Der Fußballsport ist attraktiver geworden

Die Technische Studiengruppe (TSG) der FIFA unter der Leitung von Red-Bull-Global-Head-of-Soccer Gerard Houllier machte in ihrem Abschlussbericht zur WM in Brasilien die offensive Ausrichtung, das schnelle Umschalten von Abwehr auf Angriff und die spielenden Torhüter als markante Trends ausgemacht.
"Die 32 Mannschaften zeigten fast durchweg erstklassigen, offensiv ausgerichteten Fußball", schrieb die TSG in ihrem Dossier über die Endrunde. "Diese Tendenz ist natürlich erfreulich und für die weitere Entwicklung des Fußballs sehr vielversprechend." Auf 284 Seiten und in vier Sprachen analysiert die Kommission die 64 WM-Spiele. "Diese waren schneller und dynamischer als je zuvor", heißt es im Bericht.
Die FIFA-Analytiker stellten zudem fest, dass bei den Torhütern "ein neues Zeitalter angebrochen" ist. Ein mitspielender Torwart wie Paradebeispiel Manuel Neuer bei Weltmeister Deutschland war einer der Haupttrends bei der WM. "Ein moderner Schlussmann beschränkt sich nicht mehr darauf, Schüsse abzuwehren", stellten die Experten fest. Über Neuer selbst hieß es: "Er spielt wie ein Libero."
Viele Jokertore
Eine weitere Tendenz des Turnieres, bei dem die WM-Teilnehmer vor allem in der Gruppenphase für spektakuläre Partien mit reichlich Toren gesorgt hatten, war die Effektivität von eingewechselten Spielern. Die bisherige Bestmarke von Jokertoren von 23 bei der WM in Deutschland 2006 wurde mit 32 deutlich überboten.
106 der insgesamt 171 WM-Tore in Brasilien wurden nach der Pause erzielt. Dies werteten die Experten als Indiz für die hohe physische Belastbarkeit der Spieler und den nie nachlassenden Offensivdrang.
Selbst wenn die Ziele der Mannschaft immer übergeordnet sind, kam die Endrunde nicht ohne ihre Stars aus. "Diese WM ist auch das Turnier der überragenden Individualisten", schrieb die TSG und nannte Deutschen Thomas Müller, Lionel Messi von Vizeweltmeister Argentinien, Bayerns Niederländer Arjen Robben, Brasiliens Neymar, Kolumbiens James Rodriguez oder Frankreichs Karim Benzema. Die kompletten Fußballer zeichne dabei auch aus, dass sie nach hinten arbeiten und das Team in den Vordergrund stellen.
Hohes Tempo
Einer wie Müller zähle zu den Spielern, die den Ball bei Kontern schnell nach vorne treiben. Von dieser Art habe jedes der Topteams mindestens einen Akteur in seinen Reihen gehabt. "Das Umschalten von Abwehr auf Angriff ist ein zentraler Erfolgsfaktor im modernen Fußball und oftmals ein 'magischer Moment' im Spiel, der über Sieg oder Niederlage entscheiden kann."
Am wenigsten im Spiel war der Ball beim hart umkämpften Viertelfinale zwischen Brasilien und Kolumbien. Wie aus dem Bericht hervorgeht, wurde tatsächlich nur 39:18 Minuten gespielt. Alle anderen der 64 WM-Partien kamen auf eine Nettospielzeit von mindestens 47 Minuten. Den Spitzenwert erreichte das Gruppenmatch zwischen England und Italien mit 64:49 Minuten.
Der Bericht soll bei den technischen Konferenzen der FIFA vom 11. September an in Panama-Stadt eine zentrale Rolle spielen, erklärte die FIFA in ihrer Mitteilung am Freitag. Eingeladen sind zu diesem Meeting übrigens auch die Teamchefs.
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