Giro-Leader Egan Bernal schwächelt, bleibt aber in Rosa

Vor dem Start sah Egan Bernal deutlich besser aus als im Finale der 17. Etappe
„Probieren werd’ ich’s sicher“, sagte Felix Großschartner am Mittwochvormittag ins Mikrofon seines Landsmannes Bernard Eisel. „Es ist ein bisserl ein Pokerspiel.“ 193 Kilometer umfasste der Fahrplan der 17. Etappe des Giro d’Italia, und seit die bayerische Mannschaft Bora-hansgrohe am Sonntag ihren Kapitän Emanuel Buchmann nach einem Sturz verloren hat, „haben wir ja nix mehr zu verlieren“, erklärte Großschartner.
Er schränkte sofort ein: „Natürlich, das Sprinttrikot!“ Das hat sein Teamkollege Peter Sagan, und der Slowake will es zum Ziel nach Mailand bringen.
Weil der Mittwoch mit einer Bergankunft endete (auf der Sega di Ala hoch über dem Etschtal), hatte Sagan einen ruhigen Tag, während Großschartner 90 Kilometer in einer Fluchtgruppe verbrachte, ehe er im ersten großen Anstieg zurückfiel.
In der folgenden Abfahrt stürzte Giro-Debütant Remco Evenepoel (BEL/Deceuninck-Quick Step/Gesamt-19.) auf eine Leitplanke, fuhr mit verbundenem Unterarm aber weiter. Auch Giulio Ciccone (Trek-Segafredo/6.) ging zu Boden.

So sehen Sieger aus: Dan Martin auf der Sega di Ala
Den Tagessieg holte der 34-jährige Ire Daniel Martin (Israel), der nun bei allen drei großen Rundfahrten mindestens je eine Etappe gewonnen hat. Egan Bernal zeigte im Finale ungewohnte Schwächen und wurde Siebenter, bleibt aber in Rosa. Der zweitplatzierte Italiener Damiano Caruso (Bahrain) hat nun noch 2:21 Minuten Rückstand auf Bernal, der drittplatzierte Brite Simon Yates (Bike Exchange) liegt 3:23 Minuten zurück.
"Es war ein harter Tag für mich", gesagt der 24-jährige Kolumbianer. "Ich habe auf den letzten Kilometern versucht, Simon Yates zu folgen, aber ich habe es nicht geschafft. Dann wollte ich mit Caruso ankommen, das habe ich nicht ganz geschafft. Aber ich habe im Endeffekt kaum Zeit verloren. Und es ist ja egal, ob ich mit zwei Minuten oder mit einer Sekunde am Ende in Mailand vorne bin."
"Ein fantastischer Tag", sagte Dan Martin, der fast den ganzen Schlussanstieg alleine bewältigte. "Der Giro war bis jetzt für uns eine Achterbahnfahrt, wir haben zwar viele Podestplätze geholt, aber keinen Sieg. Aber wir haben eine tollte Atmosphäre im Team", erklärte der Kollege des Vorarlbergers Matthias Brändle.
Am Donnerstag folgt die mit 231 Kilometern längste Etappe des 104. Giro d’Italia von Rovereto nach Stradella – sie ist weitgehend flach und könnte zum erfolgreichen Fall für Peter Sagan werden.
17. Etappe (Canazei–Sega di Ala, 193 km): 1. Martin (IRE) Israel 4:54:38, 2. Almeida (POR) Deceuninck-Quick Step +13, 3. S. Yates (GBR) Bike Exchange +30, 4. Ulissi (ITA) Emirates +1:20, 5. Caruso (ITA) Bahrain gl. Zeit, 6. Martinez (ESP) +1:23, 7. Bernal (COL) beide Ineos gl. Zeit, 103. Brändle (AUT) Israel +31:30, 114. Großschartner (AUT) Bora-hansgrohe +35:34.
Gesamt: 1. Bernal 71:32:05, 2. Caruso +2:21, 3. S. Yates +3:23, 4. Wlasow (RUS) Astana +6:03, 5. Carthy (GBR) EF-Nippo +6:09, 59. Großschartner +2:03:51, 133. Brändle +3:58:00.
Donnerstag: Rovereto–Stradella, 231 km.
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