Corona: Über 217 Mio. Euro Umsatz-Einbruch in deutscher Bundesliga

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Allein beim Ticketabsatz sind die Einnahmen in der Corona-Krise auf 363,5 Millionen Euro und damit knapp um ein Drittel gesunken.

Erstmals in seiner langen Amtszeit muss Liga-Chef Christian Seifert einen Umsatz-Einbruch im deutschen Profifußball verkünden. Nach 15 Rekordjahren sank der Gesamtumsatz der 18 Erstligisten wegen der Corona-Krise in der Vorsaison um 217 Millionen auf 3,8 Milliarden Euro - und für die laufende Spielzeit erwarten die Klubs noch kräftigere Einbußen.

"Die Corona-Krise hat weltweit mit ihrem gewaltigen Ausmaß alle Lebensbereiche unvorbereitet getroffen, so auch den deutschen Profifußball", sagte Geschäftsführer Seifert zur Veröffentlichung des jährlichen Wirtschaftsberichts der Deutschen Fußball Liga (DFL).

Vor allem die fehlenden Ticket-Erlöse im letzten Drittel der Spielzeit verdarben den Klubs die Bilanzen. Allein hier sanken die Einnahmen um knapp ein Drittel auf 363,5 Millionen Euro. Waren im Vorjahr nur acht Runden betroffen, wird die aktuelle Saison fast komplett vor leeren Rängen gespielt. "Die entsprechenden Auswirkungen werden sich daher im folgenden Wirtschaftsreport niederschlagen", hieß es.

Der Sturm nach dem lauen Lüftchen

Seifert hatte bereits im Dezember gewarnt: "Letzte Saison war bestenfalls ein laues Lüftchen, jetzt aber kommt der Sturm." Der Umsatzverlust der DFL-Mitglieder für die Saison 2020/2021 könne etwa bei einer Milliarde Euro liegen, hatte er damals vorgerechnet.

Zu einem wachsenden Minus dürften auch Ausfälle beim Transfergeschäft beitragen. Schon in der vergangenen Saison sanken die Einnahmen der deutschen Bundesliga hier um 80,8 Millionen auf 594,3 Millionen Euro. Größter Ausgabeposten bleiben die Gehälter für Spieler und Trainer, die noch einmal um 15 Millionen auf 1,446 Milliarden Euro stiegen.

Insgesamt 155,6 Millionen Euro gaben die 18 Klubs mehr aus, als sie einnahmen. Nur acht Erstligisten erwirtschafteten einen Gewinn, im Jahr davor waren es noch 14 gewesen. Trotz der in den vergangenen 20 Jahren gelegten ökonomischen Basis sei "für alle Klubs weiterhin ein diszipliniertes und weitsichtiges wirtschaftliches Handeln zwingend erforderlich", mahnte Seifert.

Die Schwächen des Modells

Als die DFL im Februar 2020 die vorherige Ausgabe des Finanzberichts vorgelegt hatte, ahnte wohl niemand, was bald über die Liga hereinbrechen würde. Routiniert wurde der 15. Umsatzrekord in Serie verkündet, erstmals war in der Saison 2018/19 die Marke von vier Milliarden Euro übertroffen worden. "Eine verlässliche wirtschaftliche Stabilität", hatte Seifert den 36 Proficlubs bescheinigt, die DFL sah "weitere Wachstumsperspektiven".

Kurz darauf folgte der Schock: Am 11. März musste die deutsche Bundesliga wegen des Coronavirus erstmals ein Geisterspiel austragen. Zwei Tage nach dem 2:1 von Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Köln im leeren Stadion stellte die Bundesliga den Spielbetrieb vorerst ein.

Es folgten mehr als zwei Monate Zwangspause - und Existenzängste wegen des drohenden Ausfalls der TV-Milliarden. Die mit reichlich Lobbyarbeit und kräftiger politischer Unterstützung erwirkte Wiederaufnahme des Profifußballs im Mai habe "für manche Klubs das wirtschaftliche Überleben" gesichert, sagte Seifert damals.

Dass im Herbst eine von der DFL einberufene Taskforce über die Zukunft des Fußballs beriet, lag nicht zuletzt auch in der Einsicht begründet, dass Corona die Schwächen des Geschäftsmodells entlarvt hatte. Ob nun wirklich ökonomische Nachhaltigkeit auf Dauer die ewige Jagd nach Umsatz- und Transferrekorden ablöst, werden die Klubs erst noch beweisen müssen. Im zuletzt wegen der Coronakrise weitgehend ausgesetzten Lizenzierungsverfahren soll für die nächste Saison zumindest wieder die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit aller Klubs überprüft werden.

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