Salzburg gastiert beim Lotto-Millionär

Hubert Scheer ließ seiner Freude freien Lauf. Der Boss des FC Piberstein Maria Lankowitz war nicht zu bremsen, als das Los seinem Klub in der 2. ÖFB-Cup-Runde Red Bull Salzburg bescherte. "Piberstein – Salzburg, Piberstein – Salzburg! Sensation!", schrie er während der Übertragung der Auslosung in der Klubkantine in ein Mikrofon. Der Clip ist längst zum YouTube-Hit geworden.
Am Mittwoch ist es so weit. Ab 19 Uhr gastiert der Tabellenführer der österreichischen Bundesliga beim Tabellendritten der steirischen Oberliga Mitte/West. In der Piberstein Arena – wo sich normalerweise 200 Zuschauer zu Spielen in der fünften Leistungsstufe verirren, sollen 2500 Besucher für einen Vereinsrekord sorgen.
"Wir wollen mit Herz und Verstand Fußball spielen. Die Bullen sollen Lankowitz lange in Erinnerung behalten", kündigt der 61-jährige Klubboss an.
Visionär
Scheer ist in der Steiermark alles andere als ein Unbekannter. Mit 28 wurde er zum Bürgermeister von Maria Lankowitz gewählt, damals war er der jüngste Ortsvorsteher in Österreich. Schon da hatte er Visionen, wollte er etwas bewegen.
Der Ort in der Heimatregion der Lipizzaner sollte ein Tourismuszentrum werden: Golf, Tennis und die Freizeitinsel Piberstein sollten die zahlende Kundschaft in die Weststeiermark locken.
17 Jahre war Scheer Bürgermeister in seiner Heimatgemeinde. Dann war Schluss. Seine SPÖ-Parteikollegen hatten einen Misstrauensantrag gestellt. Der Vorwurf des Missbrauchs von Landesgeldern zur Defizit-Abdeckung eines von ihm mitveranstalteten Damen-Tennisturniers stand im Raum. Scheer wies dies als Unterstellung zurück und ortete ein Intrigenspiel.
Die politische Karriere bei der SPÖ war 1997 zu Ende. Seine guten Kontakte zur Landespolitik machten sich aber bezahlt. Der damalige steirische Landesrat Gerhard Hirschmann (ÖVP) machte ihn zum Geschäftsführer der Freizeitinsel.
Mittlerweile ist Scheer aber deren Mit-Besitzer. Denn 2009 küsste ihn das Glück. Ein Quick-Tipp machte ihn zum vielfachen Euro-Lotto-Millionär. Für den damals 56-Jährigen kein Grund, sich zur Ruhe zu setzen. Im Gegenteil: Er kaufte sich Arbeit, investierte rund 4,5 Millionen Euro in den Ausbau des Badesees samt Wellness-Hotel, Konzertbühne und einer Tennisanlage.
Vom Millionengewinn profitierte aber auch der lokale Fußballklub. Dank Scheer, seit Sommer nun auch Obmann des FC Piberstein Lankowitz, gelang der Aufstieg aus der Gebietsliga, der vorletzten Spielklasse in der Steiermark. Über die Unterliga ging es bis in die Oberliga. Dort wurde zuletzt nur wegen der um mickrige drei Treffer schlechteren Tordifferenz der Aufstieg in die Steirerliga verpasst.
Trainerstar
Bei Lankowitz kicken zahlreiche Spieler, die auch schon bei anderen steirischen Klubs in der Bundesliga und in der Regionalliga waren. Der bekannteste Name sitzt aber seit Oktober 2012 auf der Trainerbank: Ex-Nationalspieler Anton Ehmann.

Sollte mehr gelingen, sprich die größte Sensation der ÖFB-Cup-Geschichte, dann ist jetzt schon klar: Dann wird die Freude seines Bosses noch größer sein als nach der Cup-Auslosung.
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