Uli Hoeneß seit einem Jahr im Gefängnis

Uli Hoeneß und ein weiterer Mann stehen auf einem Fußballplatz.
Der 63-Jährige ist mittlerweile Freigänger, arbeitet in der Jugendabteilung des FC Bayern.

Den 2. Juni 2014 wird Uli Hoeneß nie vergessen. Es ist der wohl schwärzeste Tag in seinem Leben. Mit wenigen Habseligkeiten trat der einst mächtigste deutsche Fußball-Manager im Gefängnis von Landsberg am Lech seine Haft an. Das Landgericht München hatte ihn wegen Hinterziehung von 28,5 Millionen Euro Steuern zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Am Dienstag jährt sich der Haftantritt des mittlerweile 63-Jährigen. Uli Hoeneß kann indessen nach vorne blicken. Seit fünf Monaten ist er Freigänger, wurde in die Außenstelle des Gefängnisses nahe dem Starnberger See verlegt und muss nur noch zum Schlafen hinter Gitter. Tagsüber arbeitet er in der Jugendabteilung seines Klubs, des Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München. Und wenn alles nach Plan läuft, wird Hoeneß Anfang März 2016 vorzeitig aus der Haft entlassen.

Es gibt kein Foto vom Steuersünder in Anstaltskleidung, nur Bilder vom Ausgang und dem Freigänger Hoeneß. Darauf ist ein deutlich schlanker gewordener Mann zu sehen, der nachdenklich schaut. Längst lässt sich Hoeneß auch wieder auf dem Gelände des Klubs bei den Profikickern blicken, zuletzt von Fotografen festgehalten am 11. Mai beim Abschlusstraining vor dem Rückspiel im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona.

Viele wüssten zu gerne, wie Hoeneß über die Saisonbilanz von Philipp Lahm, Manuel Neuer und Co. denkt, aber es gibt keine öffentliche Äußerung von ihm. Dafür reden andere über ihn. "Wir haben gesprochen über Fußball, Fußball, Fußball", berichtete etwa Trainer Pep Guardiola Anfang des Jahres. "Er ist hier, und das ist gut. Manchmal sehen wir uns." Und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge glaubte über seinen Freund Uli zu wissen, "dass er seinen Frieden gefunden hat".

Die ersten Monate im Gefängnis dürften die härtesten gewesen sein. Zwar machten allerlei Spekulationen über eine Vorzugsbehandlung des Promi-Häftlings die Runde. Hoeneß sei nicht in einer der normalen acht Quadratmeter großen Einzelzellen untergebracht, hieß es, sondern wohne deutlich komfortabler auf der Krankenstation. Auch beim Essen genieße Hoeneß Privilegien, wurde gemunkelt.

Das bayerische Justizministerium in München und seine Anwälte schwiegen dazu eisern. Stets wurde auf die Persönlichkeitsrechte des Gefangenen verwiesen. Auch aktuell gibt es von beiden Seiten keine Stellungnahmen zur Haft des 63-Jährigen.

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