Zwietracht in der Red-Bull-Familie

Der Salzburger Fanliebling Stefan Ilsanker (li.) könnte nach Leipzig wechseln.
Beim Cup-Halbfinale in Grödig beschimpften Salzburg-Fans den deutschen Red-Bull-Klub Leipzig. Warum eigentlich?

Die Geschehnisse des ersten Halbfinales im ÖFB-Samsung-Cup 2014/’15 sind schnell erzählt: Der das Spiel dominierende Favorit Salzburg besiegte Nachbar Grödig erst durch zwei späte Tore mit 2:0, weil Noch-Grödig- und Bald-Salzburg-Keeper Stankovic vor gerade einmal 1890 Zuschauern einige tolle Paraden gezeigt hatte.

Der Atmosphäre im halb leeren Grödiger Kleinst-Stadion war es auch geschuldet, dass die 130.000 TV-Konsumenten auf ATV Ohrenzeugen einer skurrilen Begebenheit geworden sind. Während der ersten Hälfte war aus dem Salzburger Fanblock deutlich ein "Wir singen Scheiß RB Leipzig" zu hören, nachdem kurz zuvor "Ilse-bleib-bei-uns"-Sprechchöre angestimmt worden waren.

Hintergrund

Vergangene Woche berichtete auch der KURIER, dass Salzburg-Spieler Stefan Ilsanker im Sommer zum deutschen Red-Bull-Klub Leipzig wechseln könnte. Die Aufregung in der Fanszene war groß. "Jeder, nur nicht er", lautete der Tenor in den Fanforen. Der 25-Jährige ist mehr als nur ein Spieler. Der Halleiner ist Fanliebling, Integrationsfigur und dazu Bindeglied zur glorreichen Elf der 1990er-Jahre, der sein Vater Herbert angehörte.

Sportchef Rangnick entspannte mit seiner Aussage, dass Ilsanker für Leipzig "ein interessanter Spieler" sei, die Situation nicht gerade. Am Dienstag gab es dann die Reaktion aus dem kleinen Salzburger Fanblock.

Der Deutsche, der ab Sommer nur mehr für Leipzig verantwortlich sein wird, macht aber nichts anderes als das umzusetzen, was sein Chef und Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz schon vor fünf Jahren angekündigt hatte: Der Fokus liegt mittelfristig auf Leipzig, dort wird die stärkste Mannschaft spielen.

Die 2. Deutsche Bundesliga war für Salzburger Stammspieler bisher nicht wirklich interessant. Die Attraktivität von Leipzig wird sich aber spätestens dann steigern, wenn der der derzeitige Zweitligist noch einmal aufsteigt. Das wissen auch die Salzburger Fans, die ganz andere Hoffnungen mit dem Einstieg von Red Bull verbunden hatten.

Träumerein

Jene, die beim Red-Bull-Einstieg 2005 auf die Tradition verzichtet hatten, waren auch vom Traum Champions League zum Bleiben bewegt worden. Erfüllt hat sich dieser trotz Millionen-Investitionen bisher nicht. Sieben Mal ist Salzburg in der Ära Red Bull in der Qualifikation gescheitert.

Viele Zuschauer haben Red Bull schon vor Längerem den Rücken gekehrt. Waren in den Anfangsjahren 15.000 Zuschauer in der Bundesliga die Regel, sind solche Zahlen mittlerweile die Ausnahme. Erst ein Liga-Heimspiel im Jahr 2015 lockte mehr als 10.000 an, jenes gegen Austria Anfang April (11.376).

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