Rapid-Tiefpunkt bei Villarreal: Hütteldorf ist fassungslos

Das Experiment mit der Dreierkette ging in die Hose. Trainer Kühbauer sieht das aber nicht als Hauptproblem.

Die Krise von Rapid nimmt immer gewaltigere Ausmaße an. Beim 0:5 am Donnerstag in der Fußball-Europa-League bei Villarreal legten die Hütteldorfer einen beschämenden bis bemitleidenswerten Auftritt hin, der für die kommenden Wochen nichts Gutes verheißt und die maßgeblichen Akteure um Erklärungen ringen ließ.

In Dietmar Kühbauer etwa brodelte es ganz offensichtlich. Der Coach hatte nach dem Schlusspfiff Mühe, die Contenance zu wahren. "Ich mache es kurz: Wir haben verdient verloren, aber jedes Wort, das ich jetzt sage, wäre nicht gut. Wenn ich mich in Rage reden würde, wäre das nicht gut", lautete die erste Stellungnahme des 47-Jährigen nach der dritten Niederlage im vierten Spiel seiner Amtszeit.

Kühbauer hatte Anfang Oktober die Nachfolge von Goran Djuricin angetreten, es folgten zumindest halbwegs passable Leistungen bei den Glasgow Rangers (1:3) und daheim gegen Mattersburg (1:0). Dann aber kamen nach der Länderspielpause die Blamagen gegen Hartberg (0:3) und Villarreal. Diesen Rückfall "habe ich definitiv nicht so erwartet. Ich ziehe meine Schlüsse daraus", sagte Kühbauer.

"Nicht auf die Spieler draufhauen"

Eine Erkenntnis war, dass die Abfuhr auf mangelnden Mut und viele Eigenfehler, aber nicht auf die - zur Pause wieder revidierte - Umstellung auf eine Fünferkette zurückzuführen war. "Wenn man nicht als Team auftritt, ist es egal, ob wir eine Fahrradkette, Vierer- oder Fünferkette haben", erklärte Kühbauer.

Der Plan, das Zentrum zu schließen und den Spielraum von Villarreal-Spielmacher Pablo Fornals einzuschränken, wurde nicht umgesetzt. "Viele Dinge, die wir besprochen haben, sind nicht eingehalten worden", meinte Kühbauer. Trotzdem verzichtete der Burgenländer auf eine öffentliche Abrechnung. "Es wäre schlimm, jetzt auf die Spieler draufzuhauen, die am Boden sind. Ich muss Worte finden, die die Mannschaft verstehen wird."

Für Villarreal war Rapid ein dankbarer Aufbaugegner. Der keineswegs überragende und nach einer Viertelstunde von den eigenen Fans ausgepfiffene 16. der spanischen Liga hatte seit Anfang Mai auf einen Heimsieg gewartet. In den fünf Liga-Partien dieser Saison vor eigenem Publikum waren gerade einmal zwei Tore gelungen. "Wir haben ihnen geholfen, dass sie wieder in den Fluss gekommen sind", erklärte Kühbauer.

Schwab ratlos

Sein Club sollte in Zukunft lieber einen großen Bogen um Spanien machen. Die jüngsten fünf Auftritte im Land des Weltmeisters von 2010 endeten ohne Torerfolg, als negativer Höhepunkt blieb das 0:6 gegen Valencia im Februar 2016 haften - zumindest bis Donnerstag.

Die Darbietung gegen Villarreal war möglicherweise noch erschreckender als jene im Mestalla und hinterließ einen ratlosen Kapitän. "Wir sind eigentlich gut ins Spiel gekommen. Für mich ist es unverständlich, wie man nach dem 0:1 so einknicken kann", sagte Stefan Schwab.

Das Muster des Einbruchs nach einem Rückstand wiederholte sich bei Rapid zuletzt sehr oft. "Ich kann mich fast nicht erinnern, wann wir es zum letzten Mal geschafft haben, ein Spiel zu drehen. Bei uns ist es leider oft der Fall, dass wir bei einem Gegentor kopflos werden und wegbrechen. Wenn wir dann so einen Gegner wie heute erwischen, wird das noch härter bestraft", ärgerte sich Schwab. "Dann muss man so verteidigen, dass man kein Debakel kriegt, aber nicht einmal dazu sind wir imstande."

Schicksalsspiele gegen Admira, WAC, Altach

Dennoch verzichtete der Mittelfeldspieler so wie Kühbauer auf namentliche Schuldzuweisungen. "Jedes Wort, das ich jetzt sage, bringt eh nichts. Die Öffentlichkeit nimmt es eh so, wie sie es nehmen will, und uns hilft es auch nichts, kreuz und quer herumzuschießen. Wir wissen, dass es zuhauf Probleme gibt, die wir intern lösen müssen. Es bringt nichts, irgendwen an den Pranger zu stellen."

Die Leistung im Estadio de la Ceramica empfand Schwab als Schmach. "Das Spiel in Hartberg war schon ein Tiefpunkt, jetzt ist noch ein größerer." Sollte der Sinkflug nicht gestoppt werden, droht schon bald noch größeres Ungemach: Am Sonntag geht es für den Tabellenneunten daheim gegen das nur drei Punkte entfernte Schlusslicht Admira, danach warten binnen fünf Tagen die traditionell ungeliebten Auswärtsmatches gegen den WAC (Cup) und Altach (Bundesliga).

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