"Um ehrlich zu sein, haben sie es nicht verdient"

PORTUGAL:
"Publico": "Der Fluch der Nachspielzeit hat Benfica besiegt. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage (Anm.: nach der Liga-Niederlage gegen Porto) hat das Team ein Spiel in den letzten Augenblicken verloren. Diesmal kostete es die Europa League."
"Record": "Der Fluch liegt in der Nachspielzeit. Eine große Vorführung Benficas im Europa-League-Endspiel endet mit einer neuen Tränennacht. Es hätte grausamer nicht sein können."
"Correio da Manha": "Der Fluch bremst die Glorreichen. Nach einer tollen Leistung stiehlt ein Tor in der 93. Minute den Roten den europäischen Titel."
"O Jogo": "Die zweite Niederlage in der Nachspielzeit hat die Europa League gekostet."
"A Bola": "90+Schmerz: Benfica verliert erneut in der Nachspielzeit."
ENGLAND:
"Daily Mirror": "Mach das erstmal nach, Jose - Ivan der Unglaubliche schenkt Rafa den perfekten Abschied. Ivanovic besiegelt in letzter Minute den Euro-Ruhm. Sie haben 68 Spiele in 12 Ländern gebraucht, über acht Wettbewerbe hinweg. Aber in allerletzter Minute konnte Chelsea endlich wieder den süßen Geschmack des Erfolgs kosten und verdiente sich eine Siegesparade. Natürlich nicht die, die sie wollten. (...) Um ehrlich zu sein, haben sie es nicht verdient. Sie waren den größten Teil des Spiels die Zweitbesten."
"Daily Mail": "Die Drama-Könige von Chelsea schnappen sich einen weiteren Euro-Titel. Es ist Ivan der Wunderbare. Chelsea, die nicht aufzuhaltende Kraft im europäischen Wettbewerb, hat es wieder geschafft. Sie wurden ausgespielt und gewannen. Sie waren die Zweitbesten, und hielten doch die Trophäe in Händen."
"The Times": "Chelsea spielt in seiner eigenen Liga. Ivanovic trifft spät und schenkt Benitez damit ein letztes Lachen in Richtung seiner Kritiker. Der Trainer hat seinen Unterstützern gezeigt, dass er weiß, was er tut."
"The Sun": "Rafa Benitez brachte die Chelsea-Kritiker zum Schweigen, die ihm das Leben schwer gemacht haben. Er bereitet sich darauf vor, sich mit der wichtigen Trophäe in der Hand von der Stamford Bridge zu verabschieden."
Wenn es so etwas wie einen Benfica-Fluch gibt, dann trug er am Mittwoch den Namen Branislav Ivanovic. Der Verteidiger von Chelsea erzielte in der Nachspielzeit den Treffer zum 2:1-Erfolg gegen Benfica Lissabon.

Die Portugiesen haben seit 1962 keinen europäischen Titel mehr gewonnen. Sie standen seit damals in sieben Endspielen und verloren allesamt. Das mit dem Fluch trug sich folgendermaßen zu: Trainer Bela Guttmann hatte 1962 den Meistercup gewonnen, war aber unrühmlich verabschiedet worden. Benfica würde keinen Titel mehr holen, hatte er gemeint. Und er sollte recht behalten, auch für 2013 in Amsterdam.
Dabei war Benfica die attraktivere Mannschaft in diesem Finale. 46.000 Fans im Stadion und Millionen vor den TV-Schirmen fanden Gefallen am technisch versierten Fußball der Portugiesen. Die Benfica-Spieler kombinierten munter drauflos, führten die Engländer vor. Aber sie kombinierten einen Tick zu viel, spielten immer noch einen Pass, weshalb sich immer ein Bein eines Chelsea-Spielers zwischen Ball und Netz schieben konnte.
Chelsea mit Mühe
Nur langsam löste sich die Chelsea aus der Umklammerung. Noch vor der Pause gab Kapitän Frank Lampard einen Warnschuss ab, den Benfica-Tormann Artur schlecht berechnete und nur mit Mühe zur Ecke abwehren konnte.
