufrieden", meinte ein zufriedener Soubak, der mit seiner Truppe am kommenden Samstag beim punktelosen rumänischen Schlusslicht Baia Mare antreten muss. Auch do Nascimento sah noch Verbesserungsbedarf: "Die zweite Hälfte war besser, aber wir haben vielleicht zu viel Angst oder wollen zu viel."

Champions League, Gruppe A

Sonntag: Hypo Niederösterreich - Thüringer HC 29:23 (14:13)
Tabelle: Györ 4/2, 2. Thüringer HC 2/2, 3. Hypo NÖ 2/2, 4. Baia Mare 0/2,
Bereits gespielt: Györ – Hypo NÖ 41:22, Thüringer HCBaia Mare 36:29, Baia Mare - Györ 21:33 (10:16)
Weitere Hypo-Spiele: Baia Mare – Hypo (19. 10.), Hypo – Baia Mare (2. 11.), Hypo – Györ (11. 11.), Thüringen – Hypo (17.11.).
Modus: Die Top 2 steigen in die Hauptrunde auf, der Dritte steigt in den Cupsieger-Bewerb um.

Zu guter Letzt mussten auch die Fliesen dran glauben. Neuer Boden, neue Möbel, neuer Anstrich – nichts scheint mehr, wie es einmal war in der Südstadt. An jenem schmucklosen Ort an der Peripherie zu Wien, an dem vor über vierzig Jahren ein Handball-Projekt seinen Ursprung nahm, das sich zum erfolgreichsten österreichischen Sportverein in einer olympischen Mannschaftssportart entwickeln sollte:

Hypo Niederösterreich.

Ein Name, Dutzende Trophäen. Acht Mal triumphierten die Südstädterinnen in der Champions League, zuletzt im Jahr 2000.

Neuer Anlauf

Immer wieder stellte der Klub seitdem eine neue Saison unter das Motto „Mission: Alle Neune“, mehrmals verfehlte man das Ziel nur knapp. Und nun, 13 Jahre nach dem letzten Triumph in der Königsklasse? „Unser Ziel ist die Hauptrunde der besten acht Vereine“, sagt Trainer Morten Soubak vor dem Heimauftakt gegen den Thüringer HC (Sonntag, 20.25 Uhr/live ORF Sport +).

Was nach Understatement klingt, ist Realität. Die absolute europäische Spitze ist in der Südstadt nur noch Gast. Gegen Titelverteidiger Györ setzte es zum Auftakt in der Vorwoche ein 22:41. Gruppenplatz zwei, der zum Aufstieg berechtigt, ist dennoch in Reichweite.

„Der wirtschaftliche Rahmen gibt die Qualität des Kaders vor“, sagt Klubobmann Karl Heinz Graßmann. Seit drei Jahren kümmert sich der Manager vom benachbarten Energieversorger um die wirtschaftlichen Belange bei Hypo. Wie eng der Rahmen tatsächlich ist, beweist die Kooperation mit dem brasilianischen Verband. Die Südamerikaner stellen Hypo Spielerinnen zur Verfügung, acht sind es derzeit. Als Gegenleistung bekommen die Brasilianerinnen im Hinblick auf Olympia in Rio Spielzeit auf höchstem Niveau. Seit Sommer hat mit dem Dänen Morten Soubak nun auch der brasilianische Nationaltrainer das Sagen an der Seitenlinie in der Südstadt.

Jahrzehntelang war die Coaching-Zone das Territorium eines Mannes: Gunnar Prokop. Gründer, Manager, Trainer, Zampano, Peitschenknaller – so haben sie ihn bezeichnet. Von 1972 bis 2010 definierte sich Hypo über Prokop, und Prokop über Hypo. Seit drei Jahren hat der mittlerweile 73-Jährige nun kein Match mehr von Hypo gesehen. „Hypo war eine Institution in Europa“, sagt er und betont dabei bewusst die Vergangenheitsform.

Alte Erfolge

Auch Prokops Modell war zu einem großen Teil auf Legionärinnen gestützt, „jedoch mit einem Unterschied: Wir haben die Champions League gewonnen“, sagt er nicht ohne Stolz. „Alle spielten mit Herz für Hypo – und später auch für Österreich.“ Eine Reihe von Einbürgerungen machten es möglich, dass Österreich zu einer der stärksten Nationen der Welt aufstieg. Den Höhepunkt markierte WM-Bronze im Jahr 1999.

14 Jahre danach sind Österreichs Damen in der Ende Oktober startenden EM-Qualifikation Außenseiter. Im Kader von Teamchef Herbert Müller stehen lediglich vier Spielerinnen von Hypo, den Stamm bilden Legionärinnen aus Deutschland. „Ich verstehe die Ansprüche von Hypo in der Champions League. Das geht mit einer rein österreichischen Mannschaft nicht“, sagt Müller. Kein Verständnis hat er jedoch, „wenn selbst eine österreichische Topspielerin keinen Stammplatz hat.“ Hypo-Coach Soubak verteidigt: „Wir schließen keine Spielerin aus. Sie muss nur besser sein, als diejenigen, die da sind.“

Für einen Fachaustausch ist vielleicht am Sonntag Zeit. Müller betreut neben Österreichs Team auch den Thüringer HC. Gelingt den Deutschen der Coup, bleibt Hypo in jedem Fall noch die Meisterschaft: Dort strebt der Klub den 38. Titel in Folge an.

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