Pogba & Co.: Millionengagen für einen Berater

Am Donnerstag wird es also erscheinen, das mit Spannung erwartete Buch des Magazins Spiegel über die Auswüchse des Fußball-Geschäfts mit dem Titel "Football Leaks – Die schmutzigen Geschäfte im Profifußball".
Das deutsche Nachrichtenmagazin gab schon einen Einblick in die Geschäftspraktiken bei den Big Playern im europäischen Klubfußball. Anhand der Verträge der beiden Sommerneuzugänge von Manchester United, Paul Pogba und Zlatan Ibrahimovic, wird ein Sittenbild des Business gezeichnet.
Der KURIER bringt eine Übersicht über die schwindelerregenden Summen, die laut Spiegel ein europäischer Großklub bereit ist, an Fußball-Superstars und deren Manager zu zahlen, obwohl Manchester United laut dem aktuellen UEFA-Finanzreport mit 536 Millionen Euro der am höchsten verschuldete Fußballklub Europas ist.
105 Millionen Euro bezahlte Manchester United im Sommer 2016 für Paul Pogba an Juventus Turin. Der 24-jährige französische Mittelfeldspieler ist mit dieser Ablösesumme der teuerste Fußballer der Welt.
49 Millionen Euro soll Pogbas Berater Mino Raiola am Transfer seines Klienten bekommen haben. Im Spiegel wird dazu detailliert aufgeschlüsselt, wie diese gigantische Summe zusammengekommen sein soll: 27 Millionen Euro sollen von Juventus Turin an eine in London ansässige Firma des Italieners überwiesen worden sein. 19,4 Millionen Euro sollen in fünf Raten vom Premier-League-Klub Manchester United kommen. 2,6 Millionen Euro soll Pogba selbst an eine Raiola-Agentur mit Sitz in Monaco überwiesen haben, die der Franzose allerdings von seinem neuen Arbeitgeber refundiert bekommen haben soll.
10,2 Millionen Euro brutto soll das Grundgehalt des Franzosen in seiner ersten Saison bei Manchester United betragen.
3,4 Millionen Euro zusätzlich soll Manchester United für die Abtretung der Werberechte für die laufende Saison an den französischen Teamspieler bezahlt haben. Pogba bestritt übrigens bisher 48 Pflichtspiele für Englands Rekordmeister. In diesen erzielte er sieben Treffer und bereitete fünf weitere Tore direkt vor.
22,62 Millionen Euro beträgt sogar das Grundgehalt von Zlatan Ibrahimovic bei Manchester United. Der schwedische Superstar wird ebenfalls – und das schon seit gut 15 Jahren – von Raiola vertreten. Ibrahimovic wechselte seitdem insgesamt sechs Mal. Von Ajax Amsterdam ging es zu Juventus, dann zu Inter Mailand, FC Barcelona, AC Milan, Paris SG und im Sommer eben zu Manchester United. Insgesamt kam so eine Transfersumme von 160 Millionen Euro zusammen. Nach England wechselte der 35-Jährige allerdings ablösefrei.
3,39 Millionen Euro soll Ibrahimovic zusätzlich zu seinem Grundgehalt für seine 28 Treffer und zehn Torvorlagen in dieser Saison erhalten haben. Diese wurde in einer Zusatzvereinbarung in seinem Vertrag unter dem Begriff "Goal and Assist Bonuses" geregelt. Und zwar so: Für die ersten fünf Tore und Torvorlagen sollen 280.000 Euro fällig gewesen sein. Diese Summe wurde für weitere je fünf Torbeteiligungen immer höher: 470.000 Euro (6 bis 10), 660.000 Euro (11 bis 15) und 850.000 Euro (16 bis 20). Damit war aber noch nicht Schluss. Raiola rechnete offensichtlich mit einer starken Saison. Denn für die Tore und Torbereitungen 21 bis 35 sollen 1,13 Millionen Euro fällig geworden sein.
