Was sagen Sie zu Norwegen?
Ich habe die Norwegerinnen mit der neuen Trainerin mannschaftlich geschlossener erwartet. Aber sie dürften wie bei der EM mit teaminternen Themen beschäftigt sein. Trotzdem sind sie über uns zu stellen. Es wird viel an der Tagesform von Caroline Graham-Hansen liegen, sie ist schwer zu verteidigen.
Portugal ist vom Papier her der leichteste Gegner.
Für mich war Portugal eine der Überraschungen der WM. Sie hätten sich mehr verdient als nur die Gruppenphase. Sie haben ein starkes Kollektiv und eine feine Kickerin wie Jessica Silva, die auch noch viel Speed hat. Francesco Neto, ihr Teamchef, hat mir erzählt, dass sie in Portugal mittlerweile in jedem Jahrgang ein Nationalteam stellen, damit die Spielerinnen in ihrer Entwicklung mehr internationale Erfahrung sammeln.
Österreichs dritter Gegner ist Frankreich.
Ich finde, das war ein großartiger WM-Auftritt mit Pech im Elferschießen gegen Australien im Viertelfinale. Sie haben noch immer sehr viel individuelle Qualität, aber man hat den Eindruck, dass sie als Mannschaft enger zusammengerückt sind. Das Remis gegen Jamaika am Anfang und dann der Sieg gegen Brasilien hat sie gefühlt zusammengeschweißt. Und es scheint, dass sie zu ihrer Qualität auch noch an Zweikampfhärte dazugewonnen haben.
Gegen Frankreich wird es in Favoriten einen Besucherrekord für ein Frauenspiel in Österreich geben. Es sind mehr als 3.600 Tickets verkauft.
Das Stadion verträgt sicherlich zumindest das Doppelte für eine gute Stimmung. Ich denke, dass wir auch noch kurzfristig Zuschauerinnen und Zuschauer mobilisieren können, wenn wir davor eine gute Leistung in Oslo bringen.
In Österreich hörten viele Leistungsträgerinnen auf.
Wir haben gute, junge Spielerinnen. Die Frage ist nur, wie konstant sie auf höchstem Niveau agieren werden. Wichtig ist, dass sie in ihren Vereinen möglichst viel spielen und fit bleiben, da wir nicht diese Dichte an Spielerinnen haben. Es kann passieren, dass wir im Herbst eventuell phasenweise an unsere Grenzen stoßen.
Schon bei der WM haben wegen Verletzungen und Überlastung viele Stars gefehlt. Was passiert danach?
Für uns kann es physisch in der Nations League ein kleines Plus sein, dass wir nicht bei der WM dabei waren. Der Rahmenterminplan und die Strukturen wachsen nicht gleich schnell. Die EM 2022, die Champions League mit der Gruppenphase, die WM 2023 – enorm viele Spiele auf hohem Niveau. Die Kader der Vereine sind teilweise noch nicht breit genug, die Professionalität in den unterschiedlichen Ligen noch nicht gegeben. Somit fehlen wichtige Regenerationszeiten für die Spitzenspielerinnen.
Demnächst beginnt in Österreich die Liga, Ihre Einschätzung vor Anpfiff?
Ich hoffe auf mehr engere Spiele und dass die Konkurrenz des SKN St. Pölten größer wird. Ich bin neugierig auf die Entwicklung von der Vienna, Neulengbach, oder wie sich Austria Wien nach dem kleinen Umbau tut , beziehungsweise wie Sturm die Abgänge kompensiert.
Kommentare