Ganze Sport-Welt steht still? Nein, Schach wird gespielt!

Russian chess player Alexander Grischuk smells hand sanitiser as he takes part in the Candidates Tournament in Yekaterinburg
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Im russischen Jekaterinburg findet derzeit ein Qualifikationsturnier für die Schach-WM statt.

Schach. Wir befinden uns im Jahre  2020 nach Christus. Die ganze Sportwelt ist vom Coronavirus befallen ... Die ganze Sportwelt? Nein! Ein paar unbeugsame Schachspieler hören nicht auf, dem Virus Widerstand zu leisten. Doch das Leben ist nicht leicht für die acht Männer aus fünf Nationen, die derzeit im russischen Jekaterinburg um den Sieg kämpfen.

Der Gewinner des „Kandidatenturniers“ darf im November  den Norweger  Magnus Carlsen herausfordern. Es wird dabei nicht nur um die WM-Krone gehen, sondern auch um ein Preisgeld von zwei Millionen Euro. Doch der Weg dorthin ist steinig. „In Jekaterinburg stehen die Spieler während des Turniers de facto   unter Quarantäne“, sagt Walter Kastner, der Generalsekretär des österreichischen Schachbundes. „Die beiden chinesischen Teilnehmer mussten sogar zwei Wochen vor Beginn anreisen.“ Und in Quarantäne gehen.

Beschwichtigt

In Russland zählt man bisher  (offiziell) weniger als 200 Corona-Fälle. Keiner davon trat in Jekaterinburg auf. Das Sportministerium sagte alle internationalen Veranstaltungen ab, nur das WM-Kandidatenturnier wird ausgetragen. „Indoor-Veranstaltungen mit weniger als 50 Personen bleiben weiterhin erlaubt“, heißt die offizielle Erklärung. Und doch ist bei diesem Turnier nahezu alles anders.

Denn völlig offen  ist, welchem der acht Großmeister es gelingt, die verrückte Welt hinter sich zu lassen, um in den konzentrierten Zweikampf abzutauchen.  Zwei Mal täglich wird den Spielern die Körpertemperatur gemessen, der  Handschlag vor und nach den Spielen ist nicht mehr Pflicht. Die Lösung ist die Ellenbogenberührung.

Andererseits ist Schach tatsächlich auch ein Kontaktsport. Zwar berührt ein Spieler zu Beginn nur seine Steine, doch bald schon werden die ersten Bauern oder Figuren des Gegners geschlagen und vom Brett genommen. Fläschchen mit Desinfektionsmittel stehen auf den Tischen.  Manchmal greift ein Spieler zu und riecht gedankenverloren daran. 

Millionenpublikum

Nur wenige Journalisten haben es in die Stadt jenseits des Urals geschafft, Zuschauer sind in der Halle  des Hyatt Regency Hotels nicht zugelassen. Das virtuelle Stadion der Online-Übertragungen ist hingegen voll. Der offizielle Stream wird in Englisch, Russisch und erstmals in Chinesisch angeboten. Dazu kommen Übertragungen in vielen Sprachen auf anderen Plattformen. Kastner: „In Summe wird ein Millionenpublikum erreicht.“

 

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