Was beim 4:1 gut war, was nicht

Ausgerutscht ist Österreichs Team in
Aserbaidschan nicht, doch der Temperatursturz ließ sich nicht vermeiden. Drei Stunden dauerte der Flug in eine andere Klimazone. Nach Astana, in die Hauptstadt Kasachstans, in der am Dienstag ein Schlusspunkt hinter diese EM-Qualifikation gesetzt wird. Für Julian Baumgartlinger ist sie bereits zu Ende: Er sah gegen Aserbaidschan Gelb, ist gesperrt und heimgeflogen.
Das 4:1 in Baku hat eine lange Durststrecke beendet. Seit März 2005 (2:0-Sieg in Wales im Rahmen der
WM-Qualifikation) gelang der erste volle Erfolg in einem Auswärts-Pflichtspiel. Kein Grund, wieder in Euphorie zu verfallen. Zumindest angedeutet wurde der Beginn eines neuen Aufwärtstrends.
+ Die Organisation:
Das Team wirkt organisierter in Abwehr und Vorwärtsbewegung. Jeder Spieler weiß, was zu tun ist, wo sich der andere befinden könnte. Das erlaubt teilweise Kombinationen, die man in der Vergangenheit nur selten sah. Die Vorbereitung zum 0:2 sah so richtig nach Fußball aus. Unter Druck geraten, gleicht das Team nicht mehr einem Hühnerhaufen.
Allerdings ist Aserbaidschan diesbezüglich kein wirklicher Maßstab. Man kann zu Willibald Ruttensteiner stehen wie man will. Doch er hat der Mannschaft ein klares Konzept mitgegeben, das die nötige Sicherheit verlieh.
+ Das Comeback:
Andreas Ivanschitz hat sich nicht nur mit Ideen in der Offensive eingebracht. Auch seine defensive Arbeitsleistung war in Ordnung. "Ich muss zugeben, dass mir der Druck doch ziemlich zu schaffen gemacht hat", meinte der Mainz-Legionär. Dies war ihm am Anfang auch anzusehen.
Sehr überlegt, fast bedächtig mischte er sich in die Aktionen ein, um jeden Fehler zu vermeiden. Ein Tor und zwei Assists sind für einen offensiven Mittelfeldspieler aber ein achtbares Resümee.
+ Die Effizienz:
Marc Janko ist also doch ein Torjäger, im Abschluss unübertroffen. Allerdings ist auch diese positive Eigenschaft im Spiel gegen stärkere Mannschaften zu überprüfen. Neben Ivanschitz erzielte mit Junuzovic ein weiterer Mittelfeldspieler, sein erstes Tor im Team. Auch Alaba wirkt immer entschlossen, wenn es in die Richtung des gegnerischen Tores geht.
+ Die Stimmung:
Es scheint wieder Ruhe eingekehrt zu sein. Aus der Kapitänsfrage wurde keine Affäre gemacht. Ruttensteiner holte sämtliche Kapitänsanwärter zum Gespräch. Janko, Fuchs und Ivanschitz demonstrierten Einigkeit. Janko bekam die Armschleife, die ihm in der Vergangenheit sehr wichtig war. Ivanschitz, sein Zimmerkollege auf der Ostreise, ist wahrscheinlich froh darüber.
- Das Sorgenkind:

Marko Arnautovic bleibt ein Problemboy. Ihm ist es durch einige Disziplinlosigkeiten nicht gelungen, die Räume hinter Janko zu nutzen, Diskussionen mit den Mannschaftskollegen waren die Folge. Weniger schwer wiegt sein Missmut beim Austausch. Ein Profi darf dies dokumentieren. "Wir sind froh über seine Genialität, warum sollte ich ihn disziplinieren, wenn er außerhalb des Spielfelds auch anders ist", sagt Ruttensteiner. Hier irrt der Trainer. Denn die Undiszipliniertheiten bleiben eben nicht außerhalb des Spielfeldes.
- Der Schlendrian:
Nach dem Ausschluss wurde nicht konsequent nachgesetzt. Man merkt, dass in solchen Situationen noch die uneingeschränkte Führungspersönlichkeit fehlt, die den Takt vorgibt.
- Die Bremser:
In der Abwehr wurde zwar brav gearbeitet, doch der moderne Fußball verlangt mehr Einmischung in den vorderen Regionen. Weder Prödl noch Dragovic waren vorne oft gesehen.
- Das Flankenspiel:
Vom Spiel über die Seite hält die Mannschaft noch nicht so viel. Janko hätte so noch besser in Szene gesetzt werden können. Die Kombinationen durch die Mitte waren teils schön anzuschauen. Gegen Aserbaidschan, wohlgemerkt.
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