Nach Seitenwechsel war die Mannschaft aus Lissabon vorerst wieder spielbestimmend. Oscar Cardozo köpfelte eine Flanke sogar ins Tor von Chelseas Petr Cech, doch der Stürmer aus Paraguay stand im Abseits.

Chelsea tat sich weiter schwer, doch dann wurde es den Engländern ganz leicht gemacht. Ein Großteil der Benfica-Spieler legte ein Schläfchen ein. Ein Tor wie aus einem Schülerliga-Finale war die Folge. Und das ging so: Chelsea-Tormann Cech warf den Ball durch die eigene Hälfte zu Mata, der knapp vor der Mittellinie den Ball zu Torres weiter lenkte. Der Stürmer schüttelte ein Anhängsel in Form von Benfica-Abwehrchef Luisao ab. Auch den Versuch von Artur, ihm nach einem Haken den Ball vom Fuß zu fischen, misslang – und Torres schoss in Minute 59 den Führungstreffer.
Aber die Freude währte nicht lange. Denn Cardozo glich nach einem Handelfer aus (67.). Bei Chelsea wollte Azpilicueta zu einem Kopfball hochgehen und bekam den Ball an die Hand. Der Elfer? Hart, aber irgendwie vertretbar.
Chelsea im Pech
Danach waren die Stürmer im Pech. Erst klärte Cech bei einem Schuss von Cardozo. Und zwei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit knallte ein Weitschuss von Lampard an die Latte. Doch dann kam Ivanovic und beendete eine Saison, die ganz und gar nicht nach den hohen Erwartungen der Millionentruppe verlaufen war.
Für die Engländer war das Finale das Ende eines durchwachsenen Jahres. Chelsea war als Sieger der Champions League in die Saison gestartet und als erster Titelverteidiger schon in der Gruppenphase ausgeschieden. Es wurde kein europäischer Supercup gewonnen, kein Weltpokal, kein englischer Cup, keine englische Meisterschaft. Aber zumindest die Europa League. Auch wenn der Bewerb – zum vierten Mal in diesem Format ausgetragen – immer wieder als Trostpflaster belächelt wird.
Chelsea ist jetzt regierender Sieger in Champions und Europa League.
Aber nur noch bis zum 25. Mai.

1972 | TOTTENHAM HOTSPUR - Wolverhampton Wanderers | 1:1/2:1 |
1973 | LIVERPOOL FC - Borussia Mönchengladbach | 3:0/0:2 |
1974 | FEYENOORD ROTTERDAM - Tottenham Hotspur | 2:0/2:2 |
1975 | BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH - Twente Enschede | 0:0/5:1 |
1976 | LIVERPOOL FC - FC Brügge | 3:2/1:1 |
1977 | JUVENTUS TURIN - Athletic Bilbao | 1:0/1:2 |
1978 | PSV EINDHOVEN - SEC Bastia | 3:0/0:0 |
1979 | BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH - Roter Stern Belgrad | 1:0/1:1 |
1980 | EINTRACHT FRANKFURT - Borussia Mönchengladbach | 1:0/2:3 |
198! | IPSWICH TOWN - AZ Alkmaar | 3:0/2:4 |
1982 | IFK GÖTEBORG - Hamburger SV | 1:0/3:0 |
1983: | RSC ANDERLECHT - Benfica Lissabon | 1:0/1:1 |
1984 | TOTTENHAM HOTSPUR - RSC Anderlecht | 1:1/1:1 - 4:3.n.E |
1985 | REAL MADRID - Videoton Stuhlweißenburg | 3:0/0:1 |
1986 | REAL MADRID - 1.FC Köln | 0:2/5:1 |
