Salzburg gegen die Fußballprovinz Paris

Dietrich Mateschitz formulierte ein klares Ziel, als er 2005 den damals maroden Salzburger Fußball-Klub übernommen hat: das Erreichen der Champions League. Geworden ist es auch in dieser Saison allerdings nur die Europa League - übrigens zum dritten Mal in Folge.
Am Donnerstag geht es los. Im ersten Spiel der Gruppenphase trifft Österreichs Tabellenführer auswärts auf Paris Saint-Germain und damit auch auf einen Geldgeber, der noch viel mehr vorhat mit seinem Klub als Mateschitz mit
Salzburg. Scheich Tamim ben Hamad al-Thani will PSG an die europäische Spitze führen.
Im Frühjahr kaufte sich der Sohn des Emirs von Katar über den Fond QSI ("Qatar Sports Investments") beim einzigen Pariser Erstligaklub ein. Durch den neuen Eigentümer, der 70 Prozent der Aktien besitzt, konnte das Budget auf 150 Millionen Euro erhöht werden. Zum Vergleich: Salzburg muss in dieser Saison mit rund 35 Millionen auskommen.
Aber auch in das Team wurde im Sommer kräftig investiert. Um mehr als 86 Millionen Euro kamen neue Spieler - nur das ebenfalls mit Öl-Geld finanzierte Manchester City war noch spendabler. Salzburg gab lediglich etwas mehr als eine Million für Transfers aus.
Die aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten berüchtigten PSG-Fans hatten mit dem Eigentümerwechsel von einem US-Rentenfonds zur Herrscher-Familie aus Katar kein Problem - im Gegensatz zu den Salzburger Hardcore-Fans beim Red-Bull-Einstieg vor sechs Jahren. Erstens hat der erst 1970 gegründete Klub keine Tradition. Zweitens ist ein großer Teil der Fans arabischer Abstammung. Und drittens ist man es in Paris schon gewöhnt, dass der Klub von einem Investor geführt wird.
Konstrukt
PSG ist 1970 auf dem Reißbrett entstanden. Einige reiche Fußball-Enthusiasten wollten mit
Paris Saint-Germain die französische Hauptstadt zur französischen Fußball-Hauptstadt machen.
Gelungen ist das nicht wirklich - zu dem einen Meistertitel (Racing
Paris 1936) kamen nur zwei weitere hinzu. Und das trotz eines großen finanziellen Aufwandes, der PSG mehrmals an den Rande des Ruins getrieben hat.
Mit Geld ging man in Paris nämlich sorglos um. Schon in den 1970ern, als Daniel Hechter das Sagen hatte. Der Modeschöpfer musste 1978 zurücktreten, weil bekannt wurde, dass es bei PSG eine schwarze Kassa gab. Drei Jahre später wurde Hechter zu 15 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
Erfolgsära

In den 1990ern stieg dann der TV-Sender Canal+ groß ein.
PSG schien auf dem Weg zu sein, eine große Nummer in Europa zu werden. 1994 gelang der zweite Meistertitel, 1996 mit dem Finalsieg gegen Rapid im Cupsieger-Cup der einzige europäische Triumph. Dennoch: Beim Ausstieg des TV-Senders 2006 standen die Erfolge in keiner Relation zu den Investitionen.
Einer, der in der Ära Canal+ bei PSG gespielt hat, darf nun die Millionen des Scheichs aus Katar ausgeben. Weltmeister Leonardo, bis Sommer Trainer bei Inter Mailand, wurde zum mächtigen Sportdirektor gekürt.
Die vielen PSG-Fans - der Klub ist nach Olympique Marseille der zweitbeliebteste in Frankreich - dürfen also wieder träumen, dass es doch noch etwas wird mit einem Weltklub aus
Paris. Die Stimmung unter den treuen, aber auch kritischen Zuschauern im Parc des Princes ist jedenfalls positiv. Nicht nur, weil die Öl-Millionen neue Stars garantieren, sondern auch, weil es endlich ein klares Konzept gibt. Die Zeiten, in denen es bei PSG drei Präsidenten innerhalb eines Jahres gab, scheinen jedenfalls vorbei zu sein.
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