Vom Nationalteam zum FC Arbeitsamt
Der eine hat in seinem Lebenslauf so prominente Fußball-Adressen wie Arsenal, Fiorentina oder Juventus stehen. Der andere ist immerhin der einzige österreichische Goalie, der je bei einer Europameisterschaft im Tor gestanden ist. Der Dritte im Bunde war wiederum ein mehrfacher Meister seines Faches bei Rekordmeister Rapid.
Alle drei Torhüter, Alexander Manninger, Jürgen Macho und Helge Payer haben gemeinsam 78 Länderspiele in den Armen und trotzdem alle Hände voll zu tun, um einen neuen Verein zu finden. Das ist kein Einzelschicksal in so turbulenten Zeiten wie diesen, in denen die Finanzkrise auch den Fußball schwer im Griff hat und arbeitslose Kicker beim AMS Schlange stehen. Die Liste ließe sich beliebig und prominent fortsetzen: Andreas Ibertsberger (15 Länderspiele), Mario Kienzl (ein Länderspiel), Johannes Ertl (sieben Länderspiele) – sie alle sind auf Jobsuche. Laut den Daten der österreichischen Fußballer-Gewerkschaft VdF müssen derzeit sogar mehr als 120 einheimische Profis stempeln gehen.
Doch kein Schaden ohne Nutzen: Den Vereinen kommt die angespannte Situation auf dem Fußball-Arbeitsmarkt entgegen. "Die Vereine sind im Vorteil", erklärt Innsbruck-Sportchef Oliver Prudlo, "wenn so viele Spieler einen Klub suchen, werden auch die Kosten niedriger, weil die Spieler froh sind, wenn sie einen Verein finden." Umgekehrt hat es ein Klub wie Salzburg derzeit umso schwerer, seinen hoch bezahlten Kader auszumisten. Knapp 14 Tage bleiben bis zum Ende der Transferzeit noch, um kosmetische Eingriffe und Last-Minute-Deals vorzunehmen. Ein Überblick über Soll und Haben bei den zehn Bundesligavereinen.
Salzburg
Beim Meister vergeht kaum eine Woche, in der keine neuen Gesichter präsentiert werden, vor allem abseits des Rasens. Mit 1. September tritt Jochen Sauer seinen Dienst als neuer Geschäftsführer an, der Deutsche war zuletzt beim VfL Wolfsburg als sportlicher Leiter tätig. Nicht die einzige Rochade bei Red Bull: Ernst Tanner löst den ungeliebten Niederländer Percy van Lierop als Nachwuchschef ab. Änderungen stehen auch beim Profikader an: Sportchef Ralf Rangnick will sich von Fußballern trennen, "die keine große Perspektive haben, dass sie spielen". Allerdings ist es schwer, teure Auslaufmodelle wie Lindgren, Boghossian oder Douglas an den Mann zu bringen. Im Gegenzug sucht Rangnick unter anderem noch nach einem Stürmer mit Zukunftsperspektiven.
Rapid
In Hütteldorf findet Peter Schöttel mit seinem aktuellen Kader das Auslangen. Weitere Transfers im Sommer schließt der Trainer kategorisch aus.
Sturm Graz
In Graz könnte sich dagegen noch einiges bewegen. Allerdings nur, was die Abgänge betrifft. Die Grazer haben schon mehr zusammengekauft als ursprünglich geplant war. Dafür sind einige Spieler mit ihrem Tribünenplatz unzufrieden. Patrick Wolf wird auf Leihbasis Thomas Burgstaller, Joachim Standfest und Dominic Pürcher nach Kapfenberg folgen, aber auch Talent Florian Neuhold und Haris Bukva zieht es weg. Sturms berühmtester Reservist Mario Haas möchte auf seine Chance warten: "Derweilen bleibe ich, es kann sich schnell wer verletzten." Stefan Stangl wurde schon an Horn verliehen.
Austria
Die Wiener sind noch auf der Suche nach einem Stürmer, der der Mannschaft sofort helfen kann – auch wenn Roman Kienast wieder fit ist und auch trifft.
Ried
Die Innviertler sind gut aufgestellt, einem weiteren Abwehrmann aber nicht abgeneigt. Sofern er finanziell und vom Spielertyp her in den Rieder Rahmen passt.
Admira
Dietmar Kühbauer sieht keinen Handlungsbedarf für weitere Transfers.
Mattersburg
Die Burgenländer müssen sich möglicherweise um einen neuen Co-Trainer umsehen. Goce Sedloski, dem Assistenten von Franz Lederer, gelang ein erfolgreiches Debüt als mazedonischer Interims-Teamchef (1:0 gegen Litauen). Das erhöht seine Chancen auf eine Fixanstellung.
Wolfsberg
Beim Aufsteiger steht der Kader, Trainer Nenad Bjelica arbeitet nach den vielen Rochaden im Sommer noch am Feintuning.
Innsbruck
Das knappe Budget erlaubt noch die Verpflichtung eines "Schnäppchens". Das Problem: Wackers Problemzonen liegen sowohl im Angriff als auch in der Abwehr. Die Tendenz geht in Richtung eines zusätzlichen Verteidigers.
Wiener Neustadt
Der Punktestand (null) bringt es auf den Punkt: Wr. Neustadt bräuchte Verstärkungen auf elf Positionen. Zumindest wird einmal ein Innenverteidiger aus Spanien geholt, um beim Schlusslicht die Abwehrkräfte zu stärken.
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