Red Bull Salzburg und ein "Titel für die Ewigkeit"

Red Bull Salzburg und ein "Titel für die Ewigkeit"
Newcomer Rose führte die Salzburger zum fünften Triumph in Serie und sorgte international für Furore.

Mit dem fünften Titel in Folge hat Salzburg eine neue Bestmarke in der 106-jährigen Geschichte der österreichischen Fußball-Meisterschaft aufgestellt. Eindrucksvoller könnte sich die Dominanz der "Bullen", die zum neunten Mal in der Red-Bull-Ära zuschlugen, kaum manifestieren. Zudem ist das Double möglich. Der Halbfinaleinzug in der Europa League setzte der Saison ohnehin die Krone auf.

Manche mögen es erdrückend empfinden, an den Tatsachen ändert das freilich nichts. Seit Dietrich Mateschitz 2005 den Fußball in der Mozartstadt für sich entdeckte, führte der Weg nur viermal an Salzburg vorbei - und da wurde man jeweils Zweiter. Seit der Ära von Sportdirektor Ralf Rangnick, inzwischen in Leipzig tätig, ist dank stringenter Transfer- und Ausbildungspolitik überhaupt kein Kraut mehr gegen die Salzburger gewachsen.

Nur um ein Haar verpasste man den Einzug ins Endspiel der Europa League, scheiterte im Halbfinale denkbar knapp an Olympique Marseille. Auf dem Weg dorthin wurden klingende Namen wie Real Sociedad, Borussia Dortmund und Lazio Rom eliminiert. Selbst die Achillesferse Champions League gerät angesichts dessen in Vergessenheit.

Als Salzburg Anfang August 2017 gegen HNK Rijeka auch im zehnten Anlauf die Gruppenphase der "Königsklasse" verpasste, war der größte europäische Erfolg der Ära Red Bull nicht abzusehen. Es schien vielmehr, als sei der Tribut in der Sommerpause einmal mehr zu hoch gewesen. Schließlich hatten neben Trainer Oscar Garcia auch die Stammspieler Konrad Laimer, Christian Schwegler, Wanderson, Valentino Lazaro oder Andre Wisdom den Club verlassen.

Chancenloser Winterkönig

Doch wie so oft steigerte sich das Team und hatte letztlich den längeren Atem. Den spürte selbst Winterkönig Sturm Graz schon im Nacken, mit Beginn des Frühjahrs wendeten die "Bullen" das Blatt und zogen immer weiter davon.

An der Spitze des aktuellen Erfolgsteams steht Trainer Marco Rose. Der Youth-League-Sieger 2017 wurde im Sommer überraschend dem damaligen Liefering- bzw. aktuellem Austria-Coach Thomas Letsch vorgezogen und erwies sich bei seinem ersten Engagement als Profitrainer als wahrer Glücksgriff. Der aktuelle Punkteschnitt von 2,28 nach 58 Partien übertrifft sogar jenen von Rekordhalter Garcia (2,26 in 73 Partien) leicht. Kein Wunder, dass der 41-Jährige nach nur einem Jahr als heißer Kandidat bei deutschen Bundesligisten gehandelt wird.

Rose formte ein homogenes Team, das die unter Oscar gestärkte Defensive beibehielt, zugleich offensiv aber variabler auftritt. Youth-League-Helden wie Hannes Wolf (19 Jahre), Amadou Haidara (20) und Xaver Schlager (20) wurden nicht nur ins Kollektiv eingebaut, sondern gehören zum Grundstock des Erfolgsteams. Der im Frühjahr 2017 noch verliehene Stürmer Munas Dabbur kam einigermaßen in Fahrt. Der Israeli besitzt zwar nicht die Torgefährlichkeit eines Jonatan Soriano, führt mit 20 Treffern drei Runden vor dem Ende aber die Torschützenliste vor Deni Alar (16) an.

Einmal mehr Umbruch

Wie auch immer das Endspiel des ÖFB-Cups am 9. Mai gegen Sturm ausgeht: Der Sommer wird wie immer in Salzburg spannend. Denn nicht nur Rose könnte die "Bullen" verlassen, auch der eine odere ander Spieler droht Sportdirektor Christoph Freund abhandenzukommen. Dass Duje Caleta-Car, Diadie Samassekou, Haidara, Schlager, Valon Berisha oder Dabbur das Interesse anderer Klubs hervorgerufen haben, ist kein Geheimnis. Konkrete Angebote gibt es aber noch keine.

Besonders spannend dürfte diesmal aber ein Zugang werden. Mit Mittelfeldmann Zlatko Junuzovic ist man sich längst einig, der Vertrag des 30-jährigen Ex-ÖFB-Teamspielers bei Werder Bremen läuft aus. Nicht nur, dass sich das um Fan-Zuspruch ringende Salzburg um einen potenziellen Publikumsliebling bemüht, ist dabei interessant, sondern der Umstand, dass eine Verpflichtung überhaupt nicht ins "Beuteschema" der vergangenen sechs Jahre passt.

Mit dieser Politik, auf junge Toptalente zu setzen, erlöste man in den vergangenen Jahren hohe Transfereinnahmen. Im Sommer 2017 war die Summe über drei Jahre hinweg auf 100 Millionen angewachsen. Geld, das doppelt wichtig ist - seitdem Red Bull nur noch als Hauptsponsor und nicht mehr als Eigentümer fungiert.

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