Schopp "im Moment der richtige Mann"

Markus Schopp obliegt es als Nachfolger von Peter Hyballa den Europa-League-Platz für Sturm zu sichern: "Schopp ist im Moment der richtige Mann, wir brauchen jemanden, der in den letzten sechs Runden ein Feuer entfachen kann", sagte Sturm-General-Manager Gerhard Goldbrich am Dienstagvormittag bei der Präsentation des 39-Jährigen.

Für Schopp zählt momentan aber vor allem das Tagesgeschäft, nach der Vorstellung und einer Ansprache in der Kabine leitete der Nachfolger von Peter Hyballa im Trainingszentrum Messendorf gleich sein erstes Training. "Ich muss mir jetzt einmal ein Bild machen, einen Überblick verschaffen, schauen, wie fit alle Spieler sind, und gewisse Dinge nachjustieren."
"Opferrolle"
Von der Qualität der Mannschaft ist Schopp überzeugt. "Die Mannschaft hat absolut die Qualität, das Ziel Europacup zu erreichen, die nötigen Punkte zu holen." Die Auftritte der Grazer in der bisherigen Saison hat Schopp oft mitverfolgt, dabei war für ihn eines augenscheinlich: "Ich habe viele gute Spiele gesehen, aber wenig gute Resultate."
Wenig Erfahrung
Schopp betreute zuletzt die Amateure und schaffte nach der Beurlaubung von Hyballa nun den Sprung nach oben. Schon bei der Trennung von Franco Foda war der Ex-Internationale als potenzieller Sturm-Trainer gehandelt worden. An großer Erfahrung fehlt es dem Grazer allerdings noch, hatte er doch bisher neben seiner Arbeit im Sturm-Nachwuchs nur als Co-Trainer der U-21-Nationalmannschaft fungiert.
"Ich bin sicher noch nicht der große Trainer, aber ich will meinen Weg gehen, es durchziehen. Ich glaube, dass ich den Spielern, den Sturm-Geist vermitteln kann, den ich selber als Spieler habe erleben dürfen."
Schopp hat während seiner Ausbildung mehrmals beim FC Barcelona hospitiert, mit dem damaligen Star-Coach Josep Guardiola hatte er ja in seiner aktiven Zeit in Italien bei Brescia zusammengespielt. "Es ist schon schön, aber man kann sich nur Teile herausnehmen, weil man ja immer auch alles an den Kader anpassen muss." Laut seiner Einschätzung wird das Spielsystem überbewertet. "Wichtig ist die Spielanlage."
Nach nicht einmal einer Saison ist das mit großen Hoffnungen gestartete Projekt "Sturm neu" Geschichte.
Zuerst wurden die Vorstände Paul Gludovatz (Sport) und Christopher Houben (Finanzen) verabschiedet. Dann scheiterte die groteske Beförderung von Ayhan Tumani vom Co-Trainer zum Sportdirektor. Der Deutsch-Türke war beim aktuellen Tabellenvierten das erste Opfer des enttäuschend verlaufenden Frühjahrs. Und am Montag musste auch noch die letzte Stütze von "Sturm neu" weichen: Cheftrainer Peter Hyballa wurde beurlaubt.
Die Auflösung des noch 14 Monate laufenden Vertrages wird teuer.
Streitbar
"Im vergangenen Sommer ist Sturm mit sehr viel Elan mit Hyballa gestartet. Leider ging dieser Spirit step by step verloren", meint General Manager Gerhard Goldbrich, der nach nur zehn Punkten aus zehn Frühjahrsspielen auf "die mangelnde Konstanz und Weiterentwicklung" verweist.
Auf eine gemeinsame Pressekonferenz mit dem Nachfolger – wie es Peter Schöttel vergangene Woche bei Rapid vormachte – hatte der streitbare Deutsche keine Lust. Deshalb wird Dienstag Vormittag Amateure-Coach Markus Schopp alleine präsentiert, als Hoffnungsträger auf die Verteidigung des Europacup-Platzes. Mit dem smarten Steirer, der nicht gerade zu Hyballas Freunden gezählt haben soll, scheint die Ära der deutschen Trainer in Graz beendet. Und die lokale Presse, die seit Monaten eine Kampagne gegen Hyballa betrieb, beruhigt.
Zwist
Am Samstag, direkt nach dem 2:2 gegen Mattersburg, musste sich Hyballa den Fragen von Präsident Jauk stellen. Sein Ende war aber schon seit der Bestellung von Goldbrich im Herbst nur eine Frage der Zeit gewesen. Die persönliche Basis zum Manager war ähnlich gestört wie jene zu vielen verdienstvollen Sturm-Spielern. Die Demontage von Klub-Legende Mario Haas tat ein Übriges.
Hyballa wurde von Paul Gludovatz im Sommer 2012 als "Konzepttrainer" geholt, ist als Autor von Taktik-Büchern anerkannt, gilt aber auch als schwierig – im Umgang mit den Medien, aber auch mit den Spielern.
Nicht nur in Graz gab es in der Mannschaft zwei Fraktionen – eine extrem pro und eine extrem contra Hyballa. Das war schon bei seiner ersten Station in Österreich bei den Salzburger Juniors so: Nur ein halbes Jahr coachte der 37-Jährige die zweite Mannschaft von Red Bull, bevor er nach Graz wechselte.
Aufsichtsratvoritzender tritt zurück
Bei Sturm zeigte sich auch nach der Trennung von Hyballa, wie groß der Riss innerhalb des Vereins ist. Denn kurz nach der Entscheidung gab mit Friedrich Santner der Sturm-Aufsichtsratsvorsitzende seinen Rücktritt bekannt. Als Grund nannte er die vielen Personalwechsel. Damit bleibt von "Sturm neu" nur noch Präsident Jauk über.
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