Gold als Pflichtübung für US-Basketball-Stars

Die NBA-Superstars sind sich der Gefahr aber bewusst. Sollten die hohen Erwartungen nicht erfüllt werden, drohen sie in der Heimat zerrissen zu werden. Das war bereits 2004 der Fall, als sie aus Athen mit Bronze nach Hause gekommen waren.
Das US-Team von 2012 umgibt eine Menge Nostalgie. Vor genau 20 Jahren waren erstmals NBA-Stars bei Olympia angetreten. Michael Jordan, Magic Johnson und Larry Bird führten Basketball 1992 mit dem originalen "Dream Team" in eine neue Ära. Als Erinnerung daran absolvierten die US-Amerikaner ihre letzten beiden Testspiele diese Woche in Barcelona. Sowohl gegen Argentinien als auch gegen Spanien gab es Siege, gegen den Gastgeber mit 100:78 sogar klar.
Dabei gelten die Spanier als erster Herausforderer. "Wir werden von Tag zu Tag besser", sandte James eine Warnung an die Konkurrenz. Der 27-Jährige hofft bei Olympia auf die Krönung eines außergewöhnlichen Jahres. "Der Auserwählte", so steht es auf seinen Rücken tätowiert, holte mit Miami Heat im Juni seinen ersten NBA-Titel - ausgerechnet gegen das aufstrebende Team von Oklahoma City Thunder seines Freundes Durant.
James kennt allerdings auch die Olympia-Schmach von 2004. Nach einem völlig verpatzten Turnier scheiterten die US-Favoriten damals im Halbfinale am späteren Olympiasieger Argentinien. " Olympia bedeutet mir sehr viel", versicherte James. Trotz der klaren Testspielpleite dürfte der Hauptkonkurrent Spanien heißen. Der Weltmeister von 2006 sinnt nach der Finalniederlage vor vier Jahren in Peking auf Revanche.
Die Iberer setzen auf ihre Qualität unter dem Korb. Die Brüder Pau und Marc Gasol sowie Serge Ibaka haben sich längst auch in der NBA einen Namen gemacht. Sie werden sogar höher eingeschätzt als ihre Gegenspieler im US-Team. "Sie sind eingespielt. Und man muss sie vom Korb fernhalten, weil sie so groß sind", erklärte James. "Hauptsächlich müssen wir aber auf uns schauen", ergänzte NBA-Topscorer Durant. "Wir haben genug Qualität."
Vor zwei Jahren in der Türkei hatte Durant die Staaten zu WM-Gold geführt. Der Olympia-Kader des Titelverteidigers setzt sich aus fünf Weltmeistern, fünf Olympiasiegern von 2008 und zwei Newcomern zusammen. Auch der Trainer ist mit Mike Krzyzewski derselbe. Unter dem renommierten College-Coach der Duke University haben die USA seit 2006 kein Spiel mehr verloren.
"Diese Konstellation ist etwas Besonderes. Es gibt nichts Größeres, als sein Land auf dieser Bühne zu vertreten", meinte Krzyzewski. Der 65-Jährige weiß allerdings auch, was auf dem Spiel steht. Alles andere als Gold wäre ein Desaster. "Mir ist bewusst, dass ich meine Karriere als Trainer aufs Spiel setze", sagte der erfolgreichste Coach der NCAA-Geschichte. "Aber diese Chance nicht zu haben, wäre eine noch größere Niederlage."
Kleinere Niederlagen waren die verletzungsbedingten Absagen der Superstars Dwight Howard, Derrick Rose, Dwyane Wade oder Chris Bosh. Dennoch meinte Bryant, dass die aktuelle Mannschaft das "Dream Team" von 1992 besiegen könnte. Krzyzewski war damals Co-Trainer, zu Vergleichen wollte er sich aber nicht hinreißen lassen. "Jedes Team ist für sich einzigartig."
Die USA starten am Sonntag (15.30 Uhr MESZ) gegen Frankreich ins Olympia-Turnier. Weitere Gruppengegner sind Tunesien, Nigeria, Litauen und zum Abschluss Argentinien. Die vier Topteams jeder Gruppe ziehen ins Viertelfinale ein. Das Finale steht am Schlusstag der Spiele (12. August) in der 20.000 Zuschauer fassenden North Greenwich Arena auf dem Programm. Auch die US-Damen sind nach vier Olympiasiegen in Folge klarer Turnierfavorit.
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