Historische Pleite für das Rugby-Mutterland

Ein Mann kauert neben einer Reihe von Rugbybällen vor einer Werbetafel.
Noch nie hat sich ein WM-Gastgeber in der Gruppenphase verabschiedet.

Am Tag nach dem Aus bei der Heim-WM übte sich Rugby-England im Lecken der Wunden. Der Autor Peter Knight brachte die 13:33-Pleite gegen Australien in seinem Statement auf Twitter auf den Punkt: "Engländer sein: 1. Ein Spiel erfinden. 2. Die Welt dazu bringen, dass sie es spielt. 3. Die Welt dazu bringen, dass sie es besser spielt als du. 4. Die Welt einladen. 5. Verlieren."

Das Desaster zeichnete sich schon früh ab – Mike Brown, der bereits bei der Pleite gegen Wales eine Woche zuvor die englische Niederlage mit einem Fehler eingeleitet hatte, fing einen Ball, stand aber mit einem Fuß im Aus, womit die Australier kurz vor dem englischen Malfeld in Ballbesitz kamen. Und es sollte nicht besser werden. Zwar vermochte die Mannschaft mit der Rose auf dem Trikot den 0:3-Rückstand noch auszugleichen, dann aber kam der überragende Bernard Foley zu zwei Trys, und der 26-Jährige sorgte mit seinen Kicks und Versuchen für die 17:3-Führung der Wallabies.

Es wurde auch nach der Pause nicht besser für die Briten. Beinahe bizarr mutete die Einwechslung von Nick Easter in der 58. Minute an – der zweifellos verdienstvolle 37-Jährige war erst letzte Woche nachnominiert worden und davor als Fernseh-Kommentator bei der WM tätig gewesen. Zwar kamen sie bis zur 65. Minute auf 13:20 heran, doch die Gelbe Karte gegen Owen Farrell nach einem hohen Tackling und die folgende Zehn-Minuten-Zeitstrafe brachen ihnen spielerisch das Genick. Angeführt vom kongenialen Duo Matt Hooper und David Pocock dominierten die Australier nicht nur das Spiel, sondern auch die Standards (erstaunlich war große Überlegenheit in den Scrums) und versenkten die englischen Träume: Foley stellte mit zwei Penalties auf 26:13, Giteau (Try) und erneut Foley (Conversion) erzielten den Endstand.

Nicht wenige der 81.000 Zuschauer im Rugby-Tempel zu Twickenham hatten da schon längst genug gesehen und waren nach Hause gegangen. Noch nie in der Geschichte der Rugby-Weltmeisterschaften hatte eine Gastgebernation die K.-o.-Phase verpasst, das hat nun das Mutterland des Rugby geschafft. Teamchef Stuart Lancaster, noch bis 2020 mit einem Vertrag ausgestattet, gab sich kleinlaut: "Offensichtlich werde ich nun meine Position überdenken müssen. Es wird nicht meine alleinige Entscheidung sein, aber es ist keine, die ich jetzt treffen muss."

Am kommenden Samstag spielen Wales und Australien um den Gruppensieg, während sich England mit dem Match gegen die Amateure aus Uruguay trösten muss. Einen weiteren Heuler garantiert der kommende Sonntag: Dann trifft Frankreich auf die starken Iren.

Kommentare