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Sport Fußball

Sambia feiert am Ort des größten Unglücks

Vor 19 Jahren kam Sambias gesamte Fußball-Nationalmannschaft bei einem Flugzeugabsturz in Libreville ums Leben.

02/14/2012, 11:21 AM

Außenseiter Sambia hat am Sonntag in Libreville zum ersten Mal den Afrika Cup gewonnen und dabei eine der bewegendsten Geschichten der Fußball-Historie geschrieben. 19 Jahre zuvor war am Ort des Finales ein fast komplettes Nationalteam des Landes bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.

Mitten in ihrem Gemisch aus Jubeltänzen und Freudentränen drückten die Spieler Sambias ihrem Idol den Pokal in die Hand: Kalusha Bwalya reckte ihn so hoch es nur ging in den Himmel und kämpfte dabei ebenfalls mit den Tränen.

Bwalya entging der Tragödie nur deshalb, weil er damals als großer Star des Teams beim PSV Eindhoven in Europa beschäftigt war. "Wir wollten die Spieler ehren, die hier gestorben sind. Ich bin stolz darauf, dass wir das geschafft haben", sagte Stürmer Rainford Kalaba tief bewegt.

Spezielle Bedeutung

Bwalya selbst gab keine Interviews nach dem Finale. Den größten Triumph des sambischen Fußballs ausgerechnet am Ort des größten Unglücks erreicht zu haben, verarbeitete der 48-jährige Verbandspräsident, der von 2004 bis 2006 auch Teamchef war, lieber still.

Noch drei Tage zuvor hatte er mit den Spielern Blumen am Strand von Libreville niedergelegt - nur 500 Meter von der Stelle entfernt, an der die Maschine 1993 auf dem Weg zu einem WM-Qualifikationsspiel im Senegal ins Meer gestürzt war.

Alle 30 Insassen starben damals, darunter 18 Nationalspieler, der Trainerstab, die Spitze des Verbandes. 19 Jahre später war dieses Drama ihren Nachfolgern ein besonderer Antrieb. "Die Mannschaft von damals wird niemals vergessen sein. Sie hat eine Aufgabe begonnen, konnte sie aber nicht zu Ende zu bringen. Das haben wir für sie getan", meinte Mittelfeldspieler Felix Katongo.

Trainer Herve Renard erzählte, dass "wir vom ersten Tag an darüber gesprochen haben, als wir am 28. Dezember mit unserer Vorbereitung begannen". Er habe seinen Spielern gesagt: "Wenn wir das Finale erreichen, spielen wir in Gabun, wo damals das Flugzeug abgestürzt ist. Unser erstes Spiel ist gegen den Senegal, wo das Team damals hätte spielen müssen. Es steckte von Anfang an eine ganz spezielle Bedeutung für uns in diesem Turnier." Seine Spieler seien zwar "nicht die Besten" gewesen in diesem dreiwöchigen Wettbewerb. "Aber wir hatten eine Energie, die uns zum afrikanischen Meister gemacht hat."

Das Bewegende an Sambias Triumph überlagert sogar, dass er auch noch zu den größten Überraschungen der Fußball-Geschichte gehört. Nur ein Mitglied dieser Mannschaft (Emmanuel Mayuka) spielt für einen europäischen Erstliga-Klub (Young Boys Bern).

Ihr Kapitän heißt Chris Katongo, der sich von 2008 bis 2010 erfolglos bei Arminia Bielefeld versuchte und mittlerweile nach China zu Henan Jianye weitergezogen ist - er wurde schließlich zum "Spieler des Turniers" gewählt.

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