St. Pauli auf der Überholspur: Der jüngste Trainer in Rekordlaune

St.-Pauli-Trainer Fabian Hürzeler zeigt den Hamburgern die Richtung an 
Fabian Hürzeler (30) ist der jüngste Trainer im deutschen Profifußball, feierte in neun Spielen neun Siege und lässt den Kultklub aus Hamburg vom Aufstieg träumen.

Wäre da nicht Thomas Tuchel, der gerade unter großem Tamtam zu den Bayern gewechselt ist, wäre wohl er der Trainer der Stunde in Deutschland. Fabian Hürzeler hat mit St. Pauli als erster Zweitliga-Coach überhaupt seine ersten neun Spiele in Amt und Würden gewonnen.

Der Kultklub aus Hamburg ist nach einer fulminanten Aufholjagd schon Vierter und darf völlig unverhofft plötzlich wieder vom Aufstieg träumen. Dabei musste man vor wenigen Wochen noch vor dem Abstieg zittern. Aber wer ist der Mann, der die Hoffnung zurück ans Millerntor gebracht hat?

In der Winterpause fasste die Vereinsführung einen mutigen Entschluss. Zunächst trennte man sich von Publikumsliebling Timo Schultz. Andreas Bornemann, der sportliche Leiter der Hamburger, setzte voll auf Risiko und beförderte den damals 29-jährigen Hürzeler im Dezember vom Co- zum Interims- und schließlich zum Cheftrainer. „Ich hatte vom ersten Tag an ein gutes Gefühl“, sagte Bornemann kürzlich. Dabei stand Hürzeler vor einer Mammutaufgabe. St. Pauli lag in der Winterpause auf Platz 15, punktegleich mit dem Vorletzten und nur einen Zähler vor dem Schlusslicht.

Unter dem gebürtigen US-Amerikaner, der auch einen deutschen und einen Schweizer Pass besitzt, lief es von Anfang an wie am Schnürchen. Doch selbst der Startrekord mit neun Siegen aus neun Spielen (Torverhältnis 17:3) lässt den jüngsten Trainer im deutschen Profifußball nicht abheben. Natürlich merke er, dass das Interesse an seiner Person steige, aber „nicht ich bin derjenige, der das umsetzt, sondern die Spieler“. Auch vergisst er nie, seinen Trainerstab zu loben. „Klar bin ich letztverantwortlich. Aber mir ist wichtig, dass ich weiß, wo es herkommt.“

Auf Augenhöhe

Auch bei Journalisten, die er vor Pressekonferenzen per Handschlag begrüßt, kommt er gut an. Bei seinen Spielern sowieso. Bei seiner Antrittsrede als Cheftrainer sagte er, dass er weiter der Fabian sei, nun aber schwierige Entscheidungen treffe, die auch verletzend sein könnten. Hürzeler sieht sich außerdem durch sein Alter auf Augenhöhe mit den Spielern, möchte sie durch „Ideen“ überzeugen. Widerspruch ist ausdrücklich erlaubt.

Die Grundlagen eignete sich Hürzeler im Amateurbereich an, als Spielertrainer beim bayerischen Provinzklub FC Pipinsried. Jetzt ist sogar der Sprung in die höchste Spielklasse möglich: Von 17 Punkten Rückstand auf den Stadtrivalen HSV (auf Relegationsplatz 3) sind nur noch sechs übrig. Kampfansagen sind nicht Hürzelers Sache, man wolle weiter „von Spiel zu Spiel schauen“. Das nächste folgt am Samstag beim Zweiten Heidenheim. Das Derby gegen den HSV steigt am 21. April.

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