Zerreißprobe mit den Fans

Eine Menschenmenge hält Schilder mit Aufschriften wie „Stehplätze erhalten!“ und „Für immer Westfalenstadion!“.
Die 36 deutschen Bundesliga-Klubs sollen am Mittwoch ein neues Sicherheitskonzept beschließen.

37 Seiten ist es lang, das Konzept "Stadionerlebnis", das die Deutsche Fußball-Liga (DFL) im Kampf gegen die Randalierer erarbeitet hat. Am Mittwoch, also am 12. 12., soll es von den 36 Profiklubs abgesegnet werden.

Und das sorgt für Aufregung. Die Klubs befinden sich in einer Zwickmühle – zwischen den Ultras-Fangruppen, die das Konzept kategorisch ablehnen, und der Politik, die dieses ohne Wenn und Aber einfordert.

Eigentlich sind die Maßnahmen gar nicht so einschneidend – überhaupt dann, wenn man sie mit jenen vergleicht, die in England im Kampf gegen den Hooliganismus ergriffen worden sind. Geregelt wird hauptsächlich wie die Sicherheit in den Stadien durch mehr Ordner, bessere Kommunikation und verschärfte Kontrollen verbessert werden soll.

Fans fühlen sich ausgeschlossen

Aber die Fans und ihre Vertreter fühlen sich ausgeschlossen aus dem Konzeptfindungsprozess. 50 Ultrasgruppen riefen deshalb die Aktion "12:12 – Ohne Stimme, keine Stimmung" ins Leben. In allen Stadien wurden die Mannschaften in den letzten drei Bundesliga-Runden bis in die 13. Minute nicht angefeuert, am Samstag gab es dazu Protestmärsche Tausender Fans - darunter natürlich auch Nicht-Ultras.

Das alles erregte zwar riesige mediale Aufmerksamkeit und führte dazu, dass das Sicherheitskonzept überarbeitet wurde. Abgelehnt wird es von den Ultras aber trotzdem weiter. Besonders die strengeren Kontrollen werden nicht akzeptiert. "Diese greifen zu sehr in die Persönlichkeitsrechte ein, weswegen wir das Entkleiden weiter kategorisch ablehnen", sagt "12:12"-Sprecher Philipp Markhardt, der hofft, dass das Konzept nicht angenommen wird.

Doch den Vereinen wird nichts anderes übrig bleiben als es zu beschließen. Denn die Politik macht großen Druck, weil es 2011 und 2012 mehrmals zu gravierenden Ausschreitungen gekommen ist. Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) drohte zuletzt bei einer Ablehnung des Konzeptes gar mit dem Verbot der in Deutschland von den Fans so geliebten Stehplätzen in den Stadien.

Eine Deeskalierung der Situation ist nicht in Sicht. Dessen sind sich auch die Klubs bewusst. "Es wird weiter eine Welle des Protestes geben. Aber diese Welle müssen wir aushalten", sagt Eintracht-Frankfurt-Vorstandsmitglied und Konzept-Mitverfasser Axel Hellmann.

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