Salzburg sucht noch die Balance

Für viele mag es nur die sprichwörtliche Suche nach dem Haar in der Suppe gewesen sein, die Kritik von Salzburg-Trainer Adi Hütter nach dem 8:0-Kantersieg seiner Mannschaft am Sonntagnachmittag im Derby gegen Grödig.
Geärgert habe er sich über das Defensivverhalten seiner Mannschaft in der ersten Hälfte, nach der die Salzburger immerhin 5:0 geführt haben. Sogar etwas böse sei er zur Pause in der Kabine gewesen, meinte der Ex-Grödig-Trainer.
"Wir haben drei sehr gute Torchancen zugelassen. Wir Trainer denken da ein bisschen anders. Ich habe nach vorne geschaut, weil ich weiß, dass gegen Malmö solche Möglichkeiten möglicherweise zu Toren führen können", sagte Hütter, der sich aber von seiner Mannschaft nach der Pausenpredigt verstanden fühlte: "Wir haben das dann in der 2. Hälfte sehr gut umgesetzt und nur mehr eine Halbchance zugelassen. Das hat mich schon gefreut."
Begründung
Auf die Frage nach den Gründen für die defensiven Schwierigkeiten, meinte Hütter: "Wir haben im Zentrum nicht die Aggressivität gebracht und immer wieder den Laufweg zugelassen. Das dürfen wir international überhaupt nicht aufkommen lassen. Deswegen habe ich der Mannschaft auch gesagt, dass wir sehr kompakt stehen müssen, um wenige Chance zuzulassen. Das haben wir heute 20 Minuten sehr gut gemacht, da haben wir auch 3:0 geführt. Dann haben wir einen Schlendrian reinkommen lassen, der mir nicht gefallen hat. Vom taktischen her war es für mich in der zweiten Hälfte besser als in der ersten."
Es ist natürlich Jammern auf hohem Niveau. Nach vier Bundesliga-Spielen haben die Salzburger erst ein einziges Gegentor bekommen, dafür schon 21 Treffer erzielt. Und trotzdem: Hütters überraschend klar formulierte Kritik kommt nicht von ungefähr.
Bestrafung
Im Hinspiel der 3. Runde der Champions-League-Qualifikation in Baku machte Karabach Agdam das, was offenbar momentan keine österreichische Bundesliga-Mannschaft kann: Die defensiven Unzulänglichkeiten der Salzburger wurden mit zwei Toren bestraft. Und weil die Salzburger Offensive nicht so effektiv war wie oft in der Liga, setzte es eine völlig unnötige 1:2-Niederlage.
Trotzdem überraschte Hütters öffentliche Kritik. Denn bis zu dem Zeitpunkt als Grödig erstmals gefährlich vor das Salzburger Tor gekommen ist, hätte es nicht 3:0, sondern 6:0 für Salzburg stehen müssen. Die Offensivleistung sei trotzdem absolut in Ordnung gewesen, im Gegensatz zu jener in der Defensive. "Ich habe mit Otto Baric einmal einen sehr guten Trainer gehabt, der vor internationalen Spielen immer gesagt hat, dass ihm ein 2:0 lieber sei als ein 5:1, weil er mit einem Gegentor nichts anfangen konnte. Und ich sehe das auch so. International gibt es einfach Stürmer, die solche Möglichkeiten dann verwerten", sagte Hütter.
Kuriosum
Das 8:0 brachte aber auch eine kuriose Statistik hervor. Die siegreichen Salzburger konnten nur 44 Prozent der Zweikämpfe gewinnen. "Wir werden wahrscheinlich die entscheidenden gewonnen haben", versuchte Hütter dieses Faktum zu erklären. Da pflichtete ihm sein Gegenüber bei. "Das sehe ich auch so. Mich überrascht diese Quote aber, ich war in diesem Bereich mit meiner Mannschaft nämlich überhaupt nicht zufrieden", meinte Michael Baur.
"Es werden in den nächsten Wochen die Gegner kommen, die in unserer Kragenweite liegen", sagte der Grödig-Trainer und relativierte die Blamage gleichfalls: "Adi hat das Glück gehabt, zu Red Bull zu kommen und einen sowieso schon starken Kader zu übernehmen, zu dem noch neue Spieler um 15 Millionen gekommen sind. Wir haben einige Spieler verloren an andere Topvereine in Österreich und den Kader aufgefüllt mit Spielern aus der Regionalliga, der 2. Liga und welchen aus der 1. Bundesliga, die am Markt waren. Der Vergleich mit Red Bull hinkt."
Mit letzterem hat Baur sicher recht. Nur jene Spieler, die Grödig im Sommer verlassen haben, wie Tschernegg, Elsneg oder Leitgeb waren auch alles Spieler, die aus der 2. oder 3. Leistungsstufe in den Salzburger Nachbarort gekommen waren.
Freizeit
Die Teams von Salzburg und Grödig trennt vieles. Eines haben sie aber gemeinsam. Beide Mannschaften haben Montag und Dienstag frei bekommen. "Das haben sie sich verdient nach den letzten Wochen. Die vielen Spiele waren eine ganz neue Erfahrung", meinte Baur. "Auch meine Spieler haben zwei Tage frei bekommen, weil sie mit dem Aufstieg ins Play-off der Champions League und dem überzeugenden Erfolg gegen Grödig eine tolle Woche hinter sich gebracht haben", erläuterte Hütter, auf den am Mittwoch eine Dienstreise nach Schweden wartet.
In Malmö beobachtet der 44-Jährige den Champions-League-Play-off-Gegner im Meisterschaftsspiel gegen Örebro. Am Sonntag kam Schwedens Meister gegen den Tabellensechsten IFK Göteborg nur zu einem 2:2-Heimremis, bleibt aber trotzdem mit jetzt vier Zählern Vorsprung auf AIK Stockholm Tabellenführer der Allsvenskan.
Bilder vom Bundesliga-Wochenende
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