Gewicht verlieren, Kampf gewinnen

Zwei Judoka kämpfen in ihren weißen Anzügen miteinander.
Der erste Kampf ist immer der schwierigste. Österreichs drei Judoka, Ludwig Paischer (bis 60 kg), Sabrina Filzmoser (bis 57 kg) und Hilde Drexler (bis 63 kg), gehen unterschiedlich an die Aufgabe heran, eines aber haben alle gemeinsam.

Österreichs drei Judoka, Ludwig Paischer (bis 60 kg), Sabrina Filzmoser (bis 57 kg) und Hilde Drexler (bis 63 kg), gehen unterschiedlich an die Aufgabe heran, eines aber haben alle gemeinsam: das Gewichtmachen. Denn im Normalfall bringen sie mehr auf die Waage, als ihrer Kategorie entspricht. Deshalb ist in den Tagen vorher große Disziplin gefragt.

Der Olympia-Silbermedaillengewinner von Peking und seine Kolleginnen reisen am Mittwoch an - und damit nur wenige Tage vor ihren Auftritten. "Es gibt keinen Klimaunterschied, keine große Zeitverschiebung, keine lange Flugreise, da reichen drei Tage komplett", erklärte der Salzburger Paischer im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. In Österreich war das Trio nicht auf die offiziellen Trainingszeiten angewiesen, wie sie in London vorgeschrieben sind, damit ging man auch den Stress inklusive der vielen Sicherheitskontrollen aus dem Weg.

"Drüben wird nur noch ein bisserl trainiert, im Vordergrund steht das Gewichtmachen", erklärte Paischer, der vor einer Woche noch 63, 64 Kilo wog. Sukzessive wird reduziert. Belastungen für den Körper und das Immunsystem, die man nicht unterschätzen darf. "Bei großen Wettkämpfen schaue ich, dass ich relativ früh nahe ans Gewicht komme und nicht zu viel Substanz verliere. Man darf sich nichts einfangen, aber es ist ja Sommer, da wird es schon funktionieren", meinte Filzmoser.

Ihr Gewicht hat die Oberösterreicherin selbst in der Hand, die Auftaktgegnerin ist Glücksache. "Wenn Lupo mit dem Wettkampf fertig ist, will ich meine Auslosung haben. Es dreht sich sowieso im Kopf, du schaust dir Videos an, denkst viel nach, auf Dauer ist das zermürbend. Für mich ist es besser, es so knapp wie möglich zu wissen", erläuterte Filzmoser.

Traditionell wärmt sie mit Paischer auf, er ist als erster Österreicher am Samstag im Einsatz, Filzmoser am Montag. Die Auslosung ist bereits am Donnerstag. Für die zweifache Europameisterin heißt das tagelang nicht ins Internet schauen, E-Mails oder SMS lesen, damit sie nicht sieht, was sie - noch - nicht sehen will. Und im Olympischen Dorf möglichst vielen Kontrahentinnen aus dem Weg gehen.

"Bei Sabrina ist es relativ vorhersehbar, wen sie bekommt, weil sie unter den acht Gesetzten ist. Prinzipiell ist es den Athleten freigestellt, wann sie es wissen wollen. Mir ist lieber, es passiert früher, denn wenn man sich vornimmt, es möglichst lange nicht zu wissen, erfährt man es garantiert von irgendjemand. Da es online ist, weiß es ja jeder", sagte Nationaltrainer Udo Quellmalz, der in London Filzmoser betreut und ergänzte: "Ändern kann man es eh nicht. Ob gut oder schlecht, ungünstig oder superleicht."

Anders ist es bei Paischer. "Er will die Auslosung sofort wissen", sagte Betreuer Taro Netzer. Sein Schützling ist nicht gesetzt, hat deshalb einen Kampf mehr zu bestreiten. "Der erste Kampf ist immer schwierig, weil man erst ins Turnier reinfinden und einen Rhythmus bekommen muss", meinte der Gewinner von zehn Medaillen bei Olympia, WM und EM. "Der erste Kampf ist der wichtigste, da bist du noch unausgeglichen. Aber wenn du dann im Radl drinnen bist, kommen Gefühl und Selbstvertrauen", sagte Filzmoser.

Olympia-Debütantin Hilde Drexler will das Drumherum der Sommerspiele aktiv wahrnehmen, aber "die Großartigkeit des Ereignisses" ausblenden. Sie kommt am Dienstag und damit als Letzte des rot-weiß-roten Teams an die Reihe, vorher will sie die Auftritte ihrer Kollegen hautnah miterleben. "Bei der EM im letzten Jahr habe ich aus dem Goldmedaillengewinn von Sabsi so viel Energie mitgenommen, das hat mir sehr geholfen", meinte die Wienerin, die schließlich Bronze erkämpfte.

Wann sie ihre Auftaktgegnerin wissen will? "Je früher desto besser. Einmal den Schockmoment, denn ändern kannst es eh nicht. Ob ich die Nummer eins oder drei der Welt bekomme, macht nicht viel Unterschied."

Kommentare