2,27 Millionen Euro wären Ibrahimovic dazu für die Torbeteiligungen 36 bis 40 zugestanden. Darauf muss der Topverdienter unter den Premier-League-Profis aber verzichten. Nach einem Kreuzbandriss ist seine Saison zu Ende. Die Verletzung verhinderte dazu eine automatische Vertragsverlängerung zu diesen Konditionen. Dafür hätte Manchester United nicht nur unter die Top 3 der Premier League kommen, sondern auch Ibrahimovic 31 Spiele in der Startelf stehen müssen. Er kam nur auf 27 Liga-Einsätze von Beginn.

Privat
Carmine „Mino“ Raiola wurde am 4. November 1967 in Nocera Inferiore in der italienischen Provinz Salerno geboren. 1968 wanderte seine Familie in die Niederlande nach Haarlem aus und eröffnete ein Restaurant, in dem auch Raiola später arbeitete.
Karriere
Raiola studierte kurze Zeit Recht und stieg kurz darauf ins Sport-Marketing ein. Anfang der 90er-Jahre wurde er Sportdirektor beim HFC Haarlem. Nachdem er an Transfers einiger Ajax-Spieler beteiligt war, startete er als Berater durch. Neben Pogba und Ibrahimovic berät er heute auch Mario Balotelli, Romelu Lukaku, Henrich Mchitarjan und früher auch Pavel Nedved.
Vor allem die Explosion der TV-Rechte bringt den Vereinen Unsummen. Spitzenreiter ist die englische Premiere League mit sieben Milliarden Euro für vier Jahre. Aber auch die Ausrüster füllen die Klubkassen. Spitzenreiter ist Barcelona, das von Nike 10 Millionen Euro pro Jahr bekommt. Auch die Trikotsponsoren leeren ihr Füllhorn aus. Ab Sommer bekommt Barcelona vom japanischen Unternehmen Rakuten vier Jahre lang je 55 Millionen Euro.
Und dennoch ist der Großteil der europäischen Topklubs verschuldet.
Den höchsten Schuldenberg der vier Semifinalisten der diesjährigen Champions League hat Juventus Turin – 209 Millionen Euro. Gemessen am jährlichen Umsatz machen die Schulden 60 Prozent aus und gemessen an den "Long Term Assets", zu denen die UEFA etwa die Marktwerte der Spieler zählt, 80 Prozent.
Atlético Madrid hat seine Steuerschulden in den vergangenen Jahren von 220 auf 45 Millionen Euro reduziert. Insgesamt sind es 164 Millionen Euro, das sind rund 100 Prozent des Umsatzes und rund 110 Prozent der Assets.
Monaco hat 148 Millionen Euro Schulden. Und das, obwohl der Klub als einziger in Frankreich spielender Verein das günstige Steuerrecht des Fürstentums ausnutzen darf. Die Schulden machen rund 130 Prozent des Umsatzes und der Assets aus.
Real ist schuldenfrei
Ausgerechnet Real Madrid, lange Zeit der Inbegriff für irrsinnig hohe Schulden, ist der einzige Verein, der keine Netto-Verbindlichkeiten meldet. Im Gegenteil: Real hat die letzte Saison mit einem Rekordgewinn von 49 Millionen Euro abgeschlossen und konnte davon die letzten Schulden bezahlen.
Nr. 1 in der Schuldenliste ist Manchester United mit 536 Millionen Euro. Kein Wunder bei Geschäften wie der Verpflichtung von Paul Pogba (siehe oben). Sieht man von der Kleinigkeit ab, die dessen Berater bekommen hat, sind die Topstars die Gewinner im Milliardengeschäft. "Wenn Top-Klubs einmal zwei Milliarden Euro Umsatz machen, würden wiederum 60 bis 70 Prozent der Einnahmen an die Spieler gehen", sagte Georg Pangl, Generalsekretär der Vereinigung der europäischen Profi-Ligen (EPFL), im KURIER-Interview. Und weiter: "Dann würden die künftigen Messis und Ronaldos nicht 25, sondern wahrscheinlich 70 Millionen Euro im Jahr verdienen. Da würde sich jeder Fan fragen, ob das noch normal wäre ..."
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