Salzburg ging nach 3:0 zur Tagesordnung über

Zwei Fußballspieler kämpfen bei einem Spiel um den Ball.
Österreichs Leader flog nach dem Coup in die Wüste, der FC Bayern trainierte ohne Publikum.

Hart ist es, das Leben für einen Salzburger Fußball-Profi. Nur ein paar Stunden durfte der spektakuläre Testspielsieg am Samstagabend gegen Champions-League-Sieger Bayern München genossen werden.

Einen freien Sonntag gab es als Lohn für das 3:0 jedenfalls nicht. Österreichs Tabellenführer steht ja auch mitten in der Vorbereitung auf eine Frühjahrssaison, für die sich der Vizemeister einiges vorgenommen hat: in der Bundesliga, im ÖFB-Cup, aber auch in der Europa League.

Gestern bat Trainer Roger Schmidt schon um 9 Uhr zu einer lockeren Übungseinheit ins Trainingszentrum Taxham, am frühen Nachmittag ging es via München ins Trainingslager nach Doha, in die Hauptstadt von Katar. Dort werden in den nächsten zehn Tagen 13 Trainingseinheiten in der gigantischen Aspire Academy absolviert, in der sich kürzlich auch Bayern München auf die Rückrunde vorbereitet hat.

Mitgeflogen ist Testspieler Jodel Dossou. Der 21-jährige Offensivspieler aus Benin bewies auch bei seinem Kurzeinsatz gegen die Münchner sein Talent und darf sich daher weiter beweisen. Mit dabei im Emirat sind auch der gebürtige Deutsche Robert Völkl vom FC Liefering und der erst 16-jährige österreichische Unter-17-Teamspieler Konrad Laimer.

Es war am Samstag zwar nur ein Testspiel, aber einfach zur Tagesordnung übergegangen sind die erfolgsverwöhnten Bayern nicht: Am Sonntag wurde in München unter Ausschluss der Fans trainiert, eigentlich war eine öffentliche Trainingseinheit angesetzt gewesen.

Aufarbeitung

Startrainer Pep Guardiola hatte nach der verpatzten Generalprobe so kurz vor dem Bundesliga-Start am Freitag in Mönchengladbach wohl einiges einiges zu besprechen. „Wir werden das aufarbeiten“, sagte der in Salzburg völlig deplatzierte Verteidiger Jérôme Boateng. Denn in Salzburg hatte so gut wie nichts geklappt, besonders nicht die defensive Dreierkette, die Guardiola erstmals ausprobierte. Das Experiment ging schief und wurde bereits nach einer halben Stunde wieder korrigiert. Aber auch mit vier Spielern in der Abwehr hatte der deutsche Tabellenführer Probleme mit dem forschen Pressing der Salzburger.

Salzburg nimmt die Bayern auf die Hörner“, titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Und die Süddeutsche erkannte: „Erstmals seit Menschengedenken war der Quadruple-Sieger 2013 einem Kontrahenten hoffnungslos unterlegen.“

Es war übrigens nicht die erste 0:3-Niederlage der Bayern in Österreich. Im April 1966 spielte Austria-Stürmer Horst Nemec die Abwehr der Münchner mit dem damals blutjungen Franz Beckenbauer ähnlich schwindlig wie Sadio Mane die völlig überforderte Bayern-Defensive am Samstag. Nemec steuerte damals einen Treffer bei, die restlichen Tore der Austrianer erzielten Buzek und Fiala.

Es stimmt also auch nicht, dass das 0:3 in Salzburg erst die zweite Niederlage der Bayern in der Vereinsgeschichte gegen einen österreichischen Klub war. Da gab es schon einige mehr - allerdings nur in Freundschaftsspielen. Das 1:0 von Rapid im Februar 1967 im Viertelfinale des Cup der Cupsieger ist aber bis heute der einzige Sieg einer österreichischen Mannschaft in einem Pflichtspiel gegen die Bayern.

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