"Unsterblich" macht Rapid gegen Slovan zum Hochrisikomatch
Die Begegnungen in der Fußball-Europa-League-Quali zwischen Rapid und Slovan Bratislava gelten als Hochrisikospiele. Die slowakischen Behörden haben den Grün-Weißen mitgeteilt, dass Ansammlungen von Rapid-Fans in der Innenstadt von Bratislava nicht geduldet werden. Brisanz erhält das Match am Donnerstag dadurch, dass rechtsextreme Anhänger der Wiener Austria mit den Slovan-Fans eng verbunden sind.
Der Journalist Michael Bonvalot hat in den vergangenen Jahren die Verbindungen des mittlerweile wegen seiner Nähe zum Neonazismus aus der Austria-Heimstätte Generali-Arena verbannten Fanklubs "Unsterblich" (Ust) zum Anhang von Slovan Bratislava untersucht und festgestellt, dass die Verbindungen mitnichten gekappt sind. Ust-Mitglieder würden verstärkt auf Spiele von Slovan ausweichen und dort ihre Gesinnung deutlich machen.
So hing etwa ein "Unsterblich"-Banner im Stile der Reichskriegsflagge, die ein eindeutiger Code für neonazistische Gesinnung ist, im April 2017 im Fanblock von Slovan beim Auswärtsmatch gegen Dunajska Streda. Bei der Partie kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen dem Slovan-Block und der Polizei. Zuletzt tauchte die Fahne mit Foto belegt im Mai 2018 beim Spiel Slovan gegen Trnava auf.
"Unsterblich"-Fassade
"Verbrüderungstransparente" mit Slovan tauchen aber auch bei Heimspielen der Austria auf. Bonvalot machte im Gespräch mit der APA darauf aufmerksam, dass Slovan auch enge Verbindungen zu den "Fanatics", derzeit der führende Fanklub auf der Osttribüne der Generali-Arena, unterhält. Fragt man Insider bei der Wiener Polizei, ob die "Fanatics" so etwas wie die offizielle Fassade der Ust seien, so stimmen diese der These durchaus zu.
Der Fanexperte wies wiederholt darauf hin, dass rechtsextreme Symbolik auch nach der Ust-Verbannung von der Osttribüne keineswegs verschwunden ist. Selbst nach der Wiedereröffnung des Stadions nach der Renovierung vor wenigen Wochen fand sich bereits einschlägiges Material. Auf einer WC-Tür waren Bonvalot zufolge etwa am 19. Juli die doppelte Sig-Rune (das Zeichen der SS) in einem Lorbeerkranz, darunter die Odal-Rune und darunter die Wolfsangel zu sehen. Alles sind einschlägige und zumindest teilweise verbotene Symbole.
Die Begegnung Slovan gegen Rapid ist auf den Tribünen doppelt brisant, weil die Rapid-Fans wiederum eine enge Freundschaft mit dem ebenfalls in Sachen Rechtsextremismus bekannten Anhang von Ferencvaros Budapest verbindet. Dieser Tage fand sich zudem in der Nähe der Generali-Arena auf einem Bretterzaun in hellblauer Schrift die Aufschrift "Jude Slovan" mit mehreren Davidsternen. Die antisemitische Aktion wird der Wien-Sektion von Sparta Prag zugeschrieben. Den Anhang der Tschechen verbindet eine langjährige Rivalität mit jenem von Slovan Bratislava.
Fehlende Positionierung
In allen diesen Fällen sind nicht unbedingt politische Differenzen ausschlaggebend. Vielmehr könnte es in Bratislava und eine Woche später in Wien darum gehen, sich auszumachen, wer unter den mitteleuropäischen rechtsextremen Fans einen Führungsanspruch stellen darf, wie Bonvalot aufmerksam machte. Auch bei Rapid gibt es dem Experten zufolge rechtsextreme Schlägertrupps. "In der Rapid-Kurve läuft es versteckter, codiert. Die zeigen die Gesinnung eben nicht."
Zu den Maßnahmen der Austria gegen neonazistische Untriebe unter den eigenen Fans - angesichts der Geschichte des Vereins besonders paradox - sagte der Fanexperte: "Nein, ich bin nicht der Meinung, dass die Austria genug tut. Die Größe des Problems würde auch größere Maßnahmen erfordern." Zwar habe der Verein die Ust von der Tribüne verbannt. Aber es gebe weiterhin eine starke Kooperation mit rechten Fangruppen wie den "Fanatics". Borussia Dortmund habe sich angesichts des Nazi-Problems beim Verein stark positioniert und eindeutige Vorgaben gemacht. "Das tut die Austria nicht." Möglichkeiten gebe es, etwa bei Bandenwerbung oder in der Stadionzeitung.
Bonvalot betonte aber auch, dass die Kurve der Austria im Gegensatz zu so mancher anderer "keine reine Nazikurve" ist. "Es gibt keine Hegemonie bei der Austria", betonte der Journalist. "Es gibt auch große Gruppen, die mit den Rechtsextremen nichts zu tun haben wollen."
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