Skandal: Polens Verband bezeichnet Sieg über Israel als "Pogrom"

Das Social-Media-Team des polnischen Fußballverbandes verwendete einen Begriff, der für den Mord an Millionen Juden steht.

Das Social-Media-Team des polnischen Fußballverband braucht entweder ein Nachsitzen im Geschichtsunterricht oder eine Neubesetzung. Denn das, was man sich kurz vor dem Abpfiff der EM-Quali-Partie gegen Israel leistete, fordert klare Konsequenzen. 

Es stand gerade 4:0 für die Truppe um Stürmerstar Robert Lewandowski, als auf Facebook folgender Beitrag erschien: "Toooooor! Das ist jetzt schon ein Pogrom! Wir führen gegen Israel mit 4:0." Nach dem Wort Pogrom wurden zwei Emoticons gesetzt: Ein Arm mit einem angespannten Bizeps und eine Flamme.

Der Begriff "Pogrom" stammt aus dem Russischen und steht für "zerstören". Seit dem Zweiten Weltkrieg wird er gemeinhin im Zusammenhang mit dem Holocaust verwendet. 

Gelöscht

Inzwischen ist der umstrittene Beitrag im Facebook nicht mehr zu finden. Der polnische Verband versuchte, das Ganze zu verharmlosen. Der Begriff sei "üblich", um große Siege im Fußball zu beschreiben. Und tatsächlich wird er im Sportjargon als Synonym für "Niederlage" oder "Debakel" bedeuten. Dennoch räumte Verbandssprecher Jakub Kwiatkowski ein: "Vielleicht war es in diesem Zusammenhang fehl am Platz, weil es unnötig Emotionen schürt."

In den sozialen Netzwerken ließen einige ihren Emotionen freien Lauf. "Sich auf die polnische Sprache auszureden ändert nichts. Geschichtsvergessenheit ist leider nicht nur in Polen ein Massenphänomen. Oder wurde die Geschichte doch bedacht?" twitterte etwa Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft in Österreich.

"Ernsthafte Konsequenzen" fordert der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Müller-Rosentritt. Die deutsche Journalistin Mirjam Fischer wundert sich darüber, dass in der polnischen Fußball-Sprache so viele Anspielungen auf die Gräueltaten gegen die Juden zu finden sind.  

Tatsächlich verwendet man im Kicker-Jargon Begriffe, die - milde ausgedrückt - einen faden Beigeschmack haben. "Verbrannt" ("spalony") bedeutet Abseits und wenn ein Spieler einen Lauf hat, "ist er im Gas" ("on jest w gazie").

Leider haben sich einige Fußball-Fans durch das Facebook-Posting bestätigt gefühlt. Łukasz Lipiński von der Tageszeitung Polityka hat sich in den sozialen Netzwerken umgeschaut und Kommentare gefunden, die einen erschauern lassen. "Ein ganz normaler Holocaust", "Das ist schon ein Pogrom LOL", "Und sie haben sie hingerichtet" oder "Ein Pogrom, ganz passend zum Land" sind nur einige davon. 

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