Debakel für Trainer Adi Hütter mit Mönchengladbach

Debakel für Trainer Adi Hütter mit Mönchengladbach
Das Team des Österreichers verliert gegen das Überraschungsteam der Saison mit 0:6.

Adi Hütter hat die wohl schlimmste Woche seiner Trainerkarriere erlebt. Acht Tage nach dem 1:4-Derby-Debakel beim 1. FC Köln präsentierte sich sein Team Borussia Mönchengladbach beim in vielfacher Hinsicht historischen 0:6 (0:6) gegen den SC Freiburg wie eine Schülermannschaft. Vor allem der Ex-Borusse Vicenzo Grifo demütigte seinen früheren Arbeitgeber mit drei direkten Torvorlagen. Beteiligt war der Italiener gar an fünf Treffern.

Mit Profi-Fußball hatte der schlimme Gladbacher Auftritt am Sonntag nicht ansatzweise mehr etwas zu tun und erinnerte teilweise an das 2:8 im Oktober 1998. Damals war Gladbach am Ende der Saison erstmals aus der Bundesliga abgestiegen. Vor 23 Jahren hatte es zur Pause aber nur 0:4 gestanden. Sechs Gegentore wie die von Maximilian Eggestein (2. Minute), Kevin Schade (5.), Philipp Lienhart (13.), Nicolas Höfler (19.), Lucas Höler (25.) und Nico Schlotterbeck (37.) bei der ersten Heim-Niederlage in dieser Saison hatte die Borussia daheim in der ersten Halbzeit in der Bundesliga noch nie kassiert. Am 29. April 1978 hatte es schon einmal 0:6 zur Pause aus Gladbacher Sicht gestanden - seinerzeit auswärts bei Borussia Dortmund.

Angesichts des desolaten Auftritts konnten die Borussen froh sein, dass pandemiebedingt nur 10.025 Zuschauer bei der denkwürdigen Partie dabei waren. Das Pfeifkonzert und die Reaktionen der Fans wären sonst noch heftiger gewesen. Viele Zuschauer waren zur Pause ohnehin nicht mehr da. Etliche hatten den Borussia-Park beim peinlichen Scheibenschießen der Freiburger, die zuletzt 1995 in Gladbach gewonnen hatten, bereits verlassen.

Nicht nur sie dürften sich gefragt haben, was in der Zeit seit dem furiosen 5:0 im Pokal gegen den FC Bayern Ende Oktober in Hütters Team passiert sein mag, dass es erst im Derby kaum Gegenwehr zeigte und diese Leistung im negativen Sinne nun gar noch einmal toppte. Hütter, der für 7,5 Millionen Euro von Eintracht Frankfurt gekommene Nachfolger von Marco Rose, dürfte nun in den kommenden Tagen unangenehme Fragen angesichts von zehn Gegentoren binnen einer Woche beantworten müssen.

Finstere Miene

Immerhin wurde das Ergebnis nach der Pause nicht noch übler. Das Gästeteam von Trainer Christian Streich spielte allerdings auch lange nicht mehr so zielstrebig und effktiv wie vor dem Wechsel. Die Miene von Streichs Kollegen Hütter hatte sich im ersten Durchgang fast minütlich verfinstert und hellte sich auch nicht mehr auf.

„Aufgrund dieses Ergebnisses müssen wir jetzt aber gegen Freiburg eine Reaktion zeigen“, hatte der Gladbacher Coach nach dem schon schlimmen 1:4 beim Erzrivalen 1. FC Köln gefordert und wurde bitter enttäuscht. Schon nach fünf Minuten stand es 0:2, weil die Borussen defensiv nahezu jeden Einsatz verweigerten. Zwei Gegentore in den ersten 300 Sekunden, das hatte es zuletzt vor 56 Jahren in der Bundesliga gegeben, damals gegen den Hamburger SV.

Dass die lange verletzten Stefan Lainer und Marcus Thuram erstmals seit gut drei Monaten wieder in der Startelf standen, zahlte sich überhaupt nicht aus. Vor allem der Österreicher Lainer agierte defensiv schwach - wenn auch das gesamte Gladbacher Abwehr- und Zweikampfverhalten erbärmlich und nicht profi-tauglich war.

Nach nicht einmal einer halben Stunde saß Lainer auch schon wieder auf der Bank. Hütter reagierte mit einem Doppelwechsel auf die Arbeitsverweigerung seiner Spieler. Neben seinem Landsmann Lainer musste auch Alassane Plea vom Feld. Patrick Herrmann und Breel Embolo kamen ins Spiel. Indes stand beim Doppelwechsel auch schon 0:5.

Scheibenschießen

So schlecht war die Borussia noch nie. 1979 hatte sie schon einmal fünf Gegentore in einer Spielzeit gegen den FC Bayern kassiert. Vor über 40 Jahren fiel das fünfte Gegentor aber erst in der 45. Minute und nicht schon in der 25. Zeit genug also, sich weiter zu blamieren. Auch Nationalspieler Schlotterbeck durfte noch vor der Pause zum sechsten Tor beim Freiburger Scheibenschießen einnicken.

Auch für die Breisgauer war das Spiel ohne defensive Gegenwehr ein Novum. Sechs Treffer in einer Halbzeit hatte es auch für sie noch nie gegeben. Dass die Gäste nach zuletzt drei Niederlagen in Serie derart zum Toreschießen eingeladen wurden, schien sie selbst zu verblüffen.

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