Misstöne im Star-Ensemble

Nahaufnahme des Gesichts eines Mannes mit Bart und Mütze.
Vor dem Spiel gegen Österreich dominiert bei Gegner Brasilien das Thema Kapitänsamt.

Was so eine Schleife alles auslösen kann. Neymar hat sie, Thiago Silva hat sie nicht mehr. In Österreich hat sie Fuchs, vielleicht - nein, ganz sicher - wird sie irgendwann einmal Alaba tragen. Ob dann auch so ein Tamtam darum gemacht wird?

Für die rund 30 brasilianischen Journalisten, die nach Wien gekommen waren, um über die Seleção und das heutige Spiel gegen Österreich zu berichten, gab es am Montag jedenfalls kein anderes Thema. Teamchef Carlos Dunga hat Abwehrchef Thiago Silva nach der verpatzten Heim-WM jedenfalls seines Kapitänsamtes enthoben und Superstar Neymar die Schleife gegeben. Das war Anfang September.

Knapp drei Monate später, am Sonntag, hat sich Silva erstmals dazu geäußert. „Ich habe darüber mit niemandem gesprochen, es ist ohne Kommunikation abgelaufen. Und das ist das, was mich ärgert“, sagte der Verteidiger von Paris Saint-Germain. „Wenn ich sagen soll, ob ich glücklich bin, dann sage ich: Ich bin es nicht. Es ist, als ob man mir etwas weggenommen hat, was mir gehört hat.“

Davon, dass die Brasilianer am Dienstag ein Länderspiel bestreiten, war am Montag nicht viel zu merken. Alles drehte sich nur um die Schleife. Und alles wartete im Ernst-Happel-Stadion nur auf den Konter. Jedoch nicht auf dem Spielfeld, sondern in der Interview-Zone. Und endlich bog er um die Ecke, nahm seine gelben Kopfhörer ab und sprach. „Wir haben uns zusammengesetzt, und unter Freunden habe ich ihm gesagt, dass er schon aufpassen muss, was er wo sagt, und dass er solche Sachen lieber intern besprechen sollte, als damit an die Presse zu gehen“, sagte Neymar. „Es gibt eine Hierarchie, die unser Trainer festgelegt hat – und diese akzeptieren wir.“

Eine Frage zum Spiel gegen die Österreicher? Fehlanzeige, nicht so wichtig. Die Kapitänsrolle indes schon. Ob er sich beim Münzwurf durch den Schiedsrichter lieber für Kopf oder Zahl entscheidet, wollte sogar ein Reporter vom Zuckerhut wissen. Und was die wandernde Kapitänsschleife nun für die Beziehung der beiden Protagonisten zu bedeuten habe? „Es gibt kein Problem zwischen uns. Wegen der Kapitänsschleife wird unsere Freundschaft sicher nicht enden“, betonte der 22-jährige Neymar. Und der um acht Jahre ältere Thiago Silva nickte. „Neymar ist wie ein Bruder für mich. Ich mag diesen Burschen, seit er erstmals in die Seleção berufen wurde.“

Österreichs Kapitän ist es freilich egal, wem er am Dienstag beim Münzwurf gegenübersteht. Christian Fuchs schwelgte beim Gedanken an brasilianische Fußballer lieber in Jugend-Erinnerungen an sein einstiges Idol. „Mein Superstar war Rivaldo. Ein Linksfuß, der ähnliche Freistoß-Qualitäten wie ich hatte“, lachte der gut gelaunte Schalke-Legionär.

Diesen Beweis kann er am Dienstagabend antreten.

Neymar, Brasiliens Messi(as)

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