Österreich gewinnt in Aserbaidschan

Boxen, Karate, Ringen, dann irgendwann einmal tritt Fußball auf die Bildfläche in Aserbaidschans Sportwahrnehmung. Derart unbeachtet quälte sich Österreichs Team durch das alles erstickende Verkehrsgewühl von Baku, um im weit entfernten Niemandsland am Ufer des Kaspischen Meeres wieder einmal eine Art Neuanfang zu versuchen.
Mit einem Trainer, Willibald Ruttensteiner, der ohnehin nur ein interimistischer ist. Und mit der im Vorfeld viel diskutierten Team-Heimkehr von Andreas Ivanschitz. Sein erstes
Länderspiel seit Februar 2009 (0:2 gegen Schweden in Graz).
Was dabei herausgekommen ist? 1:0 für Ivanschitz in seinem 50. Einsatz für Rot-Weiß-Rot, weil er selbiges tatsächlich in der 33. Minute geschossen hat. Und weil er in einem durchdachten offensiven Spiel der Österreicher tatsächlich die von ihm erhofften Akzente setzen konnte.
Tristesse

Es grenzt auch an ein kleines Wunder, dass Österreichs Team endlich eine Serie beendet hat, deren Tristesse der staubigen Flachheit am Rande der kleinen Dalga-Arena nicht unähnlich ist: Der erste Auswärtssieg seit dem in aller Freundschaft erstolperten 2:1 in Liechtenstein im Oktober 2006 wurde errungen.
Ivanschitz auf der linken Seite und Marko Arnautovic hinter Spitze Marc Janko sollten für Effizienz in der Offensive sorgen. Übertriebene Ehrfurcht war ohnehin nicht angesagt: Lediglich 5000 Menschen fanden den weiten Weg ins Stadion.
Ruhig
In der Defensive ließ man sich durch die meist ungestüm anrennende Elf des deutschen Trainers Berti Vogts nur selten aus der Ruhe bringen. Auch der Kunstrasen war kein Spielverderber. Über die eine oder andere Leichtfertigkeit am Ende der ersten Halbzeit wird allerdings zu sprechen sein. Und Österreich erhielt auch in der Rubrik "Chancenauswertung" wieder einmal gute Noten. Vier Tore - so ein Kunststück gelang zuletzt vor ziemlich genau einem Jahr beim 4:4 in Belgien.
Auch der Spielverlauf sollte sich auf die Seite der Österreicher schlagen. Denn als Janko in der 27. Minute auf dem Weg zum Führungstreffer war, wurde er von Yunisoğlu von den Beinen geholt - Rot. Eine numerische Überlegenheit, die nur zögerlich genützt werden konnte. Übrigens hatte schon zuvor Scharner mit einem Latten-Kopfball Pech gehabt (19.).
Überlegen
In der 34. Minute begann der Trefferreigen. Durch Jubilar Ivanschitz, nach Vorarbeit von Alaba. Die große Gegenwehr kam nicht. Konnte sie auch nicht: Zu schwach präsentierte sich der Gegner, der vor dem Spiel nur einen Zähler hinter Österreich gelegen war.
Positiv auch, dass sich das Team mit dem Erreichten nicht zufriedengab. Einer überaus gefälligen Ballstafette entsprang das 0:2 (51.). Ein Fehler nach einem gegnerischen Einwurf ermöglichte Ivanschitz den Ballbesitz. Sein Zuspiel verwertete abermals Janko (62.), der tat, was man von ihm erwartet: kaum zu sehen, aber immer für einen Treffer gut. Aserbaidschan gelang noch der Ehrentreffer, Alaba traf die Latte, der eingewechselte Junuzovic besorgte den Endstand - 1:4 (90.).
Sonntag reist das Nationalteam weiter nach Kasachstan: In Astana steigt am Dienstag das Finale in der Qualifikation. Zumindest ein halbwegs versöhnliches Ende zeichnet sich ab.
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