Salzburgs Neue versprechen viel

4,5 von 5 Sternen
Es ist bemerkenswert: Jeder der bisher eingesetzten offensiven Neuzugänge der Salzburger bot in zumindest einem Spiel eine herausragende Leistung: Der Norweger Havard Nielsen erzielte beim 4:4 bei der Admira gleich drei Treffer, sein Landsmann Valon Berisha war nicht nur an all diesen drei Toren maßgeblich beteiligt, sondern erzielte mittlerweile schon vier Treffer selbst. Der Slowene Kevin Kampl spielte beim 1:1 gegen Ried eine überragende erste Hälfte und bereitete auch schon zwei Treffer vor. Am Sonntag war als bisher Letzter Sadio Mane an der Reihe.
Der Senegalese konnte beim hart erkämpften 3:2 gegen Sturm Graz erstmals zeigen, warum Sportchef Ralf Rangnick vier Millionen Euro für ihn bezahlt hat. Der 20-Jährige war an allen drei Toren beteiligt, zwei erzielte er selbst. Und besonders sein erster Bundesliga-Treffer verdiente das Prädikat "Sehenswert". Mit zwei Haken und einer Körpertäuschung ließ er die Sturm-Verteidiger einfach stehen und schob den Ball Teamkeeper Christian Gratzei dann noch durch die Beine.
"Sadio Mane hat gezeigt, wie wertvoll er für uns werden wird. Er ist ein Spieler, der Kettenreaktionen erzeugen und aus dem Nichts ein Tor schießen kann. Er war der Spieler dieses Spiels, das freut mich für ihn", meinte Salzburg-Trainer Roger Schmidt nach dem Spiel.
Erfolgserlebnis

Für Mane, der vom französischen Drittligisten Metz nach Salzburg kam, war es ein besonders wichtiges Erfolgserlebnis. Denn der Senegalese hat im Vergleich zu den anderen Salzburger Neuzugängen einen Startnachteil: Er versteht kein Wort Deutsch. "Für ihn ist es nicht ganz einfach, weil er die Sprache noch nicht kann. Aber er fühlt sich gut aufgenommen und deswegen kann er auch so ein Spiel machen, wie er das gegen Sturm getan hat", erzählt sein Trainer.
Mane selbst bestätigt Schmidt: "Ich bin schon voll integriert, das ist ein Verdienst des Trainers und der Mannschaft." Aber auch der Klub hat einiges dafür getan, dass sich Mane in Österreich wohlfühlt. Der 20-Jährige bekam einen persönlichen Betreuer zur Seite gestellt, mit dem er sich auf Französisch unterhalten kann.
Übertriebene Kritik

Nach einem schwachen August mit nur fünf Punkten aus vier Bundesliga-Spielen blieb Salzburg im September ungeschlagen und holte doppelt so viele Zähler wie im Monat zuvor. Damit ist vorerst auch einmal die zum Teil übertriebene Kritik an der Arbeit von Trainer Schmidt verstummt. Der wirkte am Sonntag nach dem ersten Heimsieg nach über zwei Monaten richtig gelöst. "Es macht einfach mehr Spaß, wenn du gewinnst als wenn du nicht gewinnst", gab der 45-Jährige zu.
Salzburgs Neuzugänge waren maßgeblich daran beteiligt, dass die Leistungskurve der Salzburger nach oben zeigt. Die individuelle Klasse hat jeder schon bewiesen. Dass sie auch gemeinsam Klasse haben können, blitzte in einigen Phasen der Spiele auf. Noch passen aber nicht alle Laufwege, noch stimmen nicht alle Abspiele. Es fehlt an der Präzision und am blinden Spielverständnis, um das wahre Potenzial abzurufen.
Doch dafür benötigt es Zeit, die sich die Salzburger allerdings in den letzten Wochen erarbeitet haben. Bei einer Niederlage in Runde 9 bei der Austria hätte der Rückstand auf Platz 1 schon neun Punkt betragen können. Nun liegt der Titelverteidiger nach Runde 10 nur einen Zähler hinter Tabellenführer und Rekordmeister Rapid.
Sturm: Verpasster Anschluss

Den Anschluss an die Tabellenspitze verpasst hat hingegen Sturm. Die Niederlage bei Salzburg war unnötig, nicht, weil Salzburg nicht den Sieg verdient hat, sondern weil eine Bundesliga-Spitzenmannschaft in der Defensive nicht so fahrlässig agieren darf wie die Grazer beim dritten Gegentor kurz vor Schluss, bei dem der nur 1,70 Meter große Mane ungehindert einköpfeln durfte. "Das sind Konzentrationsschwächen, die nicht sein dürfen. Es wäre mehr drinnen gewesen. Dieses Kopfballtor darf uns nicht passieren", ärgerte sich Sturm-Trainer Peter Hyballa.
Einer seiner Spieler machte etwas nach den verbalen Ausrastern von Admira-Trainer Dietmar Kühbauer sehr gefährliches. Florian Kainz bewarb sich um eine Solostimme im Chor der Schiedsrichter-Basher. Der Torschütze zum 2:2 rechnete mit Schiedsrichter-Assistent Philipp Kitzmüller ab, der ein Abseits gesehen hatte als Kainz von kurz nach der Mittelauflage alleine Richtung Salzburg-Tor laufen hätte können. "Ich verstehe nicht, dass er so etwas nicht sieht. Der hat nichts anderes zu tun", sagte der 19-Jährige.
Fairerweise muss aber angemerkt werden, dass ein Schiedsrichter-Assistant natürlich noch andere Aufgaben hat als nur Abseitsstellungen anzuzeigen. Außerdem war mit freiem Auge im Stadion nicht zu entscheiden, ob Kainz nun Abseits war oder nicht. Es schaute eher nach Abseits aus. Erst die Zeitlupe entlarvte einen Fehler von Kitzmüller.
Umgekehrt war es übrigens bei Sturms 1:0 durch Rubin Okotie. Im Stadion schaute es eher nach einer Abseitsstellung aus. Aber die Zeitlupe gab dem zweiten Assistenten Stefan Kühr recht.
Zerrbilder

Zu 100 Prozent lassen sich solche Entscheidungen durch die TV-Kameras allerdings auch nicht klären. Denn diese zeigen auch nicht die Realität, sondern aufgrund der Kameraposition, die sich in den seltensten Fällen auf Abspielhöhe befindet, auch nur ein Zerrbild dieser.
Dazu wird der Moment des Abspieles immer durch Standbilder festgelegt, die die Gefahr einer Manipulation unterliegen. Denn es stehen immerhin Dutzende Bilder pro Sekunde zur Verfügung, um den entscheidenden Moment für eine Abseitsstellung festzulegen. Ob da immer der richtige Zeitpunkt erwischt wird, ist zumindest fragwürdig.
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