"Red Bull lässt von Ajax nichts übrig"

Niederländische Pressestimmen zum Hinspiel im Sechzehntelfinale der Fußball-Europa-League zwischen
Ajax Amsterdam und
Red Bull Salzburg (0:3) vom Freitag:
De Telegraaf: "
Red Bull Salzburg macht Ajax zum Narren. Der Traum von Ajax-Trainer Frank de Boer, die Europa League zu gewinnen, lag schon nach 45 Minuten in Trümmern."
De Volkskrant: "Fehlschlag Ajax.
Red Bull lässt von Ajax nichts übrig. Die Riesenpleite macht ein Rückspiel kommende Woche in Österreich fast überflüssig."
Algemeen Dagblad: "Salzburg war an allen Fronten besser. Ajax wusste nicht, was passiert. Ajax wurde ständig unter Druck gesetzt und konnte dadurch keine Angriffe aufbauen.
Red Bull jagte Ajax über das ganze Feld und gewann fast alle Zweikämpfe."
Die Erwartungen in Österreich vor dem Hinspiel im Sechzehntelfinale der Europa League waren riesig. Und sie sollten nicht enttäuscht werden. Österreichs Tabellenführer setzte dort fort, wo er im Test gegen Bayern im Jänner aufgehört hatte. Der Gegner wurde in seiner eigenen Hälfte mit extremem Pressing beschäftigt.
Der niederländische Meister wirkte ebenso hilflos wie der Champions-League-Titelverteidiger. Die Ajax-Spieler hatten zwar oft den Ball, aber praktisch immer nur in ihrer Hälfte. Was sie mit dem Spielgerät machen sollten, wussten sie nicht, weil die Anspielstationen fehlten. Die Salzburger machten den Raum so eng, dass Ajax-Fehlpässe en masse einfach die logische Folge sein mussten – und Gegentore ebenso.
Salzburg präparierte den Gegner mit höchster Fußballkunst. Für die erste entscheidende Szene sorgte der Führende der österreichischen Torschützenliste: Alan konnte von Joel Veltman nur per Foul im Strafraum gestoppt werden. Jonatan Soriano verwertete den Elfmeter locker und lässig – 0:1 (13.).
In dieser Tonart ging es weiter: Kevin Kampl spielte Sadio Mane herrlich frei, der umkurvte Keeper Jasper Cillessen ohne Probleme und schoss ein – 0:2 (21.).
Das sollte es in der ersten Hälfte noch nicht gewesen sein: Wie gegen die Bayern erzielten die Salzburger vor der Pause noch ein drittes Tor. Und was für eines: Soriano überhob mit einem Schuss aus mehr als 50 Metern den verdutzten Keeper des niederländischen Rekordmeisters – 0:3 (35.).
Die Ajax-Fans trauten ihren Augen schon lange nicht mehr. Ihre Mannschaft, die 2013 in der Champions League noch Barcelona besiegt hatte, wurde von einem Team aus der von den Niederländern höchstens belächelten österreichischen Bundesliga vorgeführt.
Auch die 15-minütige Pause änderte nichts am Spiel. Im Gegenteil: Salzburg war noch dominanter. Von Ajax war weiter offensiv nichts zu sehen. Torhüter Peter Gulacsi musste erstmals in der Nachspielzeit seine Klasse zeigen und einmal eingreifen.
Totale Überlegenheit
Vieles erinnerte an ein Spiel gegen einen unterklassigen Gegner. Bei Salzburg passte alles, nur der finale Pass nicht. Nur deshalb fiel kein weiterer Treffer, obwohl die überforderten Niederländer regelrecht darum bettelten.
Auf der Pressetribüne konnte Jaap Stam nur ungläubig den Kopf schütteln. Der ehemalige Weltklasseverteidiger ist bei Ajax mittlerweile Trainer für die Defensivspieler. Dass auf ihn noch viel Arbeit wartet, zeigten ihm die Salzburger ein ums andere Mal. Sie spielten nun „Lauf dem Ball nach“ mit der besten Klubmannschaft aus dem Land des Vize-Weltmeisters.
Noch ist Salzburg nicht erstmals in der Ära Red Bull in einem Europacup-Achtelfinale. Am kommenden Donnerstag findet in der Red-Bull-Arena das Rückspiel gegen Ajax statt. Aber erreicht Salzburg nur halbwegs Normalform, wird der Aufstieg nicht mehr in Gefahr kommen.
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