Katar will auf die internationale Bühne, aber keine Kritik

Dreharbeiten endeten in einer Polizeistation - negatives Echo über das WM-Land.

Eigentlich hat sich der Vorfall schon im März ereignet, er wurde aber erst diese Woche publik. Die weltweite Empörung über die Einschränkung der Pressefreiheit im Land des WM-Veranstalters von 2022 war groß.

Was war passiert? ARD-Journalist Florian Bauer hat schon oft über die Zustände in Katar berichtet. Er wollte eine Reportage drehen, darüber, ob sich die Bedingungen für die eineinhalb Millionen Gastarbeiter auf den WM-Baustellen verbessert haben. So, wie es Katar vor einem Jahr versprochen hat. Bauer hatte die Behörden darüber informiert, um Gesprächspartner angefragt – hat aber keine offizielle Drehgenehmigung bekommen. Trotzdem entschied er sich, die Arbeit aufzunehmen.

Als das TV-Team eine Gruppe Gastarbeiter filmte, die am einzigen freien Tag in der Woche auf einem staubigen Platz in der Hauptstadt Doha kickten, standen plötzlich Sicherheitskräfte da. Der Geheimdienst nahm Bauer, Kameramann, Kamera-Assistent und Fahrer mit auf eine Polizeistation – wo sie 14 Stunden lang festgehalten wurden. Ausreisen durften sie erst fünf Tage später. Das Material blieb dreieinhalb Wochen bei den Behörden, danach war alles gelöscht auf Handys, Laptops und Festplatten. Egal, ob privat oder im Zuge der Recherche aufgenommen. Den offiziellen Grund der Festnahme kennt Bauer bis heute nicht.

Hochrangige Beamte haben sich inzwischen bei Bauer und seinen Mitarbeitern entschuldigt. Man spricht von Missverständnissen. Es geht halt um den schlechten Ruf.

Druck auf FIFA und IOC

Sieben Jahre vor der WM wurde wieder einmal jenes schiefe Licht sichtbar, das über das Land lange Schatten wirft. Die Reporter ohne Grenzen (ROG) reihten Katar zuletzt auf der Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 115 von 180 ein. "Wer wie Katar mit sportlichen Großveranstaltungen die internationale Bühne sucht, sollte sich auch einer kritischen Weltöffentlichkeit stellen", sagt ROG-Geschäftsführer Christian Mihr.

Die Fußball-WM wird jetzt als Druckmittel verwendet. Minky Worden von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch verweist auf die Verantwortung von FIFA und IOC: "Sie haben eine Verantwortung, die Regeln auch durchzusetzen. Und wenn ihre Partner die Regeln brechen, dann müssen IOC oder FIFA hingehen und sagen: Wir nehmen euch die Spiele weg."

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