1987 | IFK GÖTEBORG - Dundee United | 1:0/1:1 |
1988 | BAYER LEVERKUSEN - Espanyol Barcelona | 0:3/3:0 - 3:2 n.E. |
1989 | SSC NAPOLI - VfB Stuttgart | 2:1/3:3 |
1990 | JUVENTUS TURIN - AC Fiorentina | 3:1/0:0 |
1991 | INTER MAILAND - AS Roma | 2:0/0:1 |
1992 | AJAX AMSTERDAM - AC Torino | 2:2/0:0 |
1993 | JUVENTUS TURIN - Borussia Dortmund | 3:1/3:0 |
1994 | INTER MAILAND - SV Salzburg | 1:0/1:0 |
1995 | PARMA AC - Juventus Turin | 1:0/1:1 |
1996 | BAYERN MÜNCHEN - Girondins Bordeaux | 2:0/3:1 |
1997 | FC SCHALKE 04 - Inter Mailand | 1:0/0:1 - 4:3.n.E. |
1998 | INTER MAILAND - Lazio Rom | 3:0 |
1999 | PARMA AC - Olympique Marseille | 3:0 |
2000 | GALATASARAY ISTANBUL - Arsenal London | 0:0 - 4:3 n.E |
2001 | LIVERPOOL FC - Deportivo Alaves | 5:4 n.V. |
2002 | FEYENOORD ROTTERDAM - Borussia Dortmund | 3:2 |
2003 | FC PORTO - Celtic Glasgow | 3:2 n.V. |
2004 | VALENCIA CF - Olympique Marseille | 2:0 |
2005 | ZSKA MOSKAU - Sporting Lissabon | 3:1 |
2006 | FC SEVILLA - FC Middlesbrough | 4:0 |
2007 | FC SEVILLA - Espanyol Barcelona | 2:2 - 3:1 n.E. |
2008 | ZENIT ST. PETERSBURG - Glasgow Rangers 2:0 | |
2009 | Schachtjor Donezk - Werder Bremen 2:1 n.V. | |
2010 | ATLETICO MADRID - Fulham | 2:1 n.V. |
2011 | FC PORTO - Sporting Braga | 1:0 |
2012 | ATLETICO MADRID - Athletic Bilbao | 3:0 |
2013 | CHELSEA - Benfica Lissabon | 2:1 |
Die erfolgreichsten Vereine
Liverpool FC | 3 Titel | 1973, 1976, 2001 |
Juventus Turin | 3 Titel | 1977, 1990, 1993 |
Inter Mailand | 3 Titel | 1991, 1994, 1998 |
Borussia Mönchengladbach | 2 Titel | 1975, 1979 |
Tottenham Hotspur | 2 Titel | 1972, 1984 |
Feyenoord Rotterdam | 2 Titel | 1974, 2002 |
IFK Göteborg | 2 Titel | 1982, 1987 |
Real Madrid | 2 Titel | 1985, 1986 |
AC Parma | 2 Titel | 1995, 1999 |
FC Sevilla | 2 Titel | 2006, 2007 |
FC Porto | 2 Titel | 2003, 2011 |
Atletico Madrid | 2 Titel | 2010, 2012 |
14 Clubs mit | 1 Titel |
Mit dem knappen 2:1-Sieg im Europa-League-Finale gegen Benfica Lissabon hat Chelsea am Mittwoch in Amsterdam den Sprung in einen illustren Club geschafft. Zuvor hatten mit dem FC Bayern München, Ajax Amsterdam und Juventus Turin erst drei Vereine jeweils Titel in Champions League/ Europacup der Landesmeister, Europa League/UEFA-Cup und dem Cup der Cupsieger (1999 eingestellt) gewonnen.
Die Dreifach-Europacup-Champions im Überblick:
FC Bayern München Meistercup: 1974, 1975, 1976, 2001 (Champions League) UEFA-Cup: 1996 Cup der Cupsieger: 1967
Ajax Amsterdam Meistercup: 1971, 1972, 1973, 1995 (Champions League) UEFA-Cup: 1992 Cup der Cupsieger: 1987
Juventus Turin Meistercup: 1985, 1996 (Champions League) UEFA-Cup: 1977, 1990, 1993 Cup der Cupsieger: 1984
Chelsea Champions League: 2012 Europa League: 2013 Cup der Cupsieger: 1971, 1